Den Gedanken liegen immer – auch im gewöhnlichen Denken des Alltagsbewusstseins – ätherische Bildekräfte zugrunde 

von Ingo Hagel

 

So oft nennt Rudolf Steiner ein wirkliches Denken beziehungsweise das Denken der „Philosophie der Freiheit“ ein lebendiges Denken. So sagt er zum Beispiel in der GA 217 (S. 83), dass er mit der „Philosophie der Freiheit“ an das „lebendige rein Geistige“ appellierte. Hier in der GA 67 (S. 311ff) führt er aus, dass viele Menschen die von ihm 

in der „Philosophie der Freiheit“ entwickelten Vorstellungen … „Abstraktionen“ nennen; ich nenne sie die konkretesten, lebendigsten Vorstellungen, weil die „Philosophie der Freiheit“ ja lauter lebendige Begriffe entwickelt.

Und auch in der „Philosophie der Freiheit“ selber spricht er zum Beispiel vom „Erleben des Denkens„, von der „lebendigen Anschauung“ mit Blick auf die moralische Intuition (S. 181), vom „lebendigen Begriff“ (S. 182) und davon, dass dem Menschen bei dem Versuch, das Denken zu beobachten, nur „allzu leicht   

nur das tote Abstrakte, die Leichname des lebendigen Denkens

übrigbleibt. 

 

Oder betrachten wir diese Stelle hier. 

Auch hier wird auf den Unterschied zwischen einem lebendigen Denken, das den Menschen schöpferisch gestaltet, und einem toten, machtlosen, kraftlosen, schattenhaften und abstrakten Denken hingewiesen:

Was ist denn eigentlich dieses Üben, damit man zum imaginativen Denken kommt? Es besteht darin, dass, während man sonst immer bloß bis zum Spiegel seines Innern sieht, zu dem, was innen herausgespiegelt ist, was aber nichts anderes ist als die äußere Natur, man sich jetzt die Fähigkeit erwirbt, hinter den Spiegel zu sehen. Da ist nicht dasselbe, wie in der äußeren Natur; da sind die menschenschöpferischen Kräfte. Das ist die andere Seite des Denkens. Hier ist das tote Denken, auch abstraktes Denken genannt. Da ist das lebendige Denken. Und im lebendigen Denken sind die Gedanken Kräfte. 

Das ist eben das Geheimnis bezüglich des Denkens, dass dasjenige, was man im gewöhnlichen Denken eigentlich in sich hat, nur das Schattenbild dessen ist, was das wahre Denken ist. Aber das wahre Denken durchzieht die Welt, ist als Kräftestruktur in der Welt, nicht bloß im Menschen. 

Hier sagt Rudolf Steiner ganz klar, dass das lebendige Denken im Gegensatz zum toten, abstrakten Denken diejenigen „menschenschöpferischen Kräfte“ sind, die zum Beispiel dem menschlichen Leib und seinen Funktionen zugrunde liegen. 

 

Es ist eben so, dass der geschaffenen Welt – 

die der Mensch in seinem gewöhnlichen Kopfbewusstsein als einen toten Mechanismus ansieht – 

lebendige Gedanken zugrunde liegen, das heißt, dass den sinnlich wahrnehmbaren Organismen dieser Welt, also mindestens Pflanzen, Tieren und Menschen diese lebendigen Gedankenkräfte zugrunde liegen. Es ist also nicht zutreffend, wenn die Menschen glauben, sie seien die Schöpfer ihrer Gedanken. Diese Gedankenbildekräfte konstituieren – neben Anderem – die Welt, und der Mensch kann an ihnen einen Anteil haben, sie können in der einen oder in der anderen Weise in ihm erscheinen, wenn er denkt: 

Es ist gar nicht sehr gescheit, wenn der Mensch glaubt, das Denken sei nur in ihm. Das ist ungefähr so, wie wenn er Wasser aus einem Bache schöpft und das trinkt und nun die Meinung hat: Ja, meine Zunge, die hat fortwährend das Wasser hervorgebracht. Wir schöpfen das Wasser aus dem gesamten Wasservorrat der Erde. Wir geben uns dabei natürlich nicht der Illusion hin, dass unsere Zunge das Wasser hervorbringe. Nur beim Denken tun wir das. Da reden wir davon, dass das Gehirn das Denken hervorbringt, während wir bloß aus dem Gesamtdenken, das in der Welt universal ausgebreitet ist, schöpfen, was wir dann in uns als Gedankensumme haben. 

