Dumpinglöhne beim Nobelkarossenhersteller Daimler – Wie das Wirtschaftsleben durch den Steuerzahler finanziert wird


von Ingo Hagel 

 

Bereits in einem früheren Artikel zur Leiharbeit (unter anderem bei VW) habe ich auf die Praktiken der Leiharbeit und der noch schlimmeren „Werksverträge“ hingewiesen (s. dazu auch hier), mit denen Unternehmen sich aus den Tarifverträgen verabschieden und die Lohnkosten drücken. Gerade berichtet nun der SWR über

HARTZ IV AUFSTOCKEN IN DEN DAIMLER-WERKEN – Niedriglöhne von Daimler-Werken müssen durch Hartz IV aufgestockt werden

Nachdem vor drei Monaten das Online-Unternehmen Amazon wegen Missständen bei der Beschäftigung von Leiharbeitern in die Kritik geraten war, stehen nun die Daimler-Werke im Fokus der Öffentlichkeit. Grund ist der Einsatz von Billigst-Arbeitskräften, die nicht von ihrem Lohn leben können und deshalb mit Hartz IV aufstocken müssen. Ein Film des SWR unter dem Titel „Hungerlohn am Fließband“ zeigt die wenig glamouröse Seite des Nobelkarossen-Herstellers. …. (Der in Daimler eingeschmuggelte Journalist; Anmerkung IH) Rose erhielt für seine Tätigkeit am Fließband einen Stundenlohn von 8,19 Euro, was einem Monatseinkommen von 1220 Euro brutto oder 990 Euro netto entspricht. Da der Inkognito-Reporter für vier Kinder sorgen müsse, hätte er laut dem SWR einen monatlichen Hartz IV-Anspruch in Höhe von 1.550 Euro. Zurecht fragt der Sender in seinem Beitrag, ob auf diese Weise nicht immer mehr Arbeitsplätze durch Steuergelder statt durch Lohn finanziert würden. Zum Vergleich: Ein Mitarbeiter der Stammbelegschaft erhält Angaben des SWR zufolge selbst in der niedrigsten Lohnstufe 3.400 Euro pro Monat.

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Weitere Informationen

 

  • Die Gewerkschaften werden erpresst mit der Drohung, das Unternehmen könne ja auch ins Ausland gehen.
  • Die Stammbelegschaften geraten durch die Billiglöhner immer mehr unter Druck.
  • Bizarr: Hartz-4-Aufstocker mitten in der Werkshalle eines Nobelkarossenherstellers.
  • Bei 35:55 diese unglaubliche Rechnung, dass er 1500 Aufstockergehalt vom Arbeitsamt das heißt vom Steuerzahler bezieht.
  • Damit handelt es sich also um eine gigantische Subventionierung von eigentlich von den Betrieben zu tragenden Lohnkosten durch den Steuerzahler.
  • Allein im Jahr 2011 wurden vom Steuerzahler 8,7 Md Euro für die Aufstocker im Hartz-4-System gezahlt. Diese Gelder fehlen dann natürlich woanders in der Gesellschaft.
  • Der Steuerzahler subventioniert mit seinen Steuergeldern die Lohndumpinstrategien auch von solchen Premiumherstellern.
  • Daimler-Chef Zetsche will die Kosten bis zum nächsten Jahr um 4 Md. Euro senken – Auch auf Kosten von Leiharbeitern und Dumpinglöhnen (über Werksverträge) und damit auf Kosten des Steuerzahlers, wie der Film zeigt.
  • In den Werksverträgen steckt viel „Potenzial“, um die die bisher gekannten sicheren Arbeitsverhältnisse „aufzulockern“ – also zu zerstören.

 

Selbstverständlich ist die Politik, das heißt das Rechtsleben gefragt, wie in dem Film von einem Gewerkschaftsvertreter gesagt wird. Aber diese Politik, dieser Rechtsstaat, ist ja keiner mehr, steckt mit dem Wirtschaftsleben unter einer Decke und macht mit ihm gemeinsame Sache. Beide haben genau dieses System geschaffen, in dem Gelder der Steuerzahler und Bürger auf unrechtmäßige Weise zur Finanzierung des Wirtschaftslebens  verwendet werden. Damit ergibt sich wieder einmal die Forderung, Wirtschaftsleben und Politik (Rechtsleben) zu trennen, wie es in der Sozialen Dreigliederung vorgesehen ist, wenn man nicht immer weiter eine sozialistische und auf Staatswirtschaft hinlaufende Industrie und einen den Menschen und Bürger entrechtenden diktatorischen Staat (Faschismus) bekommen will. Jedenfalls hat das („freie“) Geistesleben mit obigem Clip gute Arbeit geleistet.

Update 15. Mai 2013: 

s. dazu auch hier:

Einigung im Tarifstreit: Metaller bekommen in zwei Stufen mehr Geld

Durchbruch in Bayern: IG Metall und Arbeitgeber haben sich auf eine Lohnerhöhung in zwei Stufen geeinigt. Die Regelung wird wohl auf die bundesweit 3,7 Millionen Beschäftigten in der Branche übertragen. Damit sind Streiks bis mindestens 2015 vom Tisch.

Anmerkung: Na prima, bis 2015 ist also Ruhe im Stall. Und streiken für die Leiharbeiter und die mit Dumpinglöhnen in Werksverträgen Beschäftigten tun wir ja schon gar nicht.

 

 

 

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