Hexen und Teufel – Das Übersinnliche ist in der Welt angekommen – Im Kino und bei Grammy-Verleihungen allerdings nur als dämonisch-menschenfeindliche Karikatur


von Ingo Hagel

 

 

Dieser Film mit Jeff Bridges schwört Stein und Bein, dass es Hexen wirklich gibt – und verzapft den Unsinn, dass spirituelle Erkenntnis an die Vererbung und Generationenfolge gebunden ist, als so eine Art beim Beischlaf weitergegebenen Geistesadels (leider nicht an die armen Mädels, aber die können ja heiraten oder immerhin noch Hexen werden): Denn nur der siebte Sohn eines siebten Sohnes könne die Welt vor dem Bösen retten – na prima, danke für die frohe und beruhigende Botschaft, denn dann kann die Menschheit ja eh nichts machen und darf weiterschlafen, und muss einfach diesen siebten Sohn eines siebten Sohnes die Dinge regeln lassen. Diesem aber wird von seinem Lehrmeister eingeschärft: „Wenn du eine Hexe siehst: töte sie!“ (bei 1:20).

 

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Wer weiß, wie viele Zehntausende unschuldiger Frauen zur Zeit der Hexenverfolgungen getötet wurden, kann gegenüber diesem Unsinn, der heute verzapft wird, nur den Kopf schütteln. Sind solche Sätze im Ernst die Essenz, die man meint, als gaaaanz wichtige Aussage in den kurzen Trailer für diesen Kinofilm packen zu müssen? Offenbar soll der Zuschauer solche „praktischen“ Handlungsanweisungen (nicht lange fackeln, einfach totschlagen) heute wieder parat haben.

Wikipedia: Nach neueren Forschungen und umfangreichen Auswertungen der Gerichtsakten geht man davon aus, dass die Verfolgung in ganz Europa etwa 40.000 bis 60.000 Todesopfer forderte.

Mittlerweile findet der oben erwähnte fürchterliche Hexen- und Teufelsunsinn nicht mehr nur im Kino statt, sondern erreicht als reales Geschehnis das öffentliche Leben und – durch das Fernsehen etc. in alle Welt übertragen – viele Millionen Zuschauer, so geschehen zum Beispiel bei der Verleihung des Grammy und des „Video Music Award“:  Friederike Beck und Michael Snyder haben sich die Mühe gemacht, das dortige satanische Treiben am Beispiel zweier Popstars (Miley Cyrus und Kate Perry) sehr anschaulich und mit den entsprechenden scheußlichen Clip in zwei verdienstvollen Artikeln – stellvertretend für Vieles, was hier zu nennen wäre – zu analysieren. Man muss sich die darin „zelebrierten“ Fürchterlichkeiten vor Augen geführt haben, um erahnen zu können, welchen kulturellen Entwicklungszielen die Menschheit entgegengeht, wenn sie diesen Dingen weiterhin verständnislos gegenübersteht.

Denn was man aus dieser durch den Fleischwolf gedrehten Quatsch-Esoterik dieser „Künstler“ und ihrer Mentoren lernen kann, ist dieses: Das Übersinnliche ist heute in der Welt angekommen. Die meisten Menschen akzeptieren es aber nur im Kino (darüber wäre mit Blick auf andere Filme viel zu sagen) sowie der in rauhen Mengen verkauften Fantasy-Literatur. Es entsteht damit nicht als bewusste Bearbeitung in der Seele des Menschen, sondern wird als Fantasieereignis in den Bereich der Ästhetik (Kino und Literatur) abgeschoben, wo es der Mensch zu seiner Unterhaltung konsumieren kann – aber nicht ernstzunehmen braucht, denn: „Das ist ja nur Kunst und Unterhaltung“. Rudolf Steiner hatte auf diese Zusammenhänge bereits 1918 mit Blick auf die Neigungen des damaligen Bürgertums (Bourgeoistums) hingewiesen – und die Dinge liegen heute nicht anders:

Und das ist etwas ungeheuer Charakteristisches. Wenn Sie das 19. Jahrhundert verfolgen: das Bourgeoistum verliert immer mehr und mehr das Interesse für große Weltanschauungsfragen. Große Weltanschauungsfragen werden sogar dem Bourgeoistum höchst unangenehm, sie werden womöglich in die Ästhetik hinein abgeschoben. Ob es geistige Wesen gibt oder nicht, darüber mag man, wenn man ein richtiger Durchschnittsbourgeois ist, von der Bühne herunter allerlei vernehmen, wo man nicht daran zu glauben braucht, wo es nicht darauf ankommt, ob die Dinge Wahrheiten sind oder nicht: da lässt man sich von Björnson (norwegischer Dichter, 1832 – 1910; Anmerkung IH) und ähnlichen Leuten das Mannigfaltigste vormachen. So in das Ästhetische hinein, in das Spielen mit allerlei sogenannten Künstlerischem, dahin wird das Weltanschauungsgemäße für das Bourgeoistum in der neueren Zeit abgeschoben.

und an anderer Stelle:

Man könnte viele, viele charakteristische Momente aufzählen für die Stumpfheit gegenüber Weltanschauungsfragen bei der heutigen Mittelschichtsbevölkerung. Man braucht sich nur daran zu erinnern, wie sich die Leute verhalten, wenn einmal ein Dichter – derjenige, der nicht ein Dichter ist, darf es schon gar nicht tun, denn dann wird er ein Phantast genannt oder dergleichen —, wenn irgendein Dichter Gestalten aus der übersinnlichen Welt meinetwegen auf die Bühne bringt oder sonstwo hinbringt. Da lassen es sich die Leute so halb und halb gefallen, weil sie nicht daran zu glauben brauchen, weil sie kein Hauch der Wirklichkeit anweht, weil sie sich sagen können: Es ist bloß Dichtung! 

Auch heute wollen die Menschen sich nicht ernsthaft mit dieser Frage einer geistigen Welt und geistiger Wesen begrifflich auseinandersetzen. Bestenfalls möchte man diese (in diversen „esoterischen“ Praktiken) fürs tägliche Leben nutzbar machen. Geist ist den meisten Menschen nicht greifbar, ein Nachdenken darüber lohnt daher nicht. Einen auch nur einigermaßen scharfen Gedanken an etwas zu verschwenden, was doch gar nicht im Sinne des gewöhnlichen Bewusstseins existent ist, erscheint sinnlos. Dabei steht die wissenschaftliche Behandlung der Frage einer geistigen Welt – und wie diese erstmal denkbar sein kann, bevor man sie eventuell (!) erfahren möchte – in der Anthroposophie Rudolf Steiners seit über 120 Jahren in der Welt da. Aber die Menschen machen einen weiten Bogen um sie. Denn dazu muss man etwas denken können, was nicht auf ein Sinnliches verweist. Dieses muss man erst lernen, und das ist anstrengend. Dazu darf die Seele sich nicht auf das Sinnliche der Außenwelt abstützen, sondern muss lernen, vom Ich aus sich seinen Anschauungsinhalt selber zu schaffen anstatt ihn sich passiv von der Außenwelt geben zu lassen (mehr zu diesem Thema zum Beispiel hier und hier).

Das heutige Leben – und besonders die Werbung – suggeriert den Menschen dagegen, alles wäre superleicht, sogar die Liebe. Dass man lieben heute erst lernen muss, darauf kommt keiner, wieso auch? Ist ja anstrengend. Viel leichter ist es, wenn man sich einfach ein bestimmtes Produkt kauft, und schon kann man alles.

Auch das Kino und diverse Clips von Grammyverleihungen sind viel einfacher aufzufassen (passives Gucken statt aktives Denken) als die schwierige begriffliche Erarbeitung der geistigen Welt. Aber die Inhalte dieser Filme befördern den Menschen zurück in die dunkle Mystik und den Atavismus uralter Zeiten. Eine ernsthafte gedankliche Auseinandersetzung mit der geistigen Welt, die dem Charakter (nicht dem Inhalt) des modernen wissenschaftlichen Denkens adäquat wäre, wird so nicht nur von den denkunwilligen Menschen sondern auch von den Kräften, die hinter diesen „Kunstereignissen“ stecken – und Kräfte sind ja auch hier immer Menschen – wirkungsvoll verhindert.

Die geistige Welt, die die Menschen nicht denkend erfassen wollen, ist nicht nur im Kino da – aber dort leider (fast ohne Ausnahme) nur einseitig als menschenfeindlich-Dämonisches. Die Menschen ahnen nicht, dass die Wesen der geistigen Welt nicht nur irgendwo „da draußen“ sind, sondern in ihnen selber, indem sie den Menschen konstituieren, ihn ausmachen – ohne sie könnte der Mensch nicht sein. Es hilft daher nichts zu sagen: Wir sind aufgeklärte Menschen und wollen von einer geistigen Welt nichts wissen (beziehungsweise nur im Kino und bei Grammy-Verleihungen dilettantisch-mystisch-gruselig dran schnuppern). Die heutige Zeit verlangt, diesen Dingen modern und offen ins Auge zu schauen, denn diese Wesen sitzen eh längst auf unserem Schoß und ziehen uns – im harmlosesten Fall – an den Ohren.

Dass die Welt von Göttern und Dämonen geschaffen wurde und zusammengehalten wird, war den Wissenden zu allen Zeiten bekannt. Heute ist es an der Zeit, dass dieses Wissen nicht nur wenigen Auserwählten sondern allen Menschen zur Verfügung gestellt wird, die danach verlangen. Über lange Zeitepochen hinweg musste die Menschheit lernen, ihr Leben unabhängig von einer geistigen Welt zu ordnen. Dieses finstere Zeitalter ist allerdings längst vorbei. Alle Lebensgebiete verlangen nach einer Befruchtung durch eine neue Geisterkenntnis. Da, wo dies nicht geschieht, wird der Niedergang der Kultur der Fall sein. Viele Menschen empfinden aufgrund der veränderten Zeitverhältnisse eine Sehnsucht zu einem geistigen Wissen. Davon zeugen ja die oben genannten „Kulturereignisse“. Die nutzen jedoch dieses Verlangen und diese Sehnsucht nach einer übersinnlichen Welt – vor allem bei den jungen Menschen – für ihre Zwecke aus, indem sie diesen Zerrbilder und dämonische Karikaturen vorsetzen.