 

Diese lebendigen und schöpferischen Gedanken 

dürfen dem Menschen auf der jetzigen Stufe seiner schwachen Gedankenkraft allerdings nicht so ohne weiteres in sein Bewusstsein fallen, sonst würde der Mensch niemals zu einem genügend starken Selbstbewusstsein und niemals zur Freiheit kommen können. Daher müssen diese lebendigen Gedanken – ersteinmal – abgetötet und abgelähmt werden. Aber wir leben in dem Zeitalter darinnen, in dem der Mensch diese abgelähmten und toten Gedanken dann auch wieder verlebendigen muss.    

 

Daher haben die Menschen heute keinen Sinn für das, 

was sie als Gedanken in sich durch Denken zur Erscheinung bringen können. Sie halten Gedanken für etwas völlig Subjektives, für etwas nur vom einzelnen Menschen Geschaffenes, ohne Zusammenhang mit der Welt – und daher auch ohne Bedeutung für eine wirkliche und wahre Erkenntnis der objektiven Welt – 

so es diese denn überhaupt gibt, denn an vielen Stellen wird das verneint, mit der Begründung, dass Wahrheit nur ein subjektives Produkt ist, und dass es keine objektive Wahrheit gäbe – was dann zur Folge hat, dass man sich um Erkenntnis nicht mehr kümmern muss – was dann wiederum zur Folge hat, dass alle Erkenntnisfähigkeit tatsächlich verkümmert – 

Im oben angeführtem Beispiel – nur zum Beispiel – klärt Rudolf Steiner die Zuhörer über den Irrtum dieser Ansicht auf:

Es ist gar nicht sehr gescheit, wenn der Mensch glaubt, das Denken sei nur in ihm. Das ist ungefähr so, wie wenn er Wasser aus einem Bache schöpft und das trinkt und nun die Meinung hat: Ja, meine Zunge, die hat fortwährend das Wasser hervorgebracht.

Oder hier:

Aber was sind denn eigentlich Gedanken?    Geradeso wie die Milch in den Milchtopf hereingegossen werden muss, damit sie darinnen ist, so müssen die Gedanken in den Menschen hineinkommen, damit sie darinnen sind. Und woher kommen sie im Leben, das zunächst in Betracht kommt zwischen Geburt und Tod?   

 

Die Gedanken also, die der gewöhnliche, naive Mensch glaubt, 

selber aus sich heraus zu entwickeln, befinden sich also in dem Menschen selber darinnen – 

aber ohne dass er sich ihrer bewusst wird. –

Sie entstammen dem allgemeinen Weltenäther, aus dem sie mit der beginnenden Inkarnation des Menschen entnommen werden: 

Nun, dieser Weltenäther, meine lieben Freunde, der ist in Wirklichkeit der Träger der Gedanken. Dieser Weltenäther, den alle gemeinsam haben, er ist der Träger der Gedanken, da sind die Gedanken darinnen, da sind jene lebendigen Gedanken eben darinnen, von denen ich Ihnen immer gesprochen habe auch in anthroposophischen Vorträgen, dass der Mensch ihrer teilhaftig ist im vorirdischen Leben, bevor er auf die Erde heruntersteigt. Das alles, was überhaupt an solchen Gedanken vorhanden ist, ist im lebendigen Zustande im Weltenäther darinnen und wird niemals entnommen aus dem Weltenäther im Leben zwischen Geburt und Tod, niemals, sondern alles, was der Mensch an lebendigem Gedankenvorrat in sich enthält, empfängt er dann in dem Augenblick, wo er aus der geistigen Welt heruntersteigt, also sein eigenes lebendiges Gedankenelement verlässt, wenn er heruntersteigt und sich seinen Ätherleib bildet. Dadrinnen sind noch die lebendigen Gedanken, in dem, was am Menschen bildet und organisiert. …   

