Christoph Hörstel durch den Wind

 

von Ingo Hagel 

 

Es ist schon eine ziemliche intellektuelle Unredlichkeit, dass Christoph Hörstel diese rohe Zusammenstellung von Zitaten, Nachschriften und persönlichen Erinnerungen Rudolf Steiner zuschreibt. Vor allen Dingen auch noch an prominenter Stelle, das heißt im Titel seines letzten Posts. Denn Artikel kann man es nicht nennen, wenn jemand nach Guttenbergscher Manier irgendwo einfach etwas herauskopiert und völlig ohne jede weitere eigenständige Bearbeitung und Kommentierung besinnungslos auf seine Seiten setzt.

 

Den von Hörstel kopierten Text hat Rudolf Steiner so nicht geschrieben oder gesprochen.

Das geht selbst aus der Seite hervor, auf die Hörstel hinsichtlich eines Teiles dieser Zitatensammlung verlinkt hat. Aber vielleicht ist er nach der Wahlniederlage seiner Deutschen Mitte, die bei den letzten Wahlen nur 0,1 Prozent der abgegebenen Stimmen errungen hat, und damit noch nichtmal für eine Parteienfinanzierung für die nächsten vier Jahre infrage kommt, zu sehr durch den Wind, um sich mit solchen Nebensächlichkeiten tiefer zu beschäftigen. Eine sorgfältige editorische Kommentierung dieser Rudolf Steiner zugeschriebenen Worte sind aber hier in der Rudolf Steiner Gesamtausgabe 40a, Seite 283ff, zu finden.

Seit vielen Jahren zirkulieren Texte, die Rudolf Steiner zugesprochen werden, aber oft nur ungefähr dem Original folgen, mit Zusätzen und Titeln versehen oder sogar in Spruchform gebracht worden sind:  …  

Selbst folgenden deutlich sichtbaren Hinweis

[Das Gebet stammt in dieser Form nicht unmittelbar von Rudolf Steiner! Die ersten drei Absätze des Textes sind – in teils veränderter Form – zusammengestellt aus drei Textstellen des Vortrags von Rudolf Steiner »Das Wesen des Gebetes« Berlin 17. 2. 1910, GA 059, S. 114, – die beiden letzten Absätze geben in abgewandelter Form einen von Zeylmans van Emmichoven überlieferten[4] Wortlaut wieder, der von Rudolf Steiner stammen soll; vgl. dazu auch (Lit.: Beiträge 098, S. 16) und (Lit.: GA 040a, S. 284-285)]

auf der Seite, auf die Hörstel verlinkt hat, hat er einfach übersehen. Dem anthroposophischen Impuls Rudolf Steiners ist aber mit nachplappernden Kopisten und einfallslosen esoterischen Trittbrettfahrern nicht gedient. 

Will sich Hörstel bei seinen Gefolgsleuten mal wieder mit einem besonderen Edelhappen melden und ihnen Mut zusprechen? 

Ihm sind nach dem Kopieren auch noch eine ganze Reihe von bedeutungsschweren Schlagworten eingefallen, mit denen er sein letztes „publizistisches“ Lebenszeichen auf seiner Homepage in einem überschwänglichen Rundumschlag getaggt hat:

Angst, Ergebenheit, Furcht, Gebet, Gewissheit, Grauen, Hingabe, Mut, Rudolf Steiner, Seelenruhe, Vertrauen, Zukunft

Zu keinem dieser Tags hatte Hörstel zuvor jemals einen Artikel geschrieben – beziehungsweise alle diese Tags verweisen nur auf diese oben angeführte Copy-and-Paste-Aktion. Dürfen wir also annehmen, dass Hörstel, nachdem sich seine Pläne, in den neuen Bundestag als Parteivorsitzender der Deutschen Mitte einzuziehen, zerschlagen haben, sich in der nächsten Zeit als Seelsorger neu positionieren, den Themen der obigen Tags zuwenden und diese mit Inhalt füllen wird? Ich ordne Hörstels gedankenleeres Kopistenwerk getrost in die Rubrik esoterischer Blödsinn ein. 

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