von Ingo Hagel
Ich habe ja immer mal wieder darauf hingewiesen, dass die Sehnsucht vieler Menschen nach einer spirituellen Vertiefung durch Meditation heute groß ist –
siehe dazu zum Beispiel hier und hier auf Umkreis-Online –
Sowie auch die Ausführungen Rudolf Steiners dazu hier:
… diese Sehnsucht, die eigentlich heute alle Menschen beherrscht, aus der Abstraktion heraus zum spirituellen Leben zu kommen …
dass es allerdings zu diesem Thema doch sehr bizarre Vorstellungen auf gut besuchten Seiten zu lesen gibt –
neuestes Beispiel mit der Verlinkung einer einstündigen „mystischen“ Musik hier:
mein derzeitiges ätherisches Klangkleid, – wunderbare harmonische Klangharmonie, die man in Endlosschleife hören kann – so stelle ich mir das Leben auf ätherischer Ebene vor, mit einem Klang-Kleid das mich dauerhaft im FLOW hält und alles um mich auflöst, um in der Glüchseligkeit des Seins aufzugehen … (am besten mit Kopfhörer)
Ich habe die fehlerhafte Orthographie in oben angeführtem Beispiel übernommen, weil auch sie die gedankliche Schlampigkeit belegt, mit der man glaubt, an die Meditation herangehen zu können.
Bei solchen auf den verschiedenen Kanälen des Internets sehr häufig vorkommenden Fällen einer defekten Rechtschreibung frage ich mich immer wieder, warum diese Autoren glauben, dass ihre Leser sich mit ihren Darstellungen auseinandersetzen sollen, wo doch diese Autoren sich noch nicht einmal selber mit ihren Texten adäquat auseinandersetzen wollen.
Dann stand da auf diesem Kanal an anderer Stelle noch das Motto
gedankenlos und frei den Tag genießen.
Wer so das Denken sogar während des gewöhnlichen Alltages ausschalten will –
und vielen Leute sprechen diese Impulse des nicht denken wollenden Ungeistes aus ihren verfinsterten Herzen und Köpfen –
zu dem kann man natürlich weder über den Freiheitsimpuls der „Philosophie der Freiheit“ Rudolf Steiners reden noch über eine auf diese basierende übersinnliche Forschung auf der Grundlage des Denkens.
Da die Menschen das Denken heutzutage als nicht zielführend,
eher lästig und schmerzhaft empfinden, da sie niemals in ihrem Leben gelernt haben, was wirkliches Denken ist –
und da sie sich niemals Achtung vor dem Denken erworben haben –
wollen sie am liebsten während des Tages und noch viel mehr während der Meditation das Denken ausschalten, davon wegkommen, es loswerden. –
Beziehungsweise in einer anderen Variante glaubt man, in das spirituelle Gebiet der Meditation hineinkommen zu können mit dem gewöhnlichen Alltagsdenken. –
Dabei ist natürlich das richtig, dass man durch das gewöhnliche Denken
niemals das erreicht, was man sich durch die Meditation oder eine übersinnliche Forschung erhofft: nämlich die Lösung der verschiedenen Welträtsel, die einem heute ja immer drängender in Wissenschaft, Weltanschauung und sozialem Leben auf den Pelz von Leib, Seele und Geist rücken und immer mehr in den verschiedenen Bereichen Lebensödnis hervorrufen. Aber man kann eben von Rudolf Steiner lernen, dass es mit Blick auf eine moderne übersinnliche Forschung „keinen gesunden Weg“ gibt außer dem hin zu einem kraftvollen Denken:
Es gibt keinen gesunden Weg der neueren Mystik als durch das energische Denken durch.
Siehe dazu auch auf Umkreis-Online zum Beispiel auch diesen Artikel hier.