 

Man muss dieser inneren geistigen Welt des eigenen Ätherleibes,

die aus lauter Gedanken besteht, in sich selbst die Kraft, also Gedankenkraft, entgegenhalten können, um in dieser – 

geistig wahrnehmend – was dann aber heißt: lebendige Gedanken denken könnend – 

bestehen zu können. Diese lebendige, imaginative Welt ist nicht umsonst in der Evolution des Menschen abgelähmt und abgetötet worden zu dem, was wir heute – 

wenig wertschätzend, denn dieses abgelähmte und abstrakte Denken an der Sinneswelt entlang gibt dem Menschen seine Freiheit – aber dann muss auf Grundlage dieser Freiheit auch wieder die reale geistige Welt erobert werden – 

abstraktes, totes Denken nennen – 

aber so ist das Denken eben erstmal, das nur an der Sinneswelt entlanggeht – und auch das Denken der „Philosophie der Freiheit“ ist erstmal nur abstrakt, wenn man ihm nichts anderes abgewinnen kann – 

damit der Mensch diese Kräfte zu einem wirklichen Wahrnehmen der lebendigen, imaginativen Welt entwickeln lernen kann.

 

Die imaginative Welt ist eine Gedankenwelt, 

sie kann also auch nur durch das Denken erfasst werden. Wer das Denken also nicht schätzt oder das reine Denken sogar hasst, wird keine Aussicht darauf haben, auch nur in das erste, reale Element einer geistigen Welt (imaginative Welt) in gesunder Weise hineinzukommen. 

Nicht das Denken selber ist zu überwinden und über Bord zu werfen, um die imaginative Welt wahrnehmen zu können, sondern das Denken an der sinnlichen Welt entlang ist zu überwinden. – 

Aber auch nur so, dass dieses Denken an der sinnlichen Welt entlang nicht grundsätzlich zu überwinden und über Bord zu werfen ist, sondern nur so, dass es durch ein lebendiges Denken zu ergänzen ist. – 

Und alle erkenntnistheoretischen Bemühungen Rudolf Steiners seit seinen ersten Schriften sind der Versuch, den lesenden Menschen eine Anleitung zu vermitteln, ohne das denken zu lernen, was die Sinne dem Menschen ins gewöhnliche Bewusstsein werfen – 

ja, man könnte sagen: was diese Sinne dem Menschen aufzwingen. Man muss also schon auch Zwang, das heißt Wille aufwenden, um diese Sinneswelt aus dem Denken wieder herauszubekommen – 

und was dem Menschen die Illusion gibt, er könne denken.

  

Daher ist diese anthroposophische Erkenntnistheorie in dem geschrieben, 

was Rudolf Steiner reines Denken, sinnlichkeitsfreies Denken nennt. Ohne dass man dieses Element, aus dem eben die imaginative Welt besteht –

und aus dem alle anderen geistigen Welten auch bestehen, nur dann eben in noch anderer Weise –

ergreifen lernt, ohne dass man sich in diesem sinnlichkeitsfreien Element bewegen kann und darin leben und atmen lernt, kann man nicht in die geistige Welt hineinkommen, ohne verrückt zu werden. Wer nicht durch ein reines, sinnlichkeitsfreies Denken erkraftet in diese imaginative Welt hineinkommt, geht in ihr einfach unter, ertrinkt in ihr, verliert allen Halt. Das ist ja das Positive dieses Denkens an der Sinneswelt entlang, dass man sich an dieser entlang – 

an diesem aus dem lebendigen ätherischen Meer abgeschiedenen Toten entlang –

sehr gut erst einmal festklammern kann, um entlang dieser Sinneswelt ein ordentliches und konsistentes Denken zu lernen. Das ist der erste Schritt. Der zweite Schritt ist, dass man ohne dieses aus dem lebendigen Zusammenhang den Menschen unter die Arme geworfene Treibgut der mineralischen Sinneswelt sinnlichkeitsfrei denken lernt – also reines Denken lernt – zum Beispiel anhand der „Philosophie der Freiheit“ Rudolf Steiners. –

