Arbeitskräftemangel und Lohnfrage

 

von Ingo Hagel

 

Die Euronews berichteten hier unter dem Titel

Arbeitskräftemangel: Britisches Gemüse vergammelt auf den Feldern

über eine wichtige und symptomatische Angelegenheit.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen

Diese Angelegenheit der britischen Gemüsebauern ist durchaus als exemplarisch anzusehen. In der Tat stellt sie nicht nur eine große europäische Frage, sondern eine Weltfrage dar – 

und daher wurden hier auf Umkreis-Online über dieses Thema schon viele Artikel geschrieben. –

 

Allerdings ist die Oberflächlichkeit, mit der das ganze soziale Desaster dargestellt wird, 

ebenso exemplarisch und symptomatisch für den Zustand Europas und der Welt.

Kommentator (bei 0:00): Britische Salatbauern haben seit Beginn der Erntesaison Tonnen ihrer Ware verloren. Es gibt keine Erntehelfer – und das schon im zweiten Jahr in Folge. Ganze Felder wie diese in der Grafschaft Kent sind vergammelt.

Der britische Salat-Bauer: Wir haben wahrscheinlich ein Drittel der diesjährigen Ernte verloren. Von welcher Menge reden wir? Dieses Jahr habe ich ungefähr 150 t verloren. 

Kommentator: Die Osteuropäer, die hier Salat gepflückt haben, sind nicht wiedergekommen. Die Landwirte mussten sich weiter weg umsehen bis hin in den fernen Osten: Usbekistan, Kasachstan und Tadschikistan. 

Kommentator (bei 1:35): Allein in diesem Betrieb wurden im letzten Jahr 600 t der Ernte vernichtet. Der Kampf um Arbeitskräfte war in diesem Jahr fast genauso schwierig. Und die Landwirte sagen: wenn nicht mehr Saisonkräfte zur Brokkoli-Ernte kommen, dann wird es Felder wie dieses in Großbritannien nicht mehr geben. 

 

Kommentator (bei 2:10): Die britische Regierung räumt ein, dass die Landwirtschaft mit dem Arbeitskräftemangel zu kämpfen hat. … Die Regierung arbeitet daran, mehr britische Arbeitskräfte für die Landwirtschaft zu begeistern. 

Die britische Regierung hat das Problem also erkannt, stellt allerdings auf stur, 

in dem sie weiterhin auf „Begeisterungs“-Maßnahmen setzt, die von den Landwirten allerdings längst als sinnlos erlebt worden sind. Die Landwirte werden also von ihrer Regierung hängengelassen. Wo soll das enden? Wie oft kann ein Landwirt „ein Drittel“ seiner Ernte verlieren und das finanziell verkraften? Was wird dann geschehen? Dann werden die Landwirte ihre Betriebe wohl verkaufen müssen. Werden diese dann für „billig Geld“ von irgendwelchen Großinvestoren aufgekauft – 

von denen man vermuten darf, dass sie schon die politischen Mittel an der Hand haben, dass sie dieses dumme Arbeitskräfteproblem lösen werden? –

Oder will der Clip einfach nur dafür Stimmung machen, das es vielleicht doch keine so gute Idee von den Briten war, mit dem Brexit aus der EU auszusteigen?

Aber das mit der „Begeisterung“ für die Arbeit in der Landwirtschaft 

ist doch sicherlich nur ein untergeordneter Punkt in dieser ganzen Angelegenheit: Warum wird in diesem ganzen Clip –

der daher ein wichtiges Problem sehr oberflächlich und völlig unangemessen behandelt –

nicht über die Löhne berichtet, die die britische Landwirtschaft zahlt. Die dürften so gering sein, dass es keinen Briten, der ansonsten vielleicht gerne in der Landwirtschaft arbeiten würde, für diese Tätigkeit „begeistern“ wird. So müssen dann Arbeitskräfte aus dem „fernen Osten: Usbekistan, Kasachstan und Tadschikistan“ eingestellt werden, die für die in der britischen Landwirtschaft gezahlten Löhne arbeiten wollen. 

 

Würden für diese Tätigkeit auf britischen Feldern für Briten angemessene Löhne bezahlt, 

dann würden sich die britischen Gemüsebauer wahrscheinlich beklagen, dass sie ihr Gemüse zu diesen dann höheren Preisen nicht mehr verkaufen können. Wir leben also unter unternehmerischen, wirtschaftlichen Verhältnissen, die nur dadurch existieren können, dass Arbeiter aus fernen Ländern zu einem derart niedrigen Lohnniveau angestellt werden, zu dem kein Brite arbeiten will. 

Die Frage, die eigentlich in so einem Clip behandelt werden müsste, müsste also sein, wie man es innerhalb einer sozialen Gemeinschaft – 

Volk, Gesellschaft, Konsumenten, Produzenten, Handel Treibenden und so weiter – 

hinbekommt, solche Löhne zu zahlen, dass sich diese Gemeinschaft Nahrungsmittel kaufen kann, die nicht mehr unter ausbeuterischen Verhältnissen produziert werden.  

