Aus Nr. 177 der Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Seite 76:
Instinktiv, sage ich, kommen manche Menschen darauf, dass so etwas notwendig ist. Instinktiv ist zum Beispiel darauf gekommen eine Persönlichkeit, die manches gute Buch in der Gegenwart geschrieben hat – allerdings kein Buch, das irgendwie an Geisteswissenschaft ernsthaft anklingt -, ich meine Ricarda Huch. Und ganz bemerkenswert ist wegen des Instinktes, nicht wegen der Einsicht, aber wegen des Instinktes, der in diesem Buch waltet, das neueste Buch über «Luthers Glaube». Wenn Sie die ersten Kapitel dieses Buches lesen, so finden Sie darin einen merkwürdigen Schrei – könnte man sagen -, den Schrei danach, dass die Menschheit wiederum etwas kennenlernen müsste, was eigentlich seit Luthers Zeiten, bis zu welchen noch atavistisches Hellsehen auf diesem Gebiete gereicht hat, der Menschheit verlorengegangen ist. Ricarda Huch sagt, dass eigentlich das Notwendigste für die gegenwärtige Menschheit sei, den Teufel kennenzulernen. Sie betrachtet es nicht als so notwendig, sich mit Gott bekanntzumachen; als viel notwendiger betrachtet sie es für die gegenwärtige Menschheit, sich mit dem Teufel bekanntzumachen.
Warum das notwendig ist, weiss natürlich Ricarda Huch nicht. Aber instinktiv fühlt sie, dass es notwendig ist. Daher dieser eindringliche Schrei nach der Erkenntnis des Teufels in den ersten Kapiteln dieses Buches, der sehr symptomatisch, bedeutsam ist für die Gegenwart. Sie denkt sich: Mit Gott werden die Menschen schon wieder bekanntwerden, wenn sie nur wissen, dass der Teufel um sie herum umgeht. – Natürlich, solche Menschen, die doch nicht an die Geisteswissenschaft heran wollen, die finden dann immer, suchen immer Entschuldigungsgründe für so etwas. Dass der Teufel als reales Wesen wiederum von den Menschen erkannt werden soll, das fühlt Ricarda Huch; aber sie entschuldigt es gleich damit, dass das doch selbstverständlich nicht so ist, dass man sich vorstellen soll, dass er mit Schwanz und Hörnern auf der Straße herumlaufe. – Nun, er läuft schon herum! «Den Teufel merkt das Völkchen nie, und wenn er es auch schon am Kragen hätte.» Der Abstraktling der Gegenwart braucht eben gleich eine Entschuldigung, wenn er auch instinktiv das, was dringend notwendig ist, einsieht. Aber ein guter, ein richtiger Instinkt für die Gegenwart liegt diesem Schrei nach dem Teufel zugrunde. Die Menschen sollen nicht einfach blind, schlafend hineinwachsen in dasjenige, was eine eherne Notwendigkeit für die nächste Zeit von ihnen verlangt: sich im Laboratorium, in der Werkstätte, in der Bank, überall mit den Sendungen des Teufels zu tun zu machen. Das müssen die Menschen zum Kulturfortschritt tun; aber kennen müssen sie den Teufel, wissen müssen sie, dass in dem Augenblicke, wo sie, sagen wir, die Stahlkammern aufschließen, in der Kraft des Schlüssels die Kraft des Teufels steckt. Das ahnt instinktiv Ricarda Huch. Das müssen die Menschen wissen, denn allein das Wissen führt in der richtigen Weise in die Zukunft hinein. Und schon das ist von ungeheuer großer Bedeutung, dass sich Menschen finden, die instinktiv die Notwendigkeit betonen, dass die Menschen nicht schlafend an dem immer mächtiger werdenden Teufel vorbeigehen.
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