Aber es ist auch möglich sich anhand der Vorträge und Schriften der Anthroposophie ein reines Denken zu erarbeiten. –

 

Und das ist ja das so Positive dieser anthroposophischen Erkenntnistheorie, 

dass Rudolf Steiner uns in ihr eine Art liebevollen Trimm-Dich-Knüppelpfades durch diesen geistigen Sumpf der ätherischen Welt gegeben hat, an dem man sich Wort für Wort, Satz für Satz, Seite für Seite festhalten kann, bis man dann schließlich in der Lage und gekräftigt ist, auch ohne diese Sicherung über das geistige Wasser dieses Sumpfes gehen zu können, in dem das gewöhnliche Bewusstsein nur untergehen kann.

Erst dann in einem dritten Schritt, wenn man das wirklich ausreichend kräftig, lebendig und selbstständig kann, besteht eine Aussicht, in diese imaginative Welt bewusst, selbstbewusst hineinzukommen – beziehungsweise dass diese zu Einem kommt.  

 

Auch dem Denken des gewöhnlichen Alltagsbewusstseins entlang der Sinneswelt 

liegen also übersinnliche ätherische Bildekräfte zugrunde – nur dass die getötet werden und dann erst dem Menschen als abstraktes Denken, und noch dazu gestützt durch die Sinneswahrnehmung, ins Bewusstsein fallen. Dadurch kommt man nicht auf den Gedanken, man kommt nicht auf die Wahrnehmung der Tatsache, dass den Gedanken ätherische Bildekräfte zugrunde liegen. 

Nun aber könnte man auf den Gedanken kommen, dass man mit dem lebendigen Denken der „Philosophie der Freiheit“ doch bei der Beobachtung des Denkens irgendwo diesen ätherischen Bildekräften begegnen müsste, wo doch in diesem Buch und an vielen anderen Stellen im Werk Rudolf Steiners so oft von dem wirklichen lebendigen – 

also noch nicht abgestorbenen und toten – 

Denken die Rede ist, das man beobachten solle. 

Man könnte infolgedessen beim Studium der „Philosophie der Freiheit“ versucht sein, dauernd irgendwo gedanklich Ausschau zu halten, wo denn diese Bildekräfte sind – da man glaubt, diese beobachten zu sollen.

 

Man könnte sich also, wenn man den Inhalten der Anthroposophie 

schon etwas nähergetreten ist, unter diesem lebendigen Denken, diesen lebendigen Begriffen, diesen lebendigen Vorstellungen – 

die man doch dabei ist zu entwickeln, wenn man die Inhalte der „Philosophie der Freiheit“ nachdenkt – 

vielleicht vorstellen, dass man, wenn es einem gelingen sollte, das Denken zu beobachten, dann doch auf so etwas stoßen sollte wie diese ätherischen Bildekräfte – 

oder vielleicht auf irgendwelche Elementarwesen –

also bereits auf etwas Real-Übersinnliches. Das ist allerdings nicht der Fall – 

jedenfalls erstmal nicht – 

beziehungsweise anders –

nämlich erstmal nur rein gedanklich, rein philosophisch –

als sich der Mensch dieses Real-Übersinnliche oft vorstellt. 

 

Solche Erwartungen sind also nur ein Zeichen dafür, 

dass der Mensch noch in seinem abstrakten Kopfbewusstsein drinnensteckt. Dann kann er die Neigung entwickeln, sein Denken zu spalten, indem er neben seinen Denkbemühungen um die „Philosophie der Freiheit“ nun auch noch irgendetwas Anderes, Übersinnliches ins Blickfeld bekommen will. Ganz im Gegenteil verstehe ich alle diesbezüglichen Ausführungen Rudolf Steiners so, dass das Denken sich stattdessen so derart zu einer starken, nur auf eine einzige Sache gerichtete aktiven Kraft entwickeln muss, dass man überhaupt keine Gelegenheit hat, nebenher noch irgendetwas Anderes – passiv – beobachten zu wollen. 

