von Ingo Hagel
Immer wieder weist Rudolf Steiner in den Vorträgen in dieser GA 84, von denen hier die Rede sein wird –
und die zusammen thematisch zusammen eine Einheit bilden –
mit Blick auf dieses Thema selbstverständlich auf sein Buch „Wie erlangt man Erkenntnisse höherer Welten“ hin. Aber er kommt dann mal wieder –
das heißt, wie er es immer wieder mit Blick auf dieses Thema in anderen Vorträgen auch tut –
mehrmals und mit Blick auf die Erlangung übersinnlicher Erkenntnisse sehr bedeutungsvoll auf seine „Philosophie der Freiheit“ zu sprechen:
Wenn wir heute die äußere Naturwissenschaft lernen, wenn wir da alle die Begriffe aufnehmen, die in der äußeren Evolutionslehre dem Menschen gebracht werden, dann ist das im Grunde genommen ein Denkgetöse, ein Denklärm. Und dieser Denklärm, dem sich der heutige Mensch, insbesondere auch wenn er Wissenschafter ist, hingibt, stört ihm die feinere Wahrnehmung der inneren Denktätigkeit. Daher verschläft er auch die innere Denktätigkeit. Ich habe in meiner «Philosophie der Freiheit» auf dieses reine Denken, das nicht etwas Äußerliches denkt, sondern das ganz im Innern des Menschen verläuft, hingewiesen.
Bei allen denjenigen Lesern der „Philosophie der Freiheit“,
denen dieses Thema einer
feineren Wahrnehmung der inneren Denktätigkeit,
oder wie es in der „Philosophie der Freiheit“ genannt wird: einer Beobachtung des Denkens –
Siehe dort (GA 4 S. 46):
Für jeden aber, der die Fähigkeit hat, das Denken zu beobachten – und bei gutem Willen hat sie jeder normal organisierte Mensch – ist diese Beobachtung die allerwichtigste, die er machen kann.
Aber es gibt da ein schwerwiegendes Problem (S. 85):
Den Grund, warum das Denken bei der Betrachtung der Dinge zumeist übersehen wird, haben wir bereits angegeben (vergleiche Seite 42 f.). Er liegt in dem Umstände, daß wir nur auf den Gegenstand, über den wir denken, nicht aber zugleich auf das Denken unsere Aufmerksamkeit richten.
unter den Nägeln brennt, könnten bei dem Studium des oben angeführten Zitates die freudigen Alarmglocken schrillen. Denn was dort in diesen Vorträgen verhandelt wird, kann durchaus als eine Hilfestellung zum Verständnis nicht nur eines Weges zum Erlangen übersinnlicher Erkenntnisse, sondern auch der „Philosophie der Freiheit“ bezeichnet werden.
Ein paar Seiten später gibt es dann diese Stelle,
in der Rudolf Steiner ganz klar sagt, dass dieses Einleben in das „Äthergeschehen der Welt“ gar nicht so schwierig wäre. Und
wenn man in der richtigen Weise die «Philosophie der Freiheit» studiert,
so kommt man sogar „am leichtesten“ dazu, sich in diese Denktätigkeit einzuleben, und dass man dadurch darauf kommt,
was eigentlich dieses Äthererleben, dieses Bildekräfteerleben ist.
Das kann gar nicht anders verstanden werden –
siehe dazu auch im Inhaltsverzeichnis dieser Rubrik Anthroposophie das Kapitel 330: Durch die „Philosophie der Freiheit“ DOCH in die reale geistige Welt. –
als dass man dann in der realen geistigen Welt dieser Imaginationen,
dieses Äthererlebens, dieses Bildekräfteerlebens
beobachtend drinnen ist:
Kurz, man lebt sich auf diese Weise in das Äthergeschehen der Welt ein. Und es ist wirklich wahr: Es wäre gar nicht so schwierig zu erreichen, wenn die Menschen nur in der gegenwärtigen Zeit die Neigung hätten, sich, wie ich es beschrieben habe, in die Denktätigkeit selbst einzuleben. Man kommt ja am leichtesten dazu, sich in diese Denktätigkeit selbst einzuleben, wenn man das, was in meiner «Philosophie der Freiheit» enthalten ist, richtig durchlebt. Dort ist zum Beispiel hingewiesen auf dieses Denkerleben für die ethische, für die moralische Welt. Qualitativ ist es dasselbe, was ich da beschrieben habe. Und wenn man in der richtigen Weise die «Philosophie der Freiheit» studiert, so kommt man darauf, was eigentlich dieses Äthererleben, dieses Bildekräfteerleben ist.
