Übersetzung von Ingo Hagel
Dieses also ist der Präsidentenpalast in Estland, in der Hauptstadt Tallinn, wo ich jetzt am Wochenende sprechen werde. Und wie überall in der Welt heute gingen auch hier die Gespräche über die Geschehnisse in den USA, und wer der neue Präsident sein wird. Es gibt viele Wege und Weisen, auf die Ergebnisse heute zu schauen. Eine ist, dass mehr als 300 Millionen Menschen in Amerika die Wahlmöglichkeit bekommen hatten, wenigstens meiner Ansicht nach, zwischen einer Katastrophe und einem Desaster. Und das sagt etwas ganz Schwerwiegendes über die Natur dieses politischen Systems, nämlich dahingehend, inwiefern dieses die Interessen der Menschen berücksichtigt und die Wahlmöglichkeiten der Menschen. Es ist nicht schwierig, diese Wahlmöglichkeiten zu manipulieren, wenn man kontrollieren kann, welches diese Wahlmöglichkeiten sein werden. Und in diesem Falle waren diese beiden Wahlmöglichkeiten eben Hillary Clinton und Donald Trump. Wenn wir Hillary Clinton – ich glaube angemessen – die Katastrophe nennen, dann ist Amerika heute tatsächlich einer Kugel ausgewichen, und das ist ganz wörtlich gemeint, denn eine Sache ist ganz klar: wenn Hillary Clinton die Präsidentschaft gewonnen hätte, dann wären Amerika und die westliche Welt fast absolut sicher in den Krieg gegen Russland gezogen. Das kann immer noch geschehen, aber das wäre mit Sicherheit geschehen, wenn Clinton an die Macht gekommen wäre. Denn das ist es, worum es bei der Dämonisierung Russlands und dem Aufbau der militärischen Kräfte der NATO entlang der russischen Grenze allein geht.
Stattdessen hat aber die Mehrheit derjenigen, die gewählt haben (in Amerika ist die Wahlbeteiligung traditionell sehr niedrig; Anmerkung IH), Donald Trump gewählt. Und die Frage ist, warum? Und es gibt einige positive Erklärungen dafür, auch wenn ich glaube, dass Trump ein Desaster werden wird, und dass diejenigen, die ihr Vertrauen in Trump setzen, tief enttäuscht sein werden mit dem, was während seiner Präsidentschaft im Weißen Haus geschehen wird.
Jedoch gibt es durchaus einige positive Aspekte in dieser Angelegenheit, die einiges wiedergeben von dem, was im Moment sich vollzieht.
Und ich sehe es gerade wieder auf meiner Welttournee, und wir haben es mit dem Brexit gesehen in Großbritannien. Und das ist eine ganz offensichtliche Veränderung der Bewusstseine der Menschen, welche auf die Welt ganz neu schauen und das politische Establishment zurückweisen.
Nun, ich denke nicht für eine Sekunde, dass Donald Trump ein Außenseiter ist. Aber das ist nicht entscheidend mit Blick auf die Tatsache, dass er von großen Teilen der Bevölkerung eben als ein solcher Außenseiter angesehen wird, als jemand, der das Establishments herausfordert, als jemand, der – mit dem Ausdruck, der so oft benutzt wurde – den Sumpf trockenlegt.
Wenn man also darauf sieht, warum dieses Ereignis, dieses Wahlergebnis so ausfiel, dann muss man auf diese Wahrnehmungen und Anschauungen sehen, denn von diesen kommen die Handlungen und Entscheidungen der Menschen. Also zum Beispiel, dass bestimmte Kandidaten Deine Stimme bekommen.
Wir hatten also die Anschauung, und die war eine absolut zutreffende, und ganz nachweisliche, dass Hillary Clinton bis in die Knochen ein Teil dieses Establishments war.
Dass sie eine ganze politische Karriere hinter sich hat, die auf Korruption und Manipulation gegründet ist und gnadenlose Zerstörung von Gegnern, zum Beispiel Bernie Sanders. Womit eigentlich alles gesagt wäre. Hillary Clinton war daher immer ein ausgesprochen schwer zu verkaufendes Produkt. ….
So gab es also auf der einen Seite die Anschauung, dass es sich bei Hillary Clinton um einen absoluten Bestandteil des Establishments handelt, und daher immer ein schwer zu verkaufendes Produkt sein würde, selbst in normalen Zeiten – aber wir haben ja keine normalen Zeiten, wir leben in einer Zeit des Umbruchs. Hillary Clinton erwies sich also als eine problematische Strategie, da diese Verwandlung im Bewusstsein der Menschen sich vollzieht, wenn die Menschen die politischen Klasse und das politische Establishment ablehnen, das die Richtung diktiert, in der diese Welt sich bewegen soll und das Leben der Menschen bestimmt, jedenfalls bis jetzt.
Es handelt sich also gar nicht so sehr darum, was Donald Trump darstellt, wenn man darauf schaut, was dieses Wahlergebnis zustande brachte, sondern darum, was so viele Menschen glauben, in ihm zu sehen.
Nämlich einen Außenseiter des Systems. Und so spiegelt das Ergebnis dieser Wahl in Amerika, mit Blick auf die Motivationen dahinter, dasselbe wider, was auch mit Blick auf den Brexit in Großbritannien geschah. Wiederum handelte es sich hier um eine ganz gewaltige Zurückweisung der politischen Klasse, des politischen Establishments, von dem fast alle der Bevölkerung mit grässlichen Konsequenzen drohten, sollten Sie für einen Ausstieg aus der EU stimmen.
