Rudolf Steiner zur sozialistischen Anschauung, Kunst, Religion, Sitte, Recht und Wissenschaft sei nur Ideologie – und das einzig Wirkliche sei die Wirtschaft

 

Aus Nummer 193 der Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Seite 129:

Was in den letzten vier bis fünf Jahren als Waffenkampf geschehen ist (1. Weltkrieg; Anmerkung IH), das ist nur der Anfang von Ereignissen, die sich auf einem ganz anderen Gebiete abspielen werden, die aber in ihrer Art auch noch nicht in der Menschheit dagewesen sind. Wir stehen nicht am Ende – das sagt sich nur eine oberflächliche Betrachtung der Menschheitsentwickelung -, wir stehen am Ausgangspunkte der größten Kämpfe, der geistigen Kämpfe der zivilisierten Welt. Und alle Sorge müssen wir darauf wenden, diesen Kämpfen gewachsen zu sein. Orient und Okzident drohen immer mehr und mehr, in den nächsten Zeiten seelenhaft einander gegenüberzustehen. Denn Orient und Okzident haben sich nach zwei ganz verschiedenen Richtungen hin entwickelt. Will man in diese Dinge hineinschauen, dann muss man sich gewisse Erscheinungen der Gegenwart tiefgründlich als Rätsel vorlegen. 

Seit Jahrzehnten schon konnte man in sozialistischen Kreisen aus der Marxistischen Weltanschauung heraus hören, dass alles, was die Menschen als Kunst, Religion, als Sitte, Recht, Wissenschaft erleben, Ideologie ist. Ich habe das ausführlicher dargestellt in dem ersten Kapitel der «Kernpunkte der sozialen Frage». Das heißt, was in den bürgerlich führenden Kreisen seit drei bis vier Jahrhunderten als eine Lebensauffassung sich entwickelt hat, was aber aus einer gewissen Feigheit die bürgerlichen Kreise sich nicht gestanden haben, das haben sich aus einer Wahrheit heraus die sozialistischen Kreise des letzten halben Jahrhunderts gestanden. Sie haben gesagt: Die wahre Wirklichkeit des sozialen Lebens besteht nur in dem, was wirklich vor sich geht, in den ökonomischen Kräften der Wirtschaft liegt allein das Reale. Was sich in der Menschheit ausbildete als Kunst, Religion, Sitte, als Wissenschaft, als Recht, als Moral, das ist nur etwas wie ein aufsteigender Rauch aus der wahren Wirklichkeit. Das ist bloß Ideologie, das hat keine Wirklichkeit, das hat nur eine Scheinwirklichkeit. – Damit hängt ja für das soziale Streben der sozialistischen Parteien in der neueren Zeit das zusammen, dass diese Parteien sagen: Wir brauchen nur das Wirtschaftsleben umzuändern, dann ändert sich mit dem Wirtschaftsleben auch alles andere. Denn das andere, Moral, Sitte, Recht, Religion und so weiter ist ja nur etwas, was als Rauch aufsteigt, als ein Unwirkliches, als Ideologie, aus dem einzig Wirklichen, aus dem wirtschaftlichen Geschehen. 

Wer aber die Welt nicht im Kleinen, sondern im Großen betrachtet, der stellt sich zu diesem Wort «Ideologie», das die bürgerlichen Kreise hätten sagen können seit drei bis vier Jahrhunderten. Sie waren nur zu feige dazu, sie haben gefühlt, dass das ökonomische Leben das einzig wirkliche ist, und dass das, was als Wissenschaft, Kunst, Religion und so weiter herausgeholt ist, nur wie ein Rauch ist. Das ganze Leben war so, und nur die letzte Konsequenz ist von den Schülern dieser bürgerlichen Welt gezogen worden. Denn die Sozialisten sind nur die Schüler dieser bürgerlichen Welt, haben sie nur ins Extrem geführt. Was ich aber jetzt gesagt habe, ist die Anschauung, die sich im Okzident herausbildete, und die dort gerade in der zweiten Hälfte des 19. und im 20. Jahrhundert zu ihrem Gipfel gekommen ist. 

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