Wer tatsächlich in wahrhaft künstlerischer Form etwas über die geistigen Wesenheiten, die mit dem Menschen zusammenhängen etwas erfahren will, hat die Möglichkeit, in Rudolf Steiners Mysteriendramen sich ein solches künstlerisches Bild zu verschaffen, das den Menschen nicht in den Schmutz zieht, sondern ihn über sich erheben lassen kann. Dazu gehört natürlich Denkwille. Aber dieser Denkwille ist natürlich überhaupt erforderlich, damit der Mensch nicht zum Tier heruntersinkt auf irgendwelchen dämonischen Kinoereignissen und Grammy-Verleihungen.

Auch das Thema der Mysteriendramen ist mittlerweile gesellschaftsfähig geworden, allerdings in missbrauchter Form. Millionen Menschen in aller Welt habe sich dies im Fernsehen angeschaut, ohne etwas davon zu ahnen, nämlich in der amerikanischen Serie „Desperate Housewives“. Viele werden sich an die „Wisteria Lane“ erinnern, in der alle diese „verzeifelten Hausfrauen“ wohnen – Dass der Straßenname eine Verballhornung aus „Wisdom“ und „Mysteria“ darstellt, dürfte den Wenigsten aufgefallen sein. Die Serie selber fasziniert durch exzellente Schauspieler, Regisseure und Drehbuchautoren, stellt aber letztlich ein in dieser konstruierten Zusammenballung unerträgliches Gebräu von allen möglichen menschlichen Schwächen, Gemeinheiten und Niedrigkeiten dar, die eigentlich – wenn der Plot nicht derart übertrieben und künstlich wäre – ohne eine geistige, das heißt spirituelle Erkenntnis des Schicksalswirkens in der Welt (Karma) kaum zu verstehen ist. Sie bietet auf eine hinterhältige Weise ein unverdauliches Surrogat für die Sehnsucht der Menschen nach echten Mysteriendramen, in denen das Leben unter Einbeziehung der geistigen Welt verständlicher und dadurch erträglicher – und nicht zum Speien unerträglich und unverständlich – wird. Daher sind diese Art von Dramen, von denen es viele in der heutigen Fernsehlandschaft gibt, eben keine Mysteriendramen, sondern Misteriendramen.

Die geistige Welt ist heute da, und sie fordert auf allen Ebenen des kulturellen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Lebens, dass sie zuallererst verstanden werde, sonst bekommt man durch die heutige öffentliche „Kultur“ meistens nichts als teuflischen Mist geliefert. Und die geistige Welt kann durchaus verstanden werden durch die Schilderungen, die Rudolf Steiner von dieser in der Anthroposophie gegeben hat. In diesem Sinne forderte Rudolf Steiner dazu auf (Hervorhebung IH),

„…. gerade das zu erreichen, was besonders wertvoll ist: geisteswissenschaftliche Erkenntnisse zu verstehen. Gewiss, geisteswissenschaftliche Erkenntnisse müssen gesucht werden durch hellsichtiges Eindringen in die geistige Welt; das ist eine Notwendigkeit. Aber das ist eine Selbstverständlichkeit, dass es Hellseher geben muss, die eindringen in die geistige Welt, dass es Leute geben muss, die übersinnliche Erkenntnisse anstreben. Zweitens aber ist besonders wichtig, dass sich für diese geisteswissenschaftlichen Erkenntnisse, für diese in übersinnlichen Welten gesuchte Erkenntnis Leute finden, die kraft des Intellekts die Sache verstehen. Das vernünftige, verständige Begreifen der Geisteswissenschaft, das ist heute ganz besonders notwendig, denn das ist dasjenige, wodurch die widerstrebendsten Kulturmächte gerade überwunden werden. Der Intellekt der Menschen ist heute so groß, dass die ganze Geisteswissenschaft verstanden werden kann, wenn man nur will. Und gerade dieses Verständnis anzustreben, ist ein allgemein-menschliches, nicht ein egoistisches Interesse der Kultur. Denn dieses Verständnis kann angestrebt werden, wenn jene intellektuellen Kräfte, die heute verwendet werden auf naturwissenschaftlichen Gebieten an allerlei Kleinkram, wenn jene intellektuellen Kräfte, die heute volkswirtschaftlich recht fruchtlos verwendet werden, und endlich, wenn jene Kräfte, die in einer fruchtlosen, vielleicht sogar menschenmörderischen Technik verwendet werden, entsprechend angewendet würden, und die Menschen nicht verzogen würden von frühester Kindheit an. Dann würde man sehen, wie leicht das spirituelle Geistesgut wirklich zum Verständnis der Menschheit gebracht werden könnte.

 

 

 

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