Wir befinden uns also in Zeiten des Umbruchs. Und ich glaube nicht für eine Minute daran, dass Donald Trump das erfüllen wird, was die Leute gerne hätten, dass er erfüllen soll. Aber wir wollen das einfach mal beiseite tun und auf die Gründe schauen, warum er so viel Unterstützung erhielt. Ja, ein großer Anteil hat ihn einfach unterstützt, weil er schlicht und einfach nicht Hillary Clinton war. …. Jedoch ist diese Wahl von Donald Trump auch ein Ausdruck für diese immer mehr wachsende Zurückweisung des politischen Establishments, und die Wahl von Donald Trump war eine Möglichkeit, dieses kundzutun.
Wie geht es nun weiter?
Das hängt davon ab, in welche Richtung Donald Trump gehen wird. Und in welchem Maße gerade er in seinem neuen Amt nun selber ein Abdruck dieses politischen Systems werden wird. Wie gesagt, ich denke, die Menschen werden enttäuscht werden. Und ich hoffe – sollte das geschehen – dass die Menschen dann zur nächsten Stufe, zum nächsten Entwicklungsschritt des Erwachens übergehen werden. Und das ist: zu realisieren, dass das politische System selber das Problem ist – ganz gleichgültig, was man von der Person, der man nun ins Amt geholfen hat, hält. Die Art und Weise, wie die Gesellschaft strukturiert wird, die Art und Weise, wie sie geknechtet wird durch die Strippenzieher hinter den Kulissen und deren Netzwerke, und die letztendlich all diese Leute kontrollieren, heißen diese nun Donald Trump oder Hillary Clinton oder wie auch immer. Wir müssen zu der nächsten Stufe des Erwachens fortschreiten und realisieren, dass es nicht das politische System sein wird, dass irgend etwas verändern wird.
Was etwas verändern wird, das wird einzig und allein die große Mehrheit der Menschen sein, die aufhören werden, mit dem politischen System zusammenzuarbeiten,
ob es nun die eine Partei oder die andere Partei ist, ob es Obama, Bush, Trump, Clinton oder wer auch immer ist. Denn die Wenigen, die die politische Klasse genannt wird, das politische Establishment, die finanzielle Klasse, das finanzielle Establishment, kann seinen Willen der großen Mehrheit nur aufdrücken, weil diese große Mehrheit mit ihnen zusammenarbeitet – und hinsichtlich der Diktate und Gesetze mit diesen Wenigen kooperiert. Wenn wir aufhören zu kooperieren mit Gesetzen, die ungerecht sind, mit Gesetzen, die einfach nur aus dem Grunde geschaffen werden, um uns unsere Freiheit zu nehmen, die unser Leben kontrollieren und bestimmen, was wir tun und lassen sollen, und was wir zu wählen und zu denken haben. Wenn wir also aufhören, mit diesen Leuten zu kooperieren und ihnen zu gehorchen.
Wenn wir sagen: Nein, wir tun das nicht, wir befolgen das nicht, unser eigenes Gefängnis zusammenzubauen und dazu die einzelnen Ziegelsteine aufeinanderzusetzen. Wir machen das einfach nicht! Wenn irgend jemand nun aus dem Weißen Haus herauskommt, Clinton oder Trump oder wer auch immer, oder aus Downing Street (offizielle Amts- und Wohnsitze von zwei der wichtigsten britischen Regierungsmitglieder – des Premierministers des Vereinigten Königreichs und des Schatzkanzlers; Anmerkung IH) und sagt: Wir hatten nun ein Treffen, und wir haben entschieden, dass dieses oder jenes nun geschehen wird blablabla … Das alles wird doch nur geschehen, wenn die große Mehrheit von Menschen sagt: „Ach Gottchen, ja, besser wir tun es, denn das ist ja nun mal das Gesetz.“
Das bedeutet, wer auch immer von diesen winzigen Wenigen die Gesetze diktiert, völlig egal, wie die nun im einzelnen aussehen werden, drückt seinen Willen der großen Mehrheit auf. Wir müssen also zu einem neuen Schritt kommen in begreifen dessen, wie die Welt funktioniert.
Wir dürfen nicht mehr glauben, dass irgend jemand nun ein Außenseiter ist und für uns die Dinge regeln und verändern wird.
Ich glaube, wir werden in den nächsten Monaten mit Blick auf Donald Trump sehen, dass genau das nicht der Fall sein wird. Dass also nicht das geschehen wird, von dem die Leute hoffen, dass es geschehen möge. Wir müssen realisieren, dass der einzige Weg, um die Wenigen zu verhindern, ihren Willen der großen Mehrheit aufzudrücken, das sein wird, dass eben diese große Mehrheit aufhören muss, mit diesen Wenigen und ihren Diktaten, Gesetzen und Vorschriften zu kooperieren, dort, wo sie ganz speziell dazu geschaffen werden, um den freien Gedanken und seine Äußerung sowohl wie die Möglichkeit, frei sein Leben zu gestalten (freedom of choice) zu zerstören.
Also – wie gesagt – die Leute werden enttäuscht werden mit Blick auf das, was nun nach dieser Wahl kommen wird. Aber diese Wahl muss eben angesehen werden als ein bedeutender Ausdruck dessen, dass die Menschen genug haben. Diese Wahl war so eine Art Urschrei, ein Schrei nach Hilfe, ein Schrei der Verzweiflung, dass die Menschen Keinen mehr haben, der ihren Sorgen zuhört. Dass keiner mehr da ist, der über die Nöte der Menschen und deren Interessen nachdenkt. Und das ist die gute Sache bei dieser Wahl gerade eben. Aber da werden noch viele Schritte zu bewältigen sein. Einer von denen wird sein zu begreifen, dass es keinen aus der politischen Welt geben wird, der für uns, für die Menschen etwas reformieren und zum Besseren wenden wird. Das werden wir tun müssen. Und wir müssen das zusammen tun!
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