von Ingo Hagel
Herbert Ludwig hat ja zutreffenderweise am Anfang seines Artikels darauf hingewiesen, das zwar alle Menschen Freiheit wollen, über sie diskutieren, ihre Verwirklichung fordern oder sogar meinen, sie schon zu besitzen, dass es aber – wie so oft – so ist:
Je mehr von einer Sache geredet wird, desto weniger wird sie verstanden.
Verständlicher wird das, wenn man bedenkt, dass die moderne, technische Zeit den Menschen aus altem Aberglauben befreit, ein Auto mit wenigstens fünf Gängen und 130 PS sowie das Smartphone beschert hat, auf dem sie – vielleicht nicht mit dem kleinen Finger, aber jedenfalls – mit dem dicken Daumen die Welt bewegen können.
Selbstverständlich sind das Begehren und die Sehnsüchte in dieser Richtung enorm, der Hochmut, der aus diesen modernen Errungenschaften quillt, noch größer. Der moderne Mensch wird zum Glauben verführt, er sei „Master of the Universe“, kommt jedoch ohne den Vorstellungs- und Wahrnehmungs-“Kosmos“, den ihm das moderne Computerwesen als dickes Brett vor den Kopf nagelt, immer weniger aus. Die Dinge sind, wenn sie dort auf dem Monitor sind, und wenn sie dort nicht sind, dann sind sie nicht. Angesichts der tsunamiartigen Informationsflut fällt es dem Menschen von Monat zu Monat schwerer einzusehen, dass die Wirklichkeit nicht in dieser enthalten ist, sondern erst durch das Denken, durch das Auffinden des Begriffes, zu diesen Wahrnehmungen hinzugefügt werden muss (siehe dazu auf Umkreis-Online zum Beispiel auch diese Artikelreihe).
Bitte nicht missverstehen: Ich bin nicht fortschrittsfeindlich, finde Computer und Technik ausgesprochen hilfreich und bin selbstverständlich der Auffassung, dass zuallererst eigentlich mir immer das neueste, schnellste, und leistungsfähigste Device zustände – natürlich nur, um meine Leser von Umkreis-Online mit Informationen zu versorgen….
Noch schwerer fällt es den Teilnehmern dieser Nicht-Denk-Sinneswahrnehmungs-(Frei-)Zeit einzusehen, dass die Daumenschrauben des Begreifens der Welt noch ein wenig fester angezogen werden können –
und müssen, soll Freiheit möglich werden – aber alles natürlich in Freiheit, das heißt von einem selber müssen die Daumenschrauben angezogen werden –
indem er nicht nur die Wahrnehmungen der Sinneswelt anschaut und –
aber auch nur vielleicht …. und dann auch nur berufsbedingt, wenn es unbedingt nötig ist zum Geldverdienen –
ein paar Begriffe zu diesen bildet, sondern das Denken selber anschauen lernt. Das ist natürlich eine Zumutung – zudem tut das ganze „Rumgedenke“ nur weh und bringt nichts ein. Aber weil das reine Denken die Grundvoraussetzung für die Freiheit darstellt, wird eben diese Freiheit noch eine ganze Weile eine Zumutung bleiben müssen. Was ganz real als Statement genommen werden muss:
Freiheit wollen wir doch nicht wirklich! Wir wollen bleiben bei dem Denken, so wie es heute ist, und woran wir uns gewöhnt haben, mit dem wir Düsentriebwerke bauen, um zum Mond oder in den Urlaub zu fliegen.
man allerdings mit dem Denken, in das man sich eingewöhnt hat, dieses reine Denken nicht erreichen kann.
Daran würden sich Viele ja noch gewöhnen können. Allerdings meinte er auch, dass
die Freiheit, wirkliche Freiheit, gar nicht möglich ist ohne die Erreichung dieses reinen Denkens, das bloßes Bild ist.
Im gewöhnlichen Denken des Alltagsbewusstseins stützt sich der Mensch auf die Wahrnehmungen der Sinne. Diese geben ihm für sein Denken Halt und Inhalt. Man stelle sich nur einmal vor, man würde aus diesem Inhalt seines Bewusstseins alles entfernen, was durch die Wahrnehmungen der Außenwelt – wozu auch auch die Empfindungen und Gefühle des Leibes gehören – gegeben ist. Der Mensch würde in einen bodenlosen Abgrund des Nichts fallen. Seine Existenz und sein „Ich“ sind bedingt durch die Wahrnehmungen und Gedanken, die ihm sein Leib vermittelt. An dieser Sinneswelt überhaupt erst einmal folgerichtig denken zu lernen, ist selbstverständlich eine nicht zu verachtende Stütze. Aber es muss festgehalten werden, dass es genau diese Wahrnehmungswelt ist, die den Menschen in Unfreiheit hält. Will der Mensch Freiheit erlangen, muss er also die Unfreiheit dieses Denkens, das sich nur auf die Sinneswahrnehmungen stützt, überwinden. Das ist die Erarbeitung des reinen Denkens. Und daher sagt Rudolf Steiner:
Aber dasjenige, wozu unsere Kultur berufen ist, was sie aus den tiefsten Tiefen des menschlichen Seelenlebens an die Oberfläche des äußeren Kulturlebens zu tragen hat, das ist das Heranreifen der wahren Freiheitskraft im Menschen. Deshalb versuchte ich, dasjenige, was hervorquellen muss aus den Untergründen des menschlichen Seelenlebens, im Beginne der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in meinem Buche «Die Philosophie der Freiheit» darzustellen. Nach diesem Erleben der Freiheit, nach dem Erleben der Freiheit im reinen Intellekt, denn in nichts anderem kann die Freiheit erlebt werden – obwohl anderes im menschlichen Wesen auch wertvoll ist -, nur im reinen Denken kann die Freiheit erlebt werden und dann ausstrahlen auf das ganze übrige Wesen des Menschen.
Wirkliche Freiheit kann also nur realisiert werden durch das reine Denken einer „Wissenschaft der Freiheit“. Allein mit einer „Wirklichkeit der Freiheit“ des zweiten Teiles der „Philosophie der Freiheit“ ergeben sich nur „zuchtlose Geister“.
Teil 1) Warum nehmen so viele Menschen die Unfreiheit hin? – Wie lässt sich Freiheit wirklich begründen?
Teil 2) Die Triebfedern einer Handlung
Teil 3) Die Motive einer Handlung
Teil 7) Aber was ist und wie komme ich denn nun zum reinen Denken?
Teil 8) Eine weitere Möglichkeit, um dieses reine Denken zu üben
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