von Stella Hagel
Kieran soll sich allmählich an den Topf gewöhnen. Aber er mag dort gar nicht sitzen bleiben. Er wird nicht gerne seiner Freiheit beraubt. Auch hat er keine Ahnung, was wir von ihm wollen, obwohl er uns sonst schon gut versteht. Gekränkt und unglücklich schaut er uns an. Plötzlich kommt ein kleines Pipi. Ich, die Tante, stifte Mama und Papa an zu loben. Wir sitzen zu dritt um Kieran herum und jubeln freudig „Bravo! Bravo!“ Kieran strahlt, freut sich mit uns und findet Gefallen an der Sache. Allmählich lernt er auch das große Geschäft in den Topf zu machen, stimmt dann freudig und mitreißend das Bravorufen an. „Blavo! Blavo!“ ruft er. Wir stimmen ein, müssen aber aufpassen, dass Kieran nicht blitzschnell aufsteht und vor Begeisterung mit dem Fuß in den Topf steigt. Da kennt er im Gegensatz zu seinen jüngeren Brüdern keine Berührungsängste. An einem schönen Tag mit einem gelungenen großen Geschäft, Bravorufen und Saubermachen, geht die Mutter mit dem vollen Topf ins Bad, um ihn auszuschütten. Die Tante hat dort auch etwas zu tun und beide schwätzen ein wenig, bevor wir uns anschicken, das Kind wieder richtig anzuziehen. Dieses spielt fröhlich und nackelig in der warmen Stube auf dem Teppich. Plötzlich erschallt aus der Stube neues begeistertes Bravorufen. Die Mutter erbleicht und ein schrecklicher Verdacht steigt in ihr hoch. „Wieso ruft er denn jetzt Bravo? Der wird doch nicht …? Oh Gott, der Teppich!“ Schnell laufen wir hin. Tatsächlich prangt auf dem Teppich ein imposanter Haufen. Das Kind daneben strahlt. Ich halte Kieran fest, damit er nicht in das Geschäft steigt, und beschwöre die Mutter: „Du darfst jetzt nicht schimpfen, das würde er nicht verstehen, nachdem wir immer Bravo für jeden Stinker gerufen haben!“ „Nein, Nein“, jammert die Mutter, die mit dem Saubermachen anfängt. „Mach ich nicht. Kann aber doch keiner ahnen, dass er noch nicht fertig war.“