Mit solchen Erwartungen verstellt man sich also den Blick für das, was tatsächlich an einem konzentriertem Denkwillen, der die Sinneswelt ausschalten kann, zu erarbeiten ist. 

 

Das ist natürlich richtig, dass man irgendwann, wenn man gelernt hat, 

die „Philosophie der Freiheit“ richtig zu lesen, auch diesen ätherischen Bildekräften in einer ersten Wahrnehmung begegnet.

Aber so, wie man den ätherischen Bildekräften in seinem gewöhnlichen Alltagsbewusstsein erstmal nur als toten, abgetöteten und nun abstrakten Gedanken begegnet –

das heißt als realen ätherischen Bildekräften eben nicht bewusst, sondern nur unbewusst begegnet – 

so begegnet man in den lebendigen Intuitionen eines reinen, lebendigen Denkens durch die „Philosophie der Freiheit“ auch den ätherischen Bildekräften, aus denen Gedanken ja immer bestehen, aber eben noch nicht in der tatsächlichen realen übersinnlichen Form der ätherischen Bildekräfte, sondern – 

wie immer mal wieder hier auf Umkreis-Online beschrieben – 

nur in der rein gedanklichen, rein philosophischen Form der Gedanken der „Philosophie der Freiheit“. Erstmal. Aber es kommt eben darauf an, ob man diese Gedanken nur mit dem Kopf oder wirklich mit dem lesen und denken kann, was eben der ganze übrige am Kopf dranhängende Mensch ist. Also zum Beispiel mit der Brust und der letzten Faser der großen Zehe: 

Denn Sie werden die merkwürdige Beobachtung machen: Erst jetzt können Sie davon sprechen, daß das Denken, wie man es im gewöhnlichen Leben hat, eine Kopftätigkeit ist. Sie haben ja vorher gar kein Recht, davon zu sprechen, dass das Denken eine Kopftätigkeit ist, denn das wissen Sie nur äußerlich aus der Physiologie, Anatomie und so weiter. Aber jetzt spüren Sie innerlich, dass Sie nicht mehr so hoch oben denken, sondern dass Sie beginnen, mit der Brust zu denken. Sie verweben tatsächlich Ihr Denken mit dem Atmungsprozesse. Sie regen damit an, was die Jogaübungen künstlich angestrebt haben. Sie merken, indem das Denken immer mehr und mehr eine Willensbetätigung wird, daß es sich zuerst der Menschenbrust und dann dem ganzen Menschenkörper entringt. Es ist, als ob Sie aus der letzten Zellfaser Ihrer großen Zehe dieses Denken hervorziehen würden. Und wenn Sie mit innerlichem Anteile so etwas studieren, was mit allen Unvollkommenheiten in die Welt getreten ist – ich will nicht meine «Philosophie der Freiheit» verteidigen – wenn Sie so etwas auf sich wirken lassen und fühlen, was dieses reine Denken ist, so fühlen Sie, daß ein neuer innerer Mensch in Ihnen geboren ist, der aus dem Geiste heraus Willensentfaltung bringen kann.

Dieses Lesen der „Philosophie der Freiheit“ läuft bis hierhin erstmal immer noch nur rein gedanklich, rein philosophisch ab. Denn eine bloße Kopf-Philosophie ist ja keine Philosophie, weil sie kein wirkliches Denken ist. 

  

Was dann weiter daraus werden kann, das liegt im gedanklichen Forschungsinteresse, 

Verständnis-, Denk- und gedanklichen Erlebniswillen des Lesers der „Philosophie der Freiheit“ – 

und daran, inwieweit er in der Lage ist, aus seinem Denken der Gedanken dieses Buches die Sinneswelt herauszuhalten. –

Das liegt also auch daran, wie dem Leser an den Gedanken der „Philosophie der Freiheit“ der geistige Hunger erwacht nach dem wirklichen realen Übersinnlichen, dass dann allerdings nicht mehr nur das rein Gedankliche, rein Philosophische der „Philosophie der Freiheit“ darstellt, dass man – 

wie es nicht anders sein kann – 

ersteinmal nur mit seinem gewöhnlichen Kopfbewusstsein denken kann – 

das aber zu überwinden ist. – 

 

