Rudolf Steiner: Viele Menschen bewältigen das Leben nicht mehr

 

Aus Nr. 222 der Rudolf Steiner Gesamtausgabe, S. 79 (Hervorhebungen IH):

 

Das wird ja allgemein menschliche Seelenverfassung, und ist allgemein menschliche Seelenverfassung geworden. Und wenn auch die Menschen sich das nicht zur vollen Klarheit bringen, es ist doch so, dass es als unbestimmte Gefühle, als Unbefriedigtheit des Lebens in ihnen vorhanden ist, und dass es dann in solch chaotisches Handeln übergeht, das endlich ein solches chaotisches Zeitalter heraufbringen musste, wie dasjenige ist, in dem wir leben. Das ist eben die große bange heutige Menschheitsfrage, die dadurch entsteht, dass der Mensch sich sagen muss: Da ist die naturgesetzliche Welt, ausgegangen von dem Urnebel, endend einmal im Wärmetod, wo alles, was seelisch-geistig ist, in der nicht mehr in sich beweglichen, sondern in einem allgemeinen Wärmezustand existierenden Welt untergegangen sein wird, so dass der große Friedhof da sein müsste. Alle moralischen Ideale, die aus der Individualität des einzelnen Menschen hervorgehen, würden erstorben sein. 

Der Mensch macht sich das heute nicht klar, weil er nicht ehrlich genug dazu ist. Aber alles, was er aus der heutigen Zivilisation entnimmt, müsste ihn dazu führen, an diesem ungeheuer bedeutsamen Zwiespalt in seiner Weltanschauung zu kranken – nur weiß er es nicht -, daran zu kranken, dass eine natürliche Welt da ist, der er unterworfen ist, dass er annehmen muss eine sittliche Welt, und dass er keine Möglichkeit hat aus seiner heutigen Anschauung heraus, den sittlichen Ideen eine Realität zuzuschreiben. 

So war es nicht für eine ältere Menschheit. Eine ältere Menschheit empfand, dass sie ihre sittlichen Ideen von den Göttern hatte. Das war in der Zeit, als eben die Exusiai, die Geister der Form dem Menschen die Gedanken einflößten, also auch die sittlichen Gedanken. Da wusste der Mensch, dass wahrhaftig, möge auch die Erde dem Wärmetod verfallen, in der Zukunft da sein werden die göttlich-geistigen Wesenheiten, welche aus dem ganzen Kosmos heraus die Weltgedanken haben. So dass der Mensch wusste: nicht er macht die Gedanken, sie sind so da, wie die äußeren Naturvorgänge da sind; sie mussten also eine immerwährende Existenz haben wie die äußeren Naturvorgänge. 

Man muss sich das nur ganz klarmachen, dass heute viele Menschen eben immer mehr und mehr mit dem Leben nicht fertigwerden. Die einen gestehen sich das — es sind vielleicht noch die besten —, die andern gestehen sich das nicht, aber durch ihr Handeln entsteht das allgemeine Weltenchaos, in das wir hineingeraten sind. 

Aber alles, was heute als Weltenchaos, als Weltenunordnung da ist, das ist die tatsächliche Folge dieses inneren Zwiespaltes, dieses Nicht- wissens, inwiefern die moralische Weltenordnung eine Realität hat. Es möchten sich die Menschen stumpf machen gegenüber den großen Weltfragen, da sie sich nicht aufraffen wollen, sich zu gestehen, wo der Zwiespalt eigentlich liegt. Sie möchten ihn am liebsten vergessen. Nun, mit dem, was man heute unsere äußere Zivilisation nennt, lässt sich der Zwiespalt nicht lösen. Er lässt sich allein lösen auf demjenigen Boden einer geistigen Weltanschauung, der durch die Anthroposophie gesucht wird.  

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