Also:
… die feinere Wahrnehmung der inneren Denktätigkeit …
das heißt die Beobachtung dessen,
was eigentlich dieses Äthererleben, dieses Bildekräfteerleben ist,
beziehungsweise die in der „Philosophie der Freiheit“ beschriebene Beobachtung des Denkens, das heißt dass man die Neigung entwickelt,
sich in die Denktätigkeit selbst einzuleben,
ist im Grunde genommen dasselbe. Und:
Man kommt ja am leichtesten dazu, sich in diese Denktätigkeit selbst einzuleben, wenn man das, was in meiner «Philosophie der Freiheit» enthalten ist, richtig durchlebt.
Natürlich könnte man sich nun an dieses Zitat in der GA 322 erinnern,
in dem Rudolf Steiner sagt, dass, wenn man nun die „Philosophie der Freiheit“ in der beschriebenen Weise durchgenommen hätte, man dann nicht sagen könnte, dass man schon in der realen geistigen Welt drinnen stünde (GA 322 S. 112):
Und nun setzen wir voraus, jemand käme einfach innerhalb des gewöhnlichen Bewusstseins dazu, diese „Philosophie der Freiheit“ in der Art durchzuarbeiten, wie ich das eben beschrieben habe, dann kann er natürlich nicht sagen: er sei irgendwie in der übersinnlichen Welt darinnen. Denn diese „Philosophie der Freiheit“, ich habe sie ganz absichtlich so geschrieben, wie sie geschrieben ist, weil sie zunächst als ein rein philosophisches Werk vor die Welt hintreten sollte.
„Zunächst„!
Das heißt aber, dass diese „Philosophie der Freiheit“ irgendwann einmal –
das heißt bei einem für sie sich dann entwickelt habendem angemessenem Verständnis des Lesers –
auch als das „vor die Welt hintreten“ könnte, was sie ist: Nämlich tatsächlich als ein Weg in die reale übersinnliche Welt. „Zunächst“ ist diese „Philosophie der Freiheit“
ein rein philosophisches Werk.
Man studiert sie ersteinmal
innerhalb des gewöhnlichen Bewusstseins.
Denn man hat ja ersteinmal nichts anderes als dieses gewöhnliche Bewusstsein, wenn man als naiver Realist dieser „Philosophie der Freiheit“ durch eine Gunst des Schicksals begegnen sollte. Aber dann, wenn man sich anhand dieser „Philosophie der Freiheit“ dazu gebracht hat, nicht nur mit dem Kopf, sondern mit dem ganzen Menschen zu denken –
… Es ist, als ob Sie aus der letzten Zellfaser Ihrer großen Zehe dieses Denken hervorziehen würden. Und wenn Sie mit innerlichem Anteile so etwas studieren, was mit allen Unvollkommenheiten in die Welt getreten ist – ich will nicht meine «Philosophie der Freiheit» verteidigen – wenn Sie so etwas auf sich wirken lassen und fühlen, was dieses reine Denken ist, so fühlen Sie, daß ein neuer innerer Mensch in Ihnen geboren ist, der aus dem Geiste heraus Willensentfaltung bringen kann. …
dann hat sie durchaus die Kräfte in sich, den Menschen auch in diese reale geistige Welt zu führen. Die „Philosophie der Freiheit“ ist also ein okkultes, ein geisteswissenschaftliches Buch, durch dessen richtiges Studium man in die reale geistige Welt kommt:
Und wenn man in der richtigen Weise die «Philosophie der Freiheit» studiert, so kommt man darauf, was eigentlich dieses Äthererleben, dieses Bildekräfteerleben ist.