  

Die Tatsache, dass dieser Clip von den Euronews –

die sich als „der meistgesehene Nachrichtensender in Europa“ bezeichnen –

unter dem YouTube-Clip ist noch zu lesen: Euronews wird ganz oder teilweise von der Europäischen Union finanziert

nur 807 Aufrufe erhielt –

seit dem 10. Juni 2022, Stand 13. Juni 2022 – 

das heißt auf kaum Interesse gestoßen ist, bedeutet nicht, dass der dargestellte Themenzusammenhang nicht von Wichtigkeit für das gesamte Europa ist. Allerdings so unwahrhaftig, wie er dort in den Euronews dargestellt wird, trägt er nicht zur Lösung dieser Angelegenheit bei. Denn eigentlich geht es um Preise und Löhne, was aber in dem Clip der Euronews nicht erwähnt wird.      

 

Sehr viel informativer mit Blick auf diese Debatte einer Konkurrenz um Arbeitskräfte im Zusammenhang mit den gezahlten Löhnen

ist allerdings dieser Beitrag des Hessischen Rundfunks.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen

 

Wer nun allerdings glaubt, alles sei auf einem guten Weg, der täuscht sich. Denn diese Soziale Dreigliederung besteht nicht nur aus der Lohnfrage, sondern zum Beispiel auch aus der Frage, welche wirtschaftlichen Unternehmungen denn überhaupt in einer sozialen Gemeinschaft gefördert werden sollen. Und das werden innerhalb eines dreigegliederten sozialen Organismus nicht die Banken, das Großkapital und die Politik zu entscheiden haben, sondern ein freies Geistesleben. Das ist alles hier auf Umkreis-Online immer wieder verhandelt worden. Aber gerade das werden bestimmte Kreise unter allen Umständen zu verhindern suchen, denn man möchte natürlich wirtschaften ohne Soziale Dreigliederung, auch wenn die Verhältnisse die Menschen immer mehr zwingen werden, sich aus der Not heraus in einzelnen Aspekten rein äußerlich und mit zusammengebissenen Zähnen in die Richtung der Sozialen Dreigliederung zu bewegen.

 

Und weil das alles eben so ist wie es ist, sagte Rudolf Steiner damals 

zu dieser ganzen Angelegenheit dieser dem niedergehenden Europa damals wie heute so nötigen Sozialen Dreigliederung (GA 195 S. 11):

Es musste in einem gewissen Zeitpunkt gesagt werden zur heutigen Öffentlichkeit: Will man irgendeinen fruchtbringenden Impuls hineinbringen in das Leben, das uns die heutigen zerstörenden Erscheinungen zeigt, so ist dieser kein anderer als der von der Dreigliederung des sozialen Organismus. 

 

Mal sehen, was Europa – und die Welt – zu dieser Angelegenheit 

und ihrer einzig sinnvollen Lösung der Sozialen Dreigliederung zu sagen haben werden. Vielleicht:

Uuuuh! Aaaaa! Aber Herr Doktor Schnagel! So gerne hätten wir hier in unserer so wichtigen „Arbeitsgemeinschaft Grundeinkommen und Freigabe von Cannabis“ auf Ihren exzellenten und so überaus verdienstvollen Artikel hingewiesen –

denn auch wir leben und arbeiten hier in sehr bescheidenen, ja geradezu prekären Verhältnissen, weshalb wir froh sind, uns mittags immer in der örtlichen Tafel einen kleinen Snack abholen zu dürfen, was allerdings auch immer schwieriger wird –

wenn Sie nicht immer wieder und dauernd auf Rudolf Steiner –

von dem zwar in ein paar Jahren einige verpeilte Gruppierungen von Ewiggestrigen dessen 100. Todestag als Historie abfeiern werden –

und diese doch sehr gewöhnungsbedürftige Soziale Dreigliederung – 

für die sich doch heute keine Sau mehr interessiert – 

herumreiten würden. So müssen wir Ihren eigentlich sehr verdienstvollen Artikel leider im elektronischen Schredder unseres PCs bearbeiten. Das wollten wir Ihnen nur kurz mitteilen und verbleiben ansonsten hochachtungsvoll … 

   

Hat Ihnen dieser Artikel etwas gegeben? Dann geben Sie doch etwas zurück! – Unterstützen Sie das Freie Geistesleben, also zum Beispiel meine Arbeit im Umkreis-Institut durch eine

Spende! 

Das geht sehr einfach über eine Überweisung oder über PayPal.

Sollte Ihnen aber Ihre Suchmaschine diesen Artikel nur zufällig auf den Monitor geworfen haben, Sie das Alles sowieso nur für (elektronisches) Papier beziehungsweise nur für Worte – also für Pille-Palle – halten, dann gibt es 

hier 

einen angenehmen und lustigen Ausgang für Sie.

Falls Ihnen dieser Artikel jedoch unverständlich, unangebracht, spinnig oder – noch schlimmer – „esoterisch“ vorkommen sollte, gibt es vorerst wohl nur eine Lösung, nämlich die Seite Umkreis-Online weiträumig zu umfahren. Also:  

Don‘t touch that!