Die Perle einer anfänglichen neuen Hellsichtigkeit und die Hühner – Teil 6

 

von Ingo Hagel 

 

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Allerdings erlebt der Mensch, so wie er heute in seinem intellektuellen Bewusstsein konstituiert ist, in dieser denkenden Betrachtung der Welt erst einmal nur ein abstraktes Destillat eines in Wirklichkeit geistigen Zusammenhanges – also das, was oben als abstrakter Begriff von „Fischen und Bäumen“ exemplarisch dargestellt wurde.

In der „Philosophie der Freiheit“ liest sich das Ganze nun so (GA 4, S. 104):     

Die Hauptschwierigkeit bei der Erklärung der Vorstellungen wird von den Philosophen in dem Umstände gefunden, daß wir die äußeren Dinge nicht selbst sind, und unsere Vorstellungen doch eine den Dingen entsprechende Gestalt haben sollen. Bei genauerem Zusehen stellt sich aber heraus, daß diese Schwierigkeit gar nicht besteht. Die äußeren Dinge sind wir allerdings nicht, aber wir gehören mit den äußeren Dingen zu ein und derselben Welt. Der Ausschnitt aus der Welt, den ich als mein Subjekt wahrnehme, wird von dem Strome des allgemeinen Weltgeschehens durchzogen. Für mein Wahrnehmen bin ich zunächst innerhalb der Grenzen meiner Leibeshaut eingeschlossen. Aber was da drinnen steckt in dieser Leibeshaut, gehört zu dem Kosmos als einem Ganzen. Damit also eine Beziehung bestehe zwischen meinem Organismus und dem Gegenstande außer mir, ist es gar nicht nötig, daß etwas von dem Gegenstande in mich hereinschlüpfe oder in meinen Geist einen Eindruck mache, wie ein Siegelring in Wachs. Die Frage: wie bekomme ich Kunde von dem Baume, der zehn Schritte von mir entfernt steht, ist völlig schief gestellt. Sie entspringt aus der Anschauung, daß meine Leibesgrenzen absolute Scheidewände seien, durch die die Nachrichten von den Dingen in mich hereinwandern. DieKräfte, welche innerhalb meiner Leibeshaut wirken, sind die gleichen wie die außerhalb bestehenden. Ich bin also wirklich die Dinge; allerdings nicht Ich, insoferne ich Wahrnehmungssubjekt bin, aber Ich, insofern ich ein Teil innerhalb des allgemeinen Weltgeschehens bin. Die Wahrnehmung des Baumes liegt mit meinem Ich in demselben Ganzen. Dieses allgemeine Weltgeschehen ruft in gleichem Maße dort die Wahrnehmung des Baumes hervor, wie hier die Wahrnehmung meines Ich. Wäre ich nicht Welterkenner, sondern Weltschöpfer, so entstünde Objekt und Subjekt (Wahrnehmung und Ich) in einem Akte. Denn sie bedingen einander gegenseitig. Als Welterkenner kann ich das Gemeinsame der beiden als zusammengehöriger Wesenseiten nur durch Denken finden, das durch Begriffe beide aufeinander bezieht. 

Nachdem wir hier also eine angemessene Gemüts- und Gedankengrundlage geschaffen haben für die Aufnahme und angemessene Einschätzung des Weiteren, was überraschend, verwirrend, betäubend und hart an den materialistischen Kopf anstoßend in dieser GA 146 dann mit Blick auf Rudolf Steiners „Philosophie der Freiheit“ und „Wahrheit und Wissenschaft“ ausgeführt wird:

 

Nachdem Rudolf Steiner also mit oben angeführtem Beispiel eines abstrakten Denkens –

also nicht nur „Fische„, sondern auch den schon vor fast 20 Jahren in der „Philosophie der Freiheit“ erwähnten „Baum“ –

im Grunde genommen schon vorsichtig anklopfend, erinnernd und einleitend seine Zuhörer darauf aufmerksam gemacht hatte, dass er diese Dinge doch alle schon in seiner „Philosophie der Freiheit“ behandelt hat, wird er im nächsten Abschnitt in dieser GA 146 nun mit Blick auf diese „Philosophie der Freiheit“ ganz deutlich: 

Es wurde als ein großes Wort eines großen Aufklärers gehalten, das dieser gesagt hat im 18. Jahrhundert: Mensch, erkühne dich, deiner Vernunft dich zu bedienen. – Heute muß ein größeres Wort in die Seelen klingen, das heißt: Mensch, erkühne dich, deine Begriffe und Ideen als die Anfänge deines Hellsehertums anzusprechen. – Das, was ich jetzt ausgesprochen habe, habe ich schon vor vielen Jahren ausgesprochen, ausgesprochen in aller Öffentlichkeit, nämlich in meinen Büchern «Wahrheit und Wissenschaft» und «Philosophie der Freiheit», wo ich gezeigt habe, daß die menschlichen Ideen aus übersinnlichem, geistigem Erkennen kommen. Man hat es dazumal nicht verstanden; das ist ja auch kein Wunder, denn diejenigen, die es hätten verstehen sollen, die gehörten, nun ja, halt zu den Hühnern.

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