Auf der anderen Seite kann man diese Betonung des Denkens in der Meditation
gewaltig missverstehen, wenn man glaubt, man könne dazu im gewöhnlichen Denken und im gewöhnlichen Bewusstsein des Alltags verbleiben. Das geschieht sehr leicht, wenn man sich zu früh –
und ohne sich genügend aus der Anthroposophie heraus einen Begriff dieser Meditation gemacht zu haben –
an dieselbe begibt. Man darf eben zum Beispiel solche Ausführungen Rudolf Steiners, dass die Meditation –
wie in obigem Beispiel durch ein „energisches Denken“ –
beziehungsweise an anderer Stelle ausgeführt „mit aller Gewalt“ durchzuführen sei, nicht missverstehen, weil diese Gewalt nicht auf das gewöhnliche Denken anzuwenden ist, wenn man den physischen Leib nicht ruinieren will. Energie und Gewalt sind eben erst einmal darauf anzuwenden, sich ein reines Denken anzueignen, wodurch sich das Kopfdenken des Alltags vom Kopf in den ganzen Menschen verlagert –
was am besten dadurch geschieht, dass man zum Beispiel solche Schriften sich erarbeitet wie Rudolf Steiners „Philosophie der Freiheit“ – oder sich seine Anthroposophie erarbeitet –
weil jede gesunde Meditation sich eben auf der Grundlage dieses reinen Denkens abspielen muss. –
Darauf hat Rudolf Steiner ja sogar in seinem Buch „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?“ in einem Nachwort hingewiesen – wohl deshalb, weil er sehr gut sah, wie sehr man ihn auch diesbezüglich missverstand. –
Viele Leute haben merkwürdige Vorstellungen und Wünsche.
Sie ersehnen sich durch die Meditation eine übersinnliche Welt, die ja doch immer eine nicht-sinnliche Welt sein muss ist, ohne in sich die Voraussetzungen schaffen zu wollen, erst einmal ihr eigenes Denken zu einer Auffassung des nicht-sinnlichen, also reinen Gedankens umgestalten zu wollen. Ein solches Missverständnis über die Charakteristiken einer geistigen Welt kann im besten Fall nur zu Enttäuschungen, im schlimmeren Fall zur körperlichen oder seelischen Krankheit führen.
Das ist das Gegenteil von Meditation –
siehe auch das beigefügte Bild hier im Post –
die sich letztendlich ohne den physischen Leib – also leibfrei – vollziehen soll, wenn man sich –
wie oben dargestellt –
Kopfhörer aufsetzt und während der Meditation mit seinem physischen Leib Musik hören will, damit alles um einen herum sich
auflöst, um in der Glüchseligkeit des Seins aufzugehen.
Man sieht an diesem Beispiel mal wieder, was für völlig falsche Vorstellungen die Leute haben, weil sie entweder nie mit der Anthroposophie in Kontakt gekommen sind – oder, falls Sie damit in Kontakt kamen, sich nie mit ihr beschäftigen wollten. Und man sieht an diesen Beispielen einer schrägen und gedankenlosen Auffassung der Welt, die man sehr erweitern könnte, wie sehr heute die Anthroposophie Rudolf Steiners ein Heilmittel ist für diese kranke Zeit. Aber dazu ist eben das nötig, was die Leute heute nicht wollen: Sich im Denken anstrengen!
Die immer absurder werdenden Zeitverhältnisse,
die aus einem kranken Denken einer untergehenden Zeit sich ergeben, werden mittlerweile doch von ein paar Menschen bemerkt. Dass man sich allerdings, um diese kranken Verhältnisse zu heilen, zu einem energischen und erkrafteten Denken wenden muss, das führte Rudolf Steiner einmal mit Blick auf die Reaktionen auf sein nicht leicht zu verstehendes Buch „Kernpunkte der sozialen Frage“ aus:
Über diesen Stil der «Kernpunkte der sozialen Frage» haben ja viele allerlei Zeug geschwätzt: Schwer verständlich, Schachtelsätze – und dergleichen. Es ist ganz gut, daß jemand es einmal ausgesprochen hat, daß ja schließlich dieses Buch dazu da ist, um ein Aufruf zu sein an die Menschheitserneuerung, daß es nicht ein Schlafpulver sein soll für diejenigen, die eine angenehme Lektüre haben wollen.
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