Bürgermeister von London: Es gibt „keinen Grund, alarmiert zu sein!“

 

von Ingo Hagel 

 

In London fuhren fünf Islamisten mit einem Lastwagen in Passanten hinein und stachen mit Messern auf andere ein: es wird von sieben Toten und mindestens 48 Verletzten berichtet.

US-Präsident Donald Trump twitterte, der Bürgermeister von London, Sadiq Khan, sei der Auffassung, es gäbe keinen Grund zur Aufregung: 

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Weitere Informationen

Die Tagesschau kritisiert den US-Präsidenten:

US Präsident Donald Trump kritisiert Londons Bürgermeister …

Den Bürgermeister von London, Sadiq Khan, griff der US-Präsident direkt an und riss dabei dessen Äußerungen aus dem Zusammenhang.

„Mindestens sieben tot und 48 verwundet bei einer Terrorattacke, und der Bürgermeister von London sagt, es gibt ‚keinen Grund, alarmiert zu sein!'“, so Trump.

At least 7 dead and 48 wounded in terror attack and Mayor of London says there is „no reason to be alarmed!“

… und liegt daneben 

Dabei hatte Khan seine Äußerung aber nicht auf die Terrorbedrohung bezogen, sondern klar darauf, dass die Londoner eine verstärkte Polizeipräsenz auf den Straßen zu erwarten hätten.

Dies fiel bald auf – zum Beispiel dem US-Journalisten Bradd Jaffy.

Full quote: “Londoners will see an increased police presence today & over the course of the next few days. There’s no reason to be alarmed.” https://t.co/qjiqKAF3Pp

 

Nochmal: Die Tagesschau kritisiert den US-Präsidenten:

US Präsident Donald Trump kritisiert Londons Bürgermeister …

Es ist doch erstaunlich, was die Sprache so alles hergibt. Hätte ich getwittert:

Meine Oma backt einen Kuchen, und Schlagsahne gibt es dazu auch,

dann hätte niemand darin irgend eine Kritik gesehen. Denn es hätte sich einfach um die Aufzählung von zwei kommenden Ereignissen gehandelt: Kuchen und Schlagsahne. Und diese zwei Ereignisse wurden durch das Wort „und“ verbunden. Hätten der bekannte und allseits beliebte Wissenschaftspublizist Ranga Yogeshwar oder der Pressesprecher des Bürgermeisters von London getwittert:

„Mindestens sieben tot und 48 verwundet bei einer Terrorattacke, und der Bürgermeister von London sagt, es gibt ‚keinen Grund, alarmiert zu sein!'“, 

dann hätte jeder in sich für die sachliche Information bedankt und wäre wohl beruhigt nach Hause gegangen.

Hier liegt die Sache anders, und man sieht mal wieder, wie die Konstellation der Zusammenhänge (wer sagt was, wann, wie und so weiter) zum Anlass genommen wird, Bedeutung, Aussage, Sinn zu schaffen, zu konstruieren. Würde Trump nicht von fast Allen hasserfüllt als Rüpel und Zerstörer der freien Welt angesehen, würde Keiner seinen Tweet als Kritik aufgefasst haben.

Und hätte Donald Trump diese beiden Mitteilungen nicht durch dieses Wörtchen „und“ verbunden,

„Mindestens sieben tot und 48 verwundet bei einer Terrorattacke, und der Bürgermeister von London sagt, es gibt ‚keinen Grund, alarmiert zu sein!'“, 

dann wäre er vielleicht – aber wirklich auch nur vielleicht , denn es gibt ja dieses wer, was, wann, wie und so weiter – unbehelligt unter dem feindlichen Radar durchgeflogen:

„Mindestens sieben tot und 48 verwundet bei einer Terrorattacke. Der Bürgermeister von London sagt, es gibt ‚keinen Grund, alarmiert zu sein!'“ 

Da kann man doch eigentlich nichts gegen haben, oder? Ist doch pure Info …

 

Ach ja, und dann ist da ja noch dieser Londoner Bürgermeister.