Aber um durch die „Philosophie der Freiheit“ zu diesem „Bildekräfteerleben“ zu kommen,
das heißt, um die Realität dessen zu erreichen, zu erleben, was eigentlich Gedanken sind –
siehe dazu auch diesen Artikel auf Umkreis-Online –
dazu ist nötig –
im Sinne einer geisteswissenschaftlichen Physiologie gesprochen –
für die Dauer einer entsprechenden seelisch-geistigen Betätigung die Verbindung zwischen Blut und Nerv aufzuheben, da diese im normalen, gewöhnlichen Alltagsbewusstsein die Grundlage für die Sinneswahrnehmung sowie die Erinnerung ist und damit jede Wahrnehmung einer übersinnlichen Welt überdeckt:
Nun handelt es sich darum: Den physischen Leib sehen wir mit den physischen Sinnen. Was sonst noch am Menschen ist, das ist mit den physischen Sinnen nicht wahrzunehmen. Kann es irgendwie sichtbar, wahrnehmbar, anschaubar gemacht werden? Das kann eben geschehen dadurch, daß man folgendes im Menschen bewirkt. …
Siehe dazu auch hier.
Nicht physiologisch, sondern geistig-seelisch gesprochen muss man dazu die Kraft und Konzentrationsfähigkeit erlangen,
alles das aus seinem Bewusstsein herauszuhalten, was an Sinneseindrücken und Erinnerungen in dieses hineindrängt. Rudolf Steiner beschreibt es sehr anschaulich am Beispiel der feinen Musik eines Pianos, die durch irgendwelche lauten Geräusche und Maschinenlärm übertönt wird (GA 84 S. 72):
Denken Sie sich einmal, hier spiele jemand Piano oder irgendein Instrument, und da draußen tosten die Maschinen in einer ganz außerordentlichen Weise. Sie würden die Maschinen hören. Das Piano würden Sie wenig wahrnehmen können, besonders wenn Sie etwas weiter weg davon waren. So ist es im Grunde genommen auch gegenüber dem, was eigentlich im Innern des Menschen von der Denktätigkeit lebt. Nur müssen wir da den Vergleich richtig gebrauchen. Wenn wir heute die äußere Naturwissenschaft lernen, wenn wir da alle die Begriffe aufnehmen, die in der äußeren Evolutionslehre dem Menschen gebracht werden, dann ist das im Grunde genommen ein Denkgetöse, ein Denklärm. Und dieser Denklärm, dem sich der heutige Mensch, insbesondere auch wenn er Wissenschafter ist, hingibt, stört ihm die feinere Wahrnehmung der inneren Denktätigkeit. Daher verschläft er auch die innere Denktätigkeit.
Ich habe in meiner «Philosophie der Freiheit» auf dieses reine Denken, das nicht etwas Äußerliches denkt, sondern das ganz im Innern des Menschen verläuft, hingewiesen.
Aber ich bin mir auch bewußt, daß ich mit diesem reinen Denken eigentlich etwas geschildert habe, von dem viele unserer Zeitgenossen sagen, das gibt es ja gar nicht; so wie derjenige, der das Getöse von Maschinen da draußen hören würde und das Piano nicht, sagen würde, das gibt es ja gar nicht.
Die Entwicklung einer solchen Kraft und Willenstätigkeit im Bewusstsein,
Sinneseindrücke und Erinnerungen aus seinem Denken herauszuhalten, das ist also auch etwas, das nicht nur zu einem richtigen Lesen der reinen Gedanken der „Philosophie der Freiheit“ gehört, sondern auch zum Erlangen übersinnlicher Erkenntnisse. Wenn man diese „Philosophie der Freiheit“ nicht nur mit dem Kopf lesen will, sondern wirklich Alles, was an Möglichkeiten in ihr steckt, realisieren will, dann muss man an dieses Buch so herangehen, wie das – auch hier – in diesem Artikel versucht wurde zu beschreiben. Das reine Denken der „Philosophie der Freiheit“ ist eben die wirkliche Grundlage der Anthroposophie – nicht Rudolf Steiners Buch „Wie erlangt man Erkenntnisse höherer Welten?“. Wer sich daran vorbeidrücken will, weil er den naiven Realismus seines gewöhnlichen Bewusstseins beibehalten will, der wird, nachdem er sich ermattet und enttäuscht –
Geht doch alles gar nicht … –
durch 216 Seiten dieses letztgenannten Buches durchgemogelt hat, erschreckt feststellen, dass Rudolf Steiner ihn im Nachtrag dieses Werkes noch einmal auf die Bedeutung des reinen Denkens für ein Wahrnehmen höherer Welten aufmerksam macht:
Für die hier gemeinte übersinnliche Seelenbetätigung ist es außerordentlich bedeutsam, in voller Klarheit das Erleben des reinen Denkens zu durchschauen. Denn im Grunde ist dieses Erleben selbst schon eine übersinnliche Seelenbetätigung. …
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