Ich vermute, dass es daher seit der Neuausgabe der „Philosophie der Freiheit“ 1918 

in dieser diese rätselvolle Passage einer Wahrnehmung der Zurückdrängung der Leibesorganisation gibt – 

siehe dazu Kapitel 310 hier 

bei der es sich offenbar um eine erste reale übersinnliche Wahrnehmung handelt – allerdings noch nicht einer Wahrnehmung einer übersinnlichen makrokosmischen Außenwelt, sondern erstmal nur einer übersinnlichen mikrokosmischen Innenwelt des Menschen. Daher spricht Rudolf Steiner in der GA 232 davon, dass es sich mit Blick auf dieses „charakterisierte Denk-Erlebnis“ der „Philosophie der Freiheit“ um ein Abtasten der eigenen übersinnlichen menschlichen Wesenheit handelt, und dass der Mensch sich dabei selber Objekt wird:

Kommt man aber dazu, dieses eben charakterisierte Denk-Erlebnis zu haben, dann ergreift man nicht die Welt; man hockt auch, möchte ich sagen, nicht in seinem Ichpunkte bloß drinnen, sondern es passiert etwas ganz anderes. Man bekommt das Gefühl, das ganz richtige Gefühlserlebnis, daß man mit seinem Denken, das eigentlich nicht an irgendeinem Orte ist, nach dem Innern alles erfaßt. Man fühlt: man tastet den inneren Menschen ab. So wie man mit dem gewöhnlichen Denken, ich möchte sagen, geistige Fühlfäden nach außen streckt, so streckt man mit seinem Denken, mit diesem Denken, das in sich selbst sich erlebt, fortwährend sich in sich selber hinein. Man wird Objekt, man wird sich Gegenstand.  

 

Was dann wiederum aus diesem ersten übersinnlichen Wahrnehmen 

des mikrokosmischen Menschen weiter werden kann im Zuge eines richtigen, angemessenen Studiums der „Philosophie der Freiheit“, dass man nämlich durch die „Philosophie der Freiheit“ 

den ganzen Inhalt der Anthroposophie

findet, das hat Rudolf Steiner in der „Philosophie der Freiheit“ nicht beschrieben, aber er hat es – wie Walter Johannes Stein berichtet – diesem gegenüber ausgesprochen (Der Europäer Jg. 9 / Nr. 6 / April 2005):

Walter Johannes Stein hat in dem sogenannten «Haager Gespräch», das er 1922 mit Rudolf Steiner führen konnte, die Frage gestellt: «Was wird nach Jahrtausenden von Ihrem Werk noch übrig bleiben?» Die Antwort lautete: «Nichts als die Philosophie der Freiheit. Aber in ihr ist alles andere enthalten. Wenn jemand den dort geschilderten Freiheitsakt realisiert, findet er den ganzen Inhalt der Anthroposophie.» 

wie Walter Johannes Stein das berichtet, dann würde das bedeuten, dass, solange man nicht aus einem angemessenen Studium der „Philosophie der Freiheit“ 

den dort geschilderten Freiheitsakt realisiert, 

man auch nicht zum

ganzen Inhalt der Anthroposophie

kommen. 

Auf der anderen Seite würde es bedeuten, dass solange man nicht aus seinem Studium der „Philosophie der Freiheit“ 

den ganzen Inhalt der Anthroposophie 

findet, so lange hat man auch nicht 

den dort geschilderten Freiheitsakt realisiert.

Das sollte nicht zu Depressionen und Verzweiflung führen, sondern Ansporn zur Arbeit sein. Man muss ja nicht gleich in diesem einen Leben

den ganzen Inhalt der Anthroposophie 

realisieren. Und auch die Realisierung des Freiheitsaktes der „Philosophie der Freiheit“ vollzieht sich ja nicht nur bis zur Imagination, sondern weiter hinaus zur Inspiration und Intuition. Man muss Geduld haben mit sich – und mit Anderen.

  

  

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