Ökologische und biologisch-dynamische Züchtung aus Hybriden

von Ingo Hagel

Begeisterung biologisch-dynamischer Institutionen für Züchtung aus Hybriden

Anfang des Jahres 2010 fand sich im Demeter Intern Newsletter vom Januar die Mitteilung, dass die Sativa Rheinau AG in der Schweiz für die Züchtung des weltweit ersten samenfesten Zuckermaises mit dem vierten Förderpreis der Vereinigung der Schweizer Biolandbauorganisationen Bio Suisse ausgezeichnet worden war. Der Newsletter stellte dazu ein Dokument zur Verfügung, das sich beim Verfolgen des in diesem zum Schluss angegebenen Links als (bis auf ein paar Überschriften) abgeschrieben darstellte von einer Medienmitteilung der Bio Suisse vom November 2009: Sativa Rheinau AG: Preis für Zuckermais. Es wäre verdienstvoller gewesen, wenn die Demeter-Presseabteilung – statt diese Medienmitteilung einfach nur zu kopieren – die Hintergründe dieses Ereignisses recherchiert und (kritisch) kommentiert hätte.

Denn was hier vom Demeter-Verband – der ja immer wieder „für sich in Anspruch nimmt, Qualitätsführer bei Bio zu sein“ – gedankenlos übernommen und in seinem Newsletter mit der ebenfalls (aus dem Bio Suisse Papier) abgeschriebenen Zwischenüberschrift „weitsichtige Aufbauarbeit“ weitergereicht wird, ist durchaus problematisch: Beunruhigend ist nicht, dass die Sativa Rheinau AG – auf deren Homepage man neben dem Logo von Bio Suisse auch das von Demeter sieht – dabei ist, eine „europäische, gentechnikfreie Zuckermaiszüchtung für den Biolandbau aufzubauen“, sondern dass sich die Züchtung dieses preisgekrönten Zuckermaises auf „etwa 60 verschiedenen so genannten Hybridsorten“ – aus denen dieser Mais selektiert wurde – begründet. Dies scheint Demeter nicht weiter zu stören.

Anmerkung 1: Mittlerweile wird auch in der Zeitschrift Bioland (Nr. 4/2010, S. 12) ganz offen über diese Zuckermaiszüchtung berichtet: Dort ist zu lesen, dass diese Sorten „aus einem Anfangsbestand von rund 60 verschiedenen Hybridsorten nachgebaut“ und selektiert wurden. Noch eine Saison, dann sei das „Ziel der Züchter erreicht, 90 Prozent des marktfähigen Ertrages von Hybridsorten zu erzielen.“ Der Züchter (Friedemann Ebner) verfolge mit „Sorge“ die zunehmende Monopolisierung der konventionellen Züchter. (Allerdings hat er keine Probleme, aus diesen Hybriden der konventionellen Züchter neue Sorten für den Ökolandbau zu züchten (Anmerkung IH)).

Problematische Hybriden

Im Glossar des Infobriefes Saatgutfonds Nr. 1/2010 sind zur Frage „Was sind eigentlich Hybridsorten?“ folgende Charakteristika zu lesen (Hervorhebungen IH): „Hybride entstehen aus der Kreuzung künstlich erzeugter Inzuchtlinien. Da die meisten Gemüsearten Fremdbefruchter (also mischerbig) sind, müssen sie durch erzwungene Selbstbefruchtung reinerbig gemacht werden. Während des mehrjährigen Inzuchtprozesses degenerieren diese Elternlinien. Kreuzt man zwei reinerbige Elternlinien, entstehen in der nächsten Generation (F1 genannt) sogenannte Hybride, die durch den Heterosiseffekt einheitliche Formen, große Früchte und hohe Erträge zeigen. Diese Eigenschaften werden jedoch nicht weitervererbt. Hybridsorten sind daher nicht nachbaufähig (s. Anmerkung 2), was auch als „nicht samenfest“ bezeichnet wird und müssen jedes Jahr vom Anbauer zugekauft werden. Hybride sind gegenüber samenfesten Sorten oft wässriger und zeigen ein schlechteres Reifevermögen. Ihre Nahrungsqualität ist umstritten.“

Sehr ablehnend beschreibt auch der Demeter e.V. den Einsatz von Hybriden und bemerkt abschließend: „Pflanzen, die aus Hybriden entstehen, enthalten oft weniger Trockensubstanz, also mehr wässrige Anteile, und häufig auch ein geringeres Aroma. „Für eine ganzheitliche Ernährung, die Körper, Seele und Geist gleichermaßen aufbaut, sind solche Sorten nicht das richtige“, meint Demeter-Vorstand Stephan Illi.“ Warum Demeter dann jedoch eine auf Hybriden aufgebaute biologisch-dynamische Züchtung gutheißt, ist völlig unverständlich.

