von Ingo Hagel
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Nun könnte man natürlich sagen, dass Rudolf Steiner doch zu Beginn des Vortrages auf all die Bedingungen hingewiesen hat, die an eine wirkliche okkulte, übersinnliche Entwicklung zu stellen sind – und dass es doch in diesem Vortrag um nichts anderes ginge. Aber dem ist nicht so. Beziehungsweise es geht so darum, wie Rudolf Steiner es oft schildert: Zuerst verweist er auf eine übersinnliche Schulung –
also zum Beispiel im Sinne von „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?“ – von der aber zu Beginn dieses Vortrages gar nicht explizit die Rede ist – sondern davon ist „nur“ so die Rede, wie ich es hier verlinkt habe –
und dann kommt er plötzlich auf die „Philosophie der Freiheit“ zu sprechen – oder umgekehrt. Ich habe ja bereits auf diese „rätselvolle Sache“ hingewiesen, die aber nur so lange rätselvoll ist, solange man nicht eingesehen hat, dass sämtliche übersinnlichen Schilderungen der Anthroposophie auf dem erlebten reinen Denken auf der Grundlage der „Philosophie der Freiheit“, „Wahrheit und Wissenschaft“ beruhen –
mit allen den dazugehörigen oben geschilderten dramatischen Erlebnissen –
sowie auf dem beruhen, was von „erfahrenen anthroposophischen“ und sonstigen mystischen Schwätzern abschätzig als Rudolf Steiners „philosophisches Frühwerk“ abqualifiziert wird –
Gott sei Dank hat der damals noch ziemlich intellektuelle Doktor dann aber doch noch rechtzeitig die Kurve gekriegt und eine Christus-Erscheinung gehabt … –
das doch mit dieser „wunderbaren und herzerwärmenden“ Anthroposophie nichts zu tun habe. Nun ja, wie „wunderbar und herzerwärmend“ diese Anthroposophie sein kann, wenn man sie nicht nur als äußere Lehre „second hand“ entgegennehmen, sondern als inneres Erlebnis haben will, das wurde ja oben geschildert. Es ist auch gar nichts dagegen einzuwenden, dass Menschen diese wirklich wunderbare und herzerwärmende Anthroposophie entgegennehmen, aber man muss sich doch immer im Klaren sein, wie und unter welchen Schmerzen diese übersinnlichen Erkenntnisse immer errungen werden müssen – und wie fern man doch eigentlich dem Kern dieser Anthroposophie steht, wenn man das nicht wenigstens theoretisch – also erstmal abstrakt – begriffen hat.
So, wie Rudolf Steiner hier in dieser GA 146 ausgehend von einem abstrakten Denken,
ausgehend von der „Philosophie der Freiheit“ und so weiter diese Erkenntnisdramatik eines erlebten Denkens schildert, ist man nicht berechtigt, diese plötzlich rückwirkend in Beziehung zu setzen zu dem zu Beginn dieses Vortrages geschilderten esoterischen Erkenntnisweg, sondern diese Erkenntnisdramatik ergibt sich immer, wenn man auf die eine oder auf die andere methodische Weise wirklich das Denken erlebt – und nicht das Gedachte.
Dass allerdings Alles, was sich auf der Ebene von „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?“ abspielt, sich auf der Ebene des reinen Denkens abspielt, darauf in einem Nachtrag zu diesem Buch hinzuweisen, sah sich Rudolf Steiner –
vermutlich aufgrund vieler von ihm erlebter Missverständnisse geistig strebender Anthroposophen, die sich gerechtfertigt glaubten, sich anhand dieses Buches an dem reinen Denken vorbei in die geistige Welt träumen zu dürfen –
zur Neuausgabe dieses Buches im Jahre 1918 veranlasst:
… Für die hier gemeinte übersinnliche Seelenbetätigung ist es außerordentlich bedeutsam, in voller Klarheit das Erleben des reinen Denkens zu durchschauen. Denn im Grunde ist dieses Erleben selbst schon eine übersinnliche Seelenbetätigung. Nur eine solche, durch die man noch nichts Übersinnliches schaut. Man lebt mit dem reinen Denken im Übersinnlichen; aber man erlebt nur dieses auf eine übersinnliche Art; man erlebt noch nichts anderes Übersinnliches.
Und das hier in dieser GA 146 Geschilderte ist eben ein besonders eindringliches Beispiel dafür,
wie tiefgreifend diese Erkenntnisdramatik eines „Erlebens des reinen Denkens“ ausgehend von dem, was viele Leute nur als „völlig überflüssige anthroposophische Erkenntnistheorie“ bezeichnen, erlebt werden kann – wenn man diese Erkenntnistheorie eben praktisch in der richtigen Weise durchnimmt, wenn man also daran arbeitet, zum Beispiel diese „Philosophie der Freiheit“ nicht nur mit seinem gewöhnlichen Alltagsverstand zu lesen. –
Aber ich sage ja auch immer, dass man diese „Philosophie der Freiheit“ erst einmal nur mit seinem gewöhnlichen Alltagsverstand lesen muss, weil man noch keinen anderen hat. Allerdings darf man dabei die Perspektive des weiteren Weges nicht verlieren. –
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