Schwefelgehalte

Schwefelgehalte in biologisch-dynamischem Weizen

I. Hagel und E. Schnug (1997)

Auszug aus HAGEL, I. und E. SCHNUG (1997): Schwefelgehalte in biologisch-dynamischem Weizen.

Getreide, Mehl und Brot 51; 201-202.

siehe auch Nr. 14 der Publikationsliste

Bis zu Beginn der 80er Jahre war die Schwefelversorgung der meisten landwirtschaftlichen Kulturflächen über die SO2-Emissionen aus Haushalten, KFZ und Industrie gedeckt. Durch den Einsatz von Rauchgasentschwefelungsanlagen und Schwefel-armen Dieselölen erfolgte eine drastische Reduzierung der Schwefel-Einträge. Bis 1990 sanken sie in Norddeutschland um ca. 60 % (von ca. 35 auf ca. 14 kg S/ha Jahr). Waren beim Schwefel-bedürftigen Raps zu Beginn des genannten Zeitraums keine schweren und nur wenige Fälle von verdecktem Schwefel-Mangel zu beobachten, wiesen 1991 die Mehrzahl der untersuchten Proben schweren S-Mangel auf. Aber auch beim bezüglich der Schwefel-Versorgung weit weniger anspruchsvollen Weizen wurden Ertragsverluste bis zu 30 % beobachtet. Hinzu kommt, daß unzureichende Schwefel-Gehalte über zähere Teige die Backeigenschaften des Weizens verschlechtern.

Während eine Untersuchung über den Schwefel-Status von Weizen aus der deutschen konventionellen Landwirtschaft existierte, fehlten diesbezüglich Bestandsaufnahmen aus der ökologischen Landwirtschaft. Die Untersuchung von 61 Weizenproben (vor allem Winterweizen, verschiedene Sorten) aus der biologisch-dynamischen Praxis (Ernte 1995) leistete einen ersten Beitrag hierzu.

Die Untersuchung ergab, daß

  • die Rohproteingehalte mit einem Mittelwert von 10,0% sehr niedrig lagen. 44,3% der Probengrundgesamtheit lag in den Klassen <10%. Nur 8,2% der Proben wiesen Gehalte über 11,5% Rohprotein auf.
  • mit steigendem Stickstoff-Gehalt der Proben auch deren Schwefel-Gehalt zu nahm. Der mittlere S-Gehalt betrug 0,127 %. Bezüglich der N:S-Verhältnisse ergaben sich in den Klassen 11-<12 und 15-<16 deutliche Schwerpunkte. Diese deuten sich in Abb. 1 als zwei parallel zueinander liegende Punktwolken an.
  • 42,6 % der untersuchten Proben Schwefel-Gehalte unter 0,12 % aufwiesen. Wenn das N:S-Verhältnis weiter ist als 17:1 (oder. der S-Gehalt des Korns unter 0,12 % fällt) ist ausreichend mit Stickstoff versorgter Weizen bezüglich des Schwefels als unterversorgt anzusehen, Es sollte in weiterführenden Arbeiten geprüft werden, ob dieser Grenzwert von 0,12 % S auch für eiweißarme Weizenproben des ökologischen Landbaus gilt, und ob in diesen Fällen der biologisch-dynamische Landwirt durch eine geeignete S-Düngung Mehrerträge und bessere Qualitäten erzielen könnte. beim N:S-Verhältnis des Ganzkorns nur 6,6 % der Proben über dem kritischen Wert von 17:1 lagen. Die Vermutung, daß bei diesen weiten N:S-Verhältnissen der Bäcker zusätzlich zur verringerten Knettoleranz und Volumenausbeute (bedingt durch den niedrigeren Proteingehalt des Mehls) mit weiteren Qualitätseinbußen rechnen muß, da mit sinkendem S-Gehalt des Weizens über zähere Teige auch das Backvolumen sinkt, bestätigten sich allerdings anhand der maximalen Dehnwiderstände im Kleberextensogramm nicht. Diese zeigten bei der Sorte Rektor selbst bei weiten N:S-Verhältnissen des Ganzkorns von 16-17 keine Beziehung zu diesem Parameter (r= -0,06, n=11). Bei der Sorte Bussard war sogar eine sinkende Tendenz zu beobachten (r= -0,41, n=6).
  • ein Vergleich von 7 biologisch-dynamischen Weizenproben aus dem relativ eng umgrenzten und kaum industriell besiedelten Raum Schwäbisch-Hall und Crailsheim mit N:S-Verhältnissen zwischen 11,02 – 17,73 (Mittelwert=14,43) sehr weit gestreute Werte ergab. Diese hohe Variabilität setzte sich sogar bis in das räumlich sehr begrenzte Gebiet der Schläge einzelner Betriebe fort (Tab. 1). Somit kommen für die Ausprägung der Schwefel-Gehalte von Weizen aus biologisch-dynamischem Anbau neben der Nähe zu urbanen und industriellen Zentren weitere Aspekte (Grundwasseranschluß, S-zehrende Vorfrucht, S-Mineralisierung des Bodens) in Betracht.

Tab.1: N- und S-Gehalte sowie N:S-Verhältnisse von Weizenproben verschiedener biologisch-dynamischer Betriebe.

Betrieb Sorte % N % S N:S
A Rektor
Rektor
Rektor
1,78
1,82
1,72
0,16
0,11
0,12
11,5
16,0
14,1
B Fregatt
Bussard
Progreß
Diplomat
1,66
1,73
1,53
1,56
0,12
0,11
0,14
0,13
13,5
15,4
11,0
11,9
C Astron
Bussard
Sperber
1,84
1,76
1,80
0,11
0,11
0,14
16,6
16,6
13,2
D Rektor
Bussard
1,81
2,14
0,11
0,17
17,3
12,6