Anmerkung 2: Das immer wieder (und auch im erwähnten Infobrief Saatgutfondsvorgebrachte Argument, Hybriden seien nicht nachbaufähig (das auch der „biologisch-dynamische“ Getreidezüchter Peter Kunz in einem Artikel im Goetheanum (Nr. 10/2010) benutzt, trifft natürlich nicht zu. Denn wären sie wirklich nicht nachbaufähig, wie sollte man dann aus Hybriden neue Sorten züchten können. Der Ausdruck „nicht nachbaufähig“ erinnert viele Leser sicher an die sogenannte Terminator-Technologie in der Züchtung. DIESES Saatgut war durch einen eingebauten Defekt wirklich nicht nachbaufähig, es hat sich aber glücklicherweise aufgrund massiver Proteste nicht durchgesetzt. – Zudem setzt dieses Argument beim Leser mal wieder auf Ökoromantik, indem es suggeriert, der Öko-Bauer produziere sein Saatgut selbst. Jedoch meinte selbst Friedemann Ebner, der Züchter des oben erwähnten preisgekrönten Zuckermaises, dass das wahrscheinlich die wenigsten machen werden: «Die Ernte, Trocknung, Aufbereitung und Lagerung von Zuckermaissamen sind sehr zeitaufwendig» (Artikel im Tagesanzeiger vom 27. September 2008 über die Maiszüchtung der Sativa). Dabei gibt es für die Saatgutgewinnung wirklich problematischere Kulturen als den einjährigen und grobkörnigen (und daher einfach zu handhabenden) Zuckermais. Wenn schon bei einer solch einfachen Pflanze wie Zuckermais kaum ein Landwirt von der Möglichkeit des Nachbaus Gebrauch macht, dann dürfte dieses Nachbauargument noch viel weniger bei den anderen – und für die Saatgutgewinnung bedeutend schwierigeren – Kulturpflanzen relevant sein.

Bei den Hybriden handelt es sich demnach also um ein durchaus kritisch zu bewertendes Züchtungsprodukt – worauf ich ja bereits früher hingewiesen hatte (Quality Assessment of Summer and Autumn Carrots from a Biodynamic Breeding Project, Zur Anbauwürdigkeit von Hybriden im biologisch-dynamischen Landbau, Kosmische und irdische Aspekte zur Entwicklung eines menschenkundlich orientierten Leitbildes zur Nahrungsqualität, Zwischen Kosmos und Erde: 1. Nahrungserzeugung und menschliche Entwicklung, Zwischen Kosmos und Erde. 2. Verlust an Nahrungsqualität durch Hybridsaatgut) – bei dem doch sehr sorgfältig zu begründen wäre, warum ein dermaßen züchterisch gequältes Pflanzenprodukt trotzdem zur Grundlage und zum Ausgangspunkt einer ökologischen oder gar biologisch-dynamischen Züchtung verwendet wird.

Stattdessen wird auch in diesem – von der anthroposophisch orientierten Zukunftsstiftung Landwirtschaft herausgegebenen – Infobrief Saatgutfonds begeistert auf die Zuckermaiszüchtung aus Hybriden von Herrn Ebner hingewiesen. Oliver Willing, Geschäftsführer der Stiftung ist der Meinung, dass „die Züchtungsarbeit von Friedemann Ebner an dieser Kultur echte Signalwirkung“ habe. Welche Signalwirkung hat denn die treuherzige Unterstützung solcher fragwürdiger Projekte seitens anthroposophischer Institutionen für die Zukunft der biologisch-dynamischen Züchtung wirklich? Doch wohl diejenige, dass damit nun einer Sortenentwicklung aus Hybriden zu einer anerkannten biologisch-dynamischen Züchtungsmethode erhoben und von einer (finanziell) nicht unbedeutenden Stiftung medial großflächig abgesegnet wird.

Ökolandbau hat keine Probleme mit Hybriden

Bekanntlich hat die Praxis des Ökolandbaus keine Probleme mit Hybridsorten. Zwar registrierte Frühschütz seitens der Verbände ein gewisses „Unbehagen“, (s. Anmerkung 3) jedoch möchte kaum ein Anbauer auf Ertrag und Einheitlichkeit (Uniformität) dieses Züchtungsproduktes verzichten. Daher konnten die Anbauverbände sich bis heute in ihren Richtlinien nicht auf ein Verbot einigen, sondern nur auf eine Empfehlung, Hybridsorten nach Möglichkeit nicht anzubauen – was natürlich kaum einer befolgt.

Anmerkung 3: Frühschütz schrieb: „Bei den deutschen Anbauverbänden drückt sich das Unbehagen an Hybridzüchtung deutlich in den Richtlinien aus. „Im landwirtschaftlichen Bereich sollen landesübliche Sorten gegenüber Hybriden vorgezogen werden“, heißt es bei Bioland. „Deshalb sollte auf die Verwendung von Hybridsaatgut weitgehend verzichtet werden“, gilt für Gäa-Bauern. Demeter verbietet sogar die Vermehrung von Hybridsaatgut auf Demeter-Betrieben und schließt Hybridsorten bei Brot- und Futtergetreide (außer Mais) ganz aus. Dennoch sind auch bei vielen Verbandsbauern Hybriden beim Gemüse in der Praxis die Regel und nicht die Ausnahme. Auf den Kisten im Regal steht davon meist nichts.“

Auch im Wissenschaftsbereich des ökologischen Landbaus wird diese Entwicklung hin zu einer Züchtung aus Hybriden unkommentiert hingenommen. In einem Bericht von Oehen und Thommen zu einem „Workshop zu Züchtung und Züchtungstechniken“ auf der Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau, Zürich, 2009 schrieben die Autoren: „Mit dem Vortrag von Friedemann Ebner zum Thema „Handwerkliche Gemüse-Züchtung im Zeitalter der Biotechnologie“ wurde die Züchtungsstrategie der Sativa Rheinau AG im Bereich