Die „Philosophie der Freiheit“ als eine sehr wichtige Zwischenstufe zwischen dem Erkennen der Sinnenwelt und dem der geistigen Welt

 

von Ingo Hagel

 

Da gibt es hier in Rudolf Steiners Buch „Die Geheimwissenschaft im Umriss“ (GA 13 S. 343) diesen Abschnitt:

Es ist der Weg, welcher durch die Mitteilungen der Geisteswissenschaft in das sinnlichkeitsfreie Denken führt, ein durchaus sicherer. Es gibt aber noch einen andern, welcher sicherer und vor allem genauer, dafür aber auch für viele Menschen schwieriger ist. Er ist in meinen Büchern «Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung» und «Philosophie der Freiheit» dargestellt. Diese Schriften geben wieder, was der menschliche Gedanke sich erarbeiten kann, wenn das Denken sich nicht den Eindrücken der physisch-sinnlichen Außenwelt hingibt, sondern nur sich selbst. Es arbeitet dann das reine Denken, nicht das bloß in Erinnerungen an Sinnliches sich ergehende in dem Menschen, wie eine in sich lebendige Wesenheit. Dabei ist in den genannten Schriften nichts aufgenommen aus den Mitteilungen der Geisteswissenschaft selbst. Und doch ist gezeigt, dass das reine, nur in sich arbeitende Denken Aufschlüsse gewinnen kann über die Welt, das Leben und den Menschen. Es stehen diese Schriften auf einer sehr wichtigen Zwischenstufe zwischen dem Erkennen der Sinnenwelt und dem der geistigen Welt. Sie bieten dasjenige, was das Denken gewinnen kann, wenn es sich erhebt über die sinnliche Beobachtung, aber noch den Eingang vermeidet in die Geistesforschung. Wer diese Schriften auf seine ganze Seele wirken lässt, der steht schon in der geistigen Welt; nur dass sich diese ihm als Gedankenwelt gibt. Wer sich in der Lage fühlt, solch eine Zwischenstufe auf sich wirken zu lassen, der geht einen sicheren Weg; und er kann sich dadurch ein Gefühl gegenüber der höheren Welt erringen, das für alle Folgezeit ihm die schönsten Früchte tragen wird. 

 

Was kann man durch das oben Angeführte lernen?

Zum Beispiel dieses, dass schon die Mitteilungen der anthroposophischen Geisteswissenschaften zu einem sinnlichkeitsfreien Denken führen. Denn alle diese Mitteilungen handeln eben von nicht sinnlich beobachtbaren Vorgängen. Da muss man schon in einer ganz anderen Weise sein Denken engagieren, als das bei Darstellungen ist, die auf Dinge und Vorgänge in der Sinneswelt verweisen. 

 

Lernen kann man auch, dass

der Weg, welcher durch die Mitteilungen der Geisteswissenschaft in das sinnlichkeitsfreie Denken führt, ein durchaus sicherer

ist. Diese Mitteilungen sind nicht so einfach zu verstehen, man muss sich ganz ordentlich anstrengen in seinem Denken – aber gerade dadurch wird verhindert, dass man sich in seinem Seelengefüge in ungesunder Weise aus seiner Leiblichkeit herauslöst. Zwar war es bereits vor über 100 Jahren so, 

daß es jetzt Aufgabe zu werden beginnt, sich mit spirituellen Angelegenheiten zu befassen. (Ga 174, S. 22) 

Aber wer bei diesen Mitteilungen der Geisteswissenschaft nicht aktiv mitdenken will, sondern nur passiv irgendwelche übersinnlichen Sensation erhaschen will, der sollte um diese besser einen weiten Bogen machen. 

  

Noch „sicherer und vor allem genauer“ ist allerdings der Weg, 

der in Rudolf Steiners beiden

Büchern «Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung» und «Philosophie der Freiheit» dargestellt

ist. Derjenige, der diesen Weg dieser geht, 

der steht schon in der geistigen Welt; nur dass sich diese ihm als Gedankenwelt gibt.

Interessanterweise wird das nur von diesen beiden Büchern, diesen beiden „genannten Schriften“ gesagt, die 

auf einer sehr wichtigen Zwischenstufe zwischen dem Erkennen der Sinnenwelt und dem der geistigen Welt

stehen – und nicht von den sonstigen Darstellungen und „Mitteilungen der Geisteswissenschaft„.  

 

Lernen und in seinem Seelengefüge bewegen kann man durch die oben angeführte Passage auch,

dass dieses sinnlichkeitsfreie Denken etwas darstellt,

was der menschliche Gedanke sich erarbeiten kann, wenn das Denken sich nicht den Eindrücken der physisch-sinnlichen Außenwelt hingibt, sondern nur sich selbst. Es arbeitet dann das reine Denken, nicht das bloß in Erinnerungen an Sinnliches sich ergehende in dem Menschen, wie eine in sich lebendige Wesenheit.

Man kann natürlich als Leser und Studierender – 

auch und gerade als Studierender der „Philosophie der Freiheit“ – 

feststellen, dass man das erst einmal realisieren muss,

sich nicht den Eindrücken der physisch-sinnlichen Außenwelt

hinzugeben. Realisiert man dieses nicht, dann arbeitet das reine Denken eben nicht so

wie eine in sich lebendige Wesenheit.

Siehe zu diesem wesenhaften Denken der „Philosophie der Freiheit“ auch hier. 

  

Und da steht es in der oben angeführten Passage aus der „Geheimwissenschaft“ also auch mal wieder, 

dass man durch das, was in diesen beiden Büchern Rudolf Steiners steht –

also: «Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung» und «Philosophie der Freiheit» –

zwar schon in der geistigen Welt steht, allerdings nur insofern, als dass sich diese einem

als Gedankenwelt gibt. 

Fragt man sich also, ob man durch diese „Philosophie der Freiheit“ in die reale übersinnliche Welt von Imagination, Inspiration und Intuition kommt, so muss diese Frage wohl abschlägig beantwortet werden – beziehungsweise man kommt in diese geistige Welt „nur“ „als Gedankenwelt„.

Siehe dazu auch diese Artikel hier: 

Zur Zurückdrängung der Leibesorganisation durch das intuitive Denken der „Philosophie der Freiheit“ Rudolf Steiners.

 

Damit ist allerdings immer noch nicht die in obigen Artikeln aufgeworfene Frage beantwortet, 

woher der Mensch, diese „Zurückdrängung der Leibesorganisation„, die in der „Philosophie der Freiheit“ mehrmals erwähnt wird, beobachten kann. Diese stellt doch offenbar ein übersinnliches Geschehen mindestens in der leiblich-ätherischen – also übersinnlichen – Organisation des Menschen dar, welches doch wohl nur durch eine ebensolche übersinnliche Beobachtungsfähigkeit wahrgenommen werden kann. 

Wie ist das zu verstehen? Entweder gehört diese Wahrnehmung einer „Zurückdrängung der Leibesorganisation“ noch nicht zu den wirklichen übersinnlichen Wahrnehmungen, und sie ergibt sich daher ganz natürlich durch die spezielle Art und Weise, wie der Mensch durch diese „Philosophie der Freiheit“ in der geistigen Welt nur als „als Gedankenwelt“ drinnensteht. 

Oder Rudolf Steiner ist zu dem Zeitpunkt der Neuausgabe seiner „Philosophie der Freiheit“ im Jahre 1918 in der Darstellung dieser Sache weiter gegangen, als es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung seiner „Geheimwissenschaft“ im Jahre 1909 möglich war zu erörtern. 

 

 

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