von Ingo Hagel
Kaffee: Zu viel Koffein schadet der Gesundheit
Die Kaffeepflanze bildet Koffein als Gift gegen Insekten, die Menschen lieben es aufgrund seiner aufputschenden Wirkung. Doch zu viel Koffein kann schädlich sein. Neben Schlafproblemen droht eine Abhängigkeit. Dann kann es sogar zu Entzugserscheinungen kommen.
An unendlich vielen Stellen kann man in den verschiedensten Variationen das lesen, was hier auch der Spiegel am Beispiel des Koffeins über ein angeblich zweckgerichtetes Verhalten der Pflanzen schreibt: „Koffein ist eigentlich ein Insektengift. Die Kaffeepflanze bildet es, um ihre Keimlinge vor Insektenfraß zu schützen.“ Wie stellt man sich das vor: Die Pflanze bildet etwas, um zu ….? Sagt sich da eine hochgebildete Pflanze, „Ich will Koffein bilden, denn das wehrt meine Feinde ab“? So steht es jedenfalls da. Das ist aber nirgendwo wissenschaftlich beobachtbar und damit nicht nachweisbar. Beobachtbar wäre nur, dass Kaffeekeimlinge von Insekten nicht gefressen werden – falls dies denn wirklich der Fall ist.
Und woher „weiß“ die Kaffeepflanze (wissen Pflanzen überhaupt irgend etwas?), dass Koffein den ihren Keimlingen feindlich gesonnenen Insekten abträglich ist? Hat sie vielleicht Biologie studiert oder den Spiegel gelesen? Und „wüsste“ sie es, wie stellte sie es dann an, in ihrer Physiologie den entsprechenden (geistigen) Entschluss (stofflich) als Syntheseweg zum Koffein zu veranlagen?
Wie man es auch dreht und wendet: Der Einzige, der „um zu“ sagen kann und damit Zwecke (ein noch nicht vorhandenes begriffliches Ziel, das jedoch aus der Zukunft in die Gegenwart wirkt) im Leben verfolgen kann, ist der Mensch. Darauf wies Rudolf Steiner im 11. Kapitel seiner „Philosophie der Freiheit“ hin. Formulierungen wie die obige, die Zwecke in die außermenschliche Natur hineinphantasiert, sind Ergebnisse einer im Einzelnen zwar detailreichen aber ideell dennoch oberflächlichen naturwissenschaftlichen Erziehung und Denkweise, die sich aber leider auf allen Ebenen des Lebens eingenistet hat.
Anhang:
Auch wenn dieses Kapitel 11 aus Rudolf Steiners „Philosophie der Freiheit“ sicher ohne die vorangegangenen Darstellungen schwer verständlich erscheint: Hier ein Auszug daraus:
Unter den mannigfaltigen Strömungen in dem geistigen Leben der Menschheit ist eine zu verfolgen, die man nennen kann die Überwindung des Zweckbegriffes auf Gebieten, in die er nicht gehört. Die Zweckmäßigkeit ist eine bestimmte Art in der Abfolge von Erscheinungen. Wahrhaft wirklich ist die Zweckmäßigkeit nur dann, wenn im Gegensatz zu dem Verhältnis von Ursache und Wirkung, wo das vorhergehende Ereignis ein späteres bestimmt, umgekehrt das folgende Ereignis bestimmend auf das frühere einwirkt. Dies liegt zunächst nur bei menschlichen Handlungen vor. Der Mensch vollbringt eine Handlung, die er sich vorher vorstellt, und lässt sich von dieser Vorstellung zur Handlung bestimmen. Das Spätere, die Handlung, wirkt mit Hilfe der Vorstellung auf das Frühere, den handelnden Menschen. Dieser Umweg durch das Vorstellen ist aber zum zweck- mäßigen Zusammenhange durchaus notwendig.
In dem Prozesse, der in Ursache und Wirkung zerfällt, ist zu unterscheiden die Wahrnehmung von dem Begriff. Die Wahrnehmung der Ursache geht der Wahrnehmung der Wirkung vorher; Ursache und Wirkung blieben in unserem Bewußtsein einfach nebeneinander bestehen, wenn wir sie nicht durch ihre entsprechenden Begriffe miteinander verbinden könnten. Die Wahrnehmung der Wirkung kann stets nur auf die Wahrnehmung der Ursache folgen. Wenn die Wirkung einen realen Einfluss auf die Ursache haben soll, so kann dies nur durch den begrifflichen Faktor sein. Denn der Wahrnehmungsfaktor der Wirkung ist vor dem der Ursache einfach gar nicht vorhanden. Wer behauptet, die Blüte sei der Zweck der Wurzel, das heißt, die erstere habe auf die letztere einen Einfluss, der kann das nur von dem Faktor an der Blüte behaupten, den er durch sein Denken an derselben konstatiert. Der Wahrnehmungsfaktor der Blüte hat zur Zeit der Entstehungszeit der Wurzel noch kein Dasein. Zum zweckmäßigen Zusammenhange ist aber nicht bloß der ideelle, gesetzmäßige Zusammenhang des Späteren mit dem Früheren notwendig, sondern der Begriff (das Gesetz) der Wirkung muss real, durch einen wahrnehmbaren Prozess die Ursache beeinflussen. Einen wahrnehmbaren Einfluss von einem Begriff auf etwas anderes können wir aber nur bei den menschlichen Handlungen beobachten. Hier ist also der Zweckbegriff allein anwendbar. Das naive Bewußtsein, das nur das Wahrnehmbare gelten lässt, sucht – wie wir wiederholt bemerkt – auch dorthin Wahrnehmbares zu versetzen, wo nur Ideelles zu erkennen ist. In dem wahrnehmbaren Geschehen sucht es wahrnehmbare Zusammenhänge oder, wenn es solche nicht findet, träumt es sie hinein. Der im subjektiven Handeln geltende Zweckbegriff ist ein geeignetes Element für solche erträumte Zusammenhänge. Der naive Mensch weiß, wie er ein Geschehen zustandebringt und folgert daraus, dass es die Natur ebenso machen wird. In den rein ideellen Naturzusammenhängen sieht er nicht nur unsichtbare Kräfte, sondern auch unwahrnehmbare reale Zwecke. Der Mensch macht seine Werkzeuge zweckmäßig; nach demselben Rezept lässt der naive Realist den Schöpfer die Organismen bauen. Nur ganz allmählich verschwindet dieser falsche Zweckbegriff aus den Wissenschaften. ….
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