von Ingo Hagel
Nicht nur Piratenchef Bernd Schlömer nahm eine Einladung beim Oberbilderberger Henry Kissinger an. Bekanntermaßen nahm Jürgen Trittin, Fraktionsvorsitzender der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, an der 60. Bilderberg-Konferenz in Chantilly im US-Bundesstaat Virginia teil. Dieses Ereignis wurde in den unabhängigen Medien durchweg ablehnend kommentiert. Oliver Janich meinte dagegen, die Reise selber sei nicht das Problem gewesen. Er zitiert Trittins Stellungnahme an der Bilderbergerkonferenz auf dessen Homepage:
„Sollte man als Grüner an einer solchen Konferenz teilnehmen? Ja natürlich, warum denn bitte schön nicht? Es ist falsch, Gesprächs- und Kontaktverbote aufzustellen. Es geht nicht darum, wen ich treffe, sondern was ich ihnen zu sagen habe.“
Janich schrieb dazu:
Tja, da hat der Mann nun mal Recht. Das Problem ist nicht, dass Trittin mit den Reichen und Mächtigen dieser Welt spricht. Das Problem ist, welche Positionen er vertritt und dass diese praktisch identisch sind mit den Zielen eines Großteils dieser Gruppe. An dieser Stelle müssen wir uns kurz mit eben diesen Zielen beschäftigen.
in der Tat beschreibt Janich dann sehr kritisch die verschiedenen Aktivitäten und Ziele der Bilderberger. Aber die Frage ist doch: Haben Trittin – und Oliver Janich – wirklich recht? Darf man wirklich eine Einladung der Bilderberger annehmen, wenn man all dieses weiß? Und das auch noch, weil man meint, man habe ihnen etwas zu sagen?
Am Ende des Beitrages von Oliver Janich ist ein sehenswerter Videoclip über die Bilderberger eingestellt, denn ich hier auch einbette:
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Drin sagt Andreas Rétyi, der sich nach Aussage des Clips seit Jahrzehnten mit Geheimgesellschaften und Geheimbünden beschäftigt (bei 6:30):
Nun, die Bilderberger wollen natürlich unsere Welt massiv umgestalten und auch eine abhängige Welt schaffen, sie wollen die Welt kontrollieren. Also eine winzige, hochelitäre Gruppe, die versucht, alle gleichzuschalten und möglichst natürlich die totale Kontrolle zu haben – also eine Überwachung – und natürlich neue Einflusssphären zu gewinnen. ….
Wenn die Bilderberger also kein kommunalpolitisches Kaffeekränzchen, sondern eine hochproblematische und politisch äußerst einflussreiche Gruppe mit dem Ziel einer Neuen Weltordnung sind, darf man dann immer noch einer Einladung von ihnen folgen?
Im normalen Leben soll man ja immer offen mit Blick auf Begegnungen mit Menschen sein, und auch bedenken, dass diese sich wandeln können. Aber die Frage ist doch: Ist diese Einstellung auch bei den Bilderbergern angebracht?
Ich denke, das ist sie nicht. Es ist doch einfach lächerlich naiv – oder eine Lüge – wenn Jürgen Trittin als Begründung für seine Reise meint, er hätte den Bilderbergern etwas zu sagen. Natürlich ist es umgekehrt: Nicht Klein-Jürgen hat den Bilderbergern etwas zu sagen, sondern die Bilderberger haben dem Herrn Trittin etwas mit auf den Weg ins heimatliche Berlin zu geben. Oliver Janich sagt das ja in seinem Artikel auch: Auf den Treffen der Bilderberger
„werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Entscheidungen getroffen. Dort wird die Agenda durchgereicht (Hervorhebung IH) und es werden neue »Polit-Talente« (talentiert im Lügen und Betrügen) gecastet. Falls Trittin nicht wegen seines Twitter-Lapsus durchgefallen ist, dürften er und 2011-Teilnehmer Steinbrück das bevorzugte neue Albtraumduo der Machtelite sein.“
Es ist daher tatsächlich die Frage, ob man zu so einem Treffen geht oder – wenn man nicht zu diesen Talenten „im Lügen und Betrügen“ und deren gesamten Machenschaften gehören will – eben nicht hingeht.
Aber Jürgen Trittin arbeitet wohl an seiner Karriere, und er weiß, wie mächtig die Bilderberger sind in ihrem Einfluss auf die kleinen Karrieren deutscher Politiker. So hat er sich entschlossen, der freundlichen Einladung der Bilderberger folge zu leisten.
MMNews schrieb mit Blick auf Trittins Besuch:
Die Bilderberger bereiten das Ende schwarz-gelben Regierung in Berlin vor und werden demnächst Rot/Grün inthronisieren. Nicht anders kann man die Teilnahme des Fraktionssprechers der Grünen, Jürgen Trittin, an dem obskuren Treffen in den USA interpretieren.
Oliver Janich hat für seine verdienstvollen Artikel in FOCUS MONEY zu den Hintergründen der Anschläge auf das World Trade gekämpft – und erhielt seitdem von den Mainstreammedien keine Aufträge mehr. Vielleicht gibt es ja in der Zukunft auch neue Politiker, die die Einladungen der Bilderberger schlichtweg ausschlagen – oder noch besser: die überhaupt erst gar nicht von den Bilderbergern eingeladen werden, weil diese sie aufgrund ihrer Charakterfestigkeit für ihre Zwecke für unbrauchbar halten. Warum sollten nicht auch mal Politiker ihre „Karrieren“ riskieren, indem sie der Einladung der Bilderberger ausschlagen, weil es einfach nichts gibt, was sich dieser Gruppierung zu sagen lohnt? Das würde dann den Anfang einer neuen politischen Kultur bedeuten.