Diese einfach gestrickt wirkende Gestalt hat doch nur gesagt:

“Londoners will see an increased police presence today & over the course of the next few days. There’s no reason to be alarmed.”

Also:

Die Einwohner von London werden ein verstärktes Aufkommen an Polizeipräsenz heute und im Laufe der paar nächsten Tage wahrnehmen. Es gibt keinen Grund, alarmiert zu sein.

Ist denn daran etwas auszusetzen? Weil es natürlich der Bürgermeister von London und nicht der Präsident der Vereinigten Staaten ist, haben die Meisten bei dieser grandiosen Unverschämtheit bereits ihren Verstand abgeschaltet – inklusive natürlich Tagesschau, sämtliche Medien die in dieser Weise darüber berichten und so weiter.

Es gibt keinen Grund, alarmiert zu sein.

Echt nicht?

„Mindestens sieben tot und 48 verwundet bei einer Terrorattacke,

Und es gibt wirklich keinen Grund, alarmiert zu sein? Meint er das ernst? Diese Worte in diesem Zusammenhang des Geschehens? Ich sortiere diese ganze Angelegenheit eher in die Rubrik Verfall des Verstandes ein.

 

Heute muss man den Ausgangspunkt nicht von den Worten nehmen, sondern von dem Denken. 

Konfuzius sagte:

Wenn die Worte nicht stimmen, dann ist das Gesagte nicht das Gemeinte. Wenn das, was gesagt wird, nicht stimmt, dann stimmen die Werke nicht. Gedeihen die Werke nicht, so verderben Sitten und Künste. Darum achte man darauf, dass die Worte stimmen. Das ist das Wichtigste von allem.

Was ja durchaus richtig ist, jedoch nur den allerletzten Schritt dieses Prozesses darstellt: Das Formulieren, die Formgebung in Worten des ehemals Formlosen, nicht Greifbaren. Aber wenn das Denken so ruiniert ist, wie es heute der Fall ist, dann stimmen auch die Worte nicht mehr. Dann werden nur noch Phrasen ausgeschüttet, über die man sich angeekelt nur noch schütteln kann. Und die „stimmenden Worte“ werden heute auch nicht mehr von selbst gefunden. Irgendwelche Kurse zum schönen oder richtigen Setzen der Worte und so weiter helfen ebenfalls nicht weiter, denn heute muss von dem „Gemeinten“ selber ausgegangen werden, das heißt von dem, was der Einzelne wirklich im Zusammenhang einer Sache denkt. Vom Denken muss ausgegangen werden. Aber wer denkt? Dazu muss man sein eigenes Denken in den Blick bekommen. Sonst bekommt man niemals ein Gefühl für die trostlose Leere, die diese ansonsten unbeaufsichtigte Phrasendreschmaschine im eigenen Innern da in jedem Augenblick des Lebens produziert. Donald Trump hat auf diese Phrasenhaftigkeit hingewiesen.

 

Rudolf Steiner schrieb deshalb davon,

dass das Denken das unbeobachtete Element des gewöhnlichen Geisteslebens ist:

Die erste Beobachtung, die wir über das Denken machen, ist also die, dass es das unbeobachtete Element unseres gewöhnlichen Geisteslebens ist. 

Da läuft im Hintergrund, ohne dass wir es merken, etwas ab (siehe dazu auch hier auf Umkreis-Online die diversen Artikel zur Philosophie der Freiheit). Und wenn wir nicht versuchen, sozusagen den Finger in diese Wunde beziehungsweise auf dieses Denken zu legen, es in den Blick zu bekommen, dann wird es in Zukunft immer mehr nur noch der Fall sein, dass von dort dämonischer Unsinn und sinnentleerte Phrasen produziert und in unser Bewusstsein geworfen werden, die man dann in irgendein Mikrofon plappert. Dann werden die Menschen  immer mehr nur noch zusammenhanglose Worte aneinandergereihen, bei denen es einem grausen kann – wenn man einen Denk-Sinn dafür hat.

 

 

 

 

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