13 Millionen Menschen in Deutschland sparen sich die Riester-Rente vom Munde ab, nur damit die Finanzindustrie weiter zocken kann


von Ingo Hagel 

 

Die Regierenden Europas haben keine Ideen mehr, ebenso wenig wie die Ex-Regierenden, deren Opposition hohl und unglaubwürdig wirkt, weil sie sich in der Regel mit der Regierung in allen wesentlichen Fragen einig sind. Wie oft in niedergehenden Systemen besteht der letzte Ausweg überforderter Politiker in clownesker Realitätsverweigerung.

(Sahra Wagenknecht im Vorwort ihres Buches „Freiheit statt Kapitalismus“)

 

Sahra Wagenknecht beschreibt in ihrem Buch „Freiheit statt Kapitalismus“, dass die Riester-Rente allein dazu gedient hat, die anteilige Zahlung der Arbeitgeber zur Altersversorgung der Arbeitnehmer zu verringern – und damit die Profite der Arbeitgeber zu erhöhen, indem deren Lohnkosten gesenkt wurden. Den meisten Menschen ist nicht klar, dass sie aus der Riester-Rente selten mehr herausbekommen werden als sie eingezahlt haben (s. dazu auch diesen Artikel von ihr). Hier einige Zitate dazu aus ihrem Buch:

Bereits 13 Millionen Menschen in Deutschland sparen sich sich diese Riester-Rente vom Munde ab, nur damit die Finanzindustrie weiter zocken kann

„Gut zweieinhalb Milliarden lässt sich die öffentliche Hand die Riester-Förderung inzwischen pro Jahr kosten, insgesamt 6,5 Milliarden Euro wurden bisher in diesen Zweck verbraten. Und es könnten noch wesentlich mehr werden. Denn tatsächlich haben bisher nur etwa 37 Prozent der Berechtigten eine entsprechende Police erworben. Das gesamte Nachfragepotenzial wird auf 30 – 36 Millionen Verträge geschätzt. Würden alle Riester-Förderberechtigten tatsächlich 4 % ihres Bruttolohns einsparen, entstünde bis zum Jahre 2050 in der Verfügung von Banken, Finanzdienstleistern und Versicherungen ein zusätzlicher Vermögensberg von rund 2,3 Billionen Euro. Jede Menge Spielgeld zum Zocken und Abzocken, zum Wetten und Profite machen.

 

Die Rendite der Riester-Rente ist jämmerlich

„Wer 30 Jahre lang rund 100 € im Monat in eine Riester-Versicherung einzahlt und alle staatlichen Zulagen abgreift, der bekommt ab einem Alter von 67 Jahren je nach Anbieter eine Rente von 164 bis 189 Euro garantiert. Eine derart jämmerliche „Rendite“ hat die Umlagerente zumindestens in der Vergangenheit noch keinem Rentner geboten. Immerhin entsprechenden 181 € bei einer jährlichen Inflation von 2 % nach 30 Jahren genau der Kaufkraft von heute 100 €. Der Rentner muss also 97 Jahre alt werden, um inflationsbereinigt wenigstens das wieder rauszuholen, was er eingezahlt hat.“

 

Die Riester-Rente lohnt sich nur für die Finanzanbieter – und für den Rentner nur bei einer extrem hohen Lebenserwartung

„Verschiedene Studien haben berechnet, dass die „Renditephase“ bei privaten Rentenversicherungen frühestens mit 85 Jahren beginnt. Klaus Jaeger, Riester-Experte und Professor für Wirtschaftstheorie an der FU Berlin, kommt nach Muster-Rechnungen soweit zu dem Schluss, dass man seinen 90. Geburtstag erleben muss, damit die Riesterei sich auszahlt. Kein Wunder, dass angesichts dieser Praktiken selbst das kaum als linkes Kampforgan bekannte Handelsblatt (kursiv) zu dem Ergebnis gelangt: „Die Riester-Rente lohnt sich oft mehr für den Anbieter als für den Sparer. Entsprechend aggressiv wird sie gepusht.““

 

Das Vertrauen der Bürger in den Staat ist nicht begründet

„Auch ist eine Art Grundvertrauen bisher nicht totzukriegen, dass Finanzprodukte, die der Staat bezuschusst und bewirbt, schon niemanden um seine Spargroschen bringen werden. Und die meisten Riester-Verträge sind bewusst so abgefasst, dass der Betreffende ein Experte sein muss, um die eingebauten Finten und Fallen zu erkennen.“ 

 

Die Kosten der Finanzanbieter fressen die Erträge der Riester-Rente auf

„Der Ökonom Prof. Andreas Oehler von der Uni Bamberg hat errechnet, dass bei 45-jährigen Riester-Sparern mehr als 75 % und bei 30-jährigen sogar ganze 90 % der staatlichen Zulagen allein durch die Kosten der Finanzanbieter aufgefressen werden. Daran wird sich sobald auch nichts ändern. Immerhin hat die Bundesregierung erst im Februar 2010 auf eine Anfrage der Linken hin klargestellt: „Auf die Kostenstrukturen der Anbieter von Altersvorsorgeprodukten hat die Bundesregierung …. keine Einflussmöglichkeiten.“ Ja, warum eigentlich nicht?“

 

Die Riester-Rente dient der Stützung der Finanzmärkte, nicht dem Rentner

„Das entscheidende Interesse besteht also darin, durch den weltweiten Trend zur Privatisierung der Altersvorsorge einen stetigen Zufluss an Liquidität auf die Finanzmärkte zu lenken und damit immer weiter steigende Kurse auf den eigentlich längst hoffnungslos überbewerteten globalen Vermögensmärkten abzusichern. 

 

Vorzeitige Kündigung der Riester-Rente wird oft nichts helfen

„Aber auch wer dachte, er sei mit einer Riester-Versicherungpolice auf der sicheren Seite, kann bei Kündigung vor Vertragsablauf sein blaues Wunder erleben. Versicherer wie Fondsanbieter dürfen nämlich ihre Provisionen auf die gesamte hypothetische Beitragssumme, die beispielsweise ein Vertrag von 30 Jahren einspielen würde, bereits in den ersten fünf Jahren in Rechnung stellen und von den Beiträgen abziehen. Trotz garantiertem Mindestzins kann so auch ein Riester-Versicherungsvertrag tief ins Minus rutschen. Bei vorzeitiger Auflösung ist dann ein Teil der eingezahlten Beiträge für den Sparer auf Nimmerwiedersehen verloren.“

Obige Zitate dieser klugen und selbständigen Politikerin belegen ein weiteres Mal den Bankrott dieses Parlamentarismus, wie ich ihn hier auf Umkreis-Online viele Male beschrieben habe. Sie belegen auch, dass die Politik sich längst davon verabschiedet hat, für die Menschen Deutschlands sich einzusetzen – stattdessen kümmert man sich um die Stützung der Finanzindustrie – weil eben (Finanz-) Wirtschaft und Politik zu einer unheilvollen Einheit verschmolzen sind, die auch ein freies Geistesleben verhindert.

Und nichts wird helfen, als dass die Menschen sich aus Einsicht in diese Verhältnisse zu dem wenden, was ich hier immer wieder als die Soziale Dreigliederung Rudolf Steiners zu schildern versuche: nämlich die Aufgliederung des heutigen unglückbringenden Einheitsstaates in ein selbstständiges Wirtschaftsleben, ein souveränes und eigenständiges Staatsleben (Politik) sowie ein freies und unabhängiges Geistesleben. Sahra Wagenknecht ist jedoch ein Beispiel für ein Geistesleben, das beginnt, sich gegen diese Widerstände und die Unterdrückung durch die reichen und mächtigen herrschenden Kreise in Politik und Wirtschaft durchzukämpfen. Dazu noch ein letztes Zitat von ihr:

Also, es geht nicht darum, dass man morgens eine Andachtsstunde macht und „ich glaube an den Systemwechsel“ betet. Es geht eher darum, dass man sich die Freiheit und auch die Zeit bewahrt, um noch selbstständig geistig zu arbeiten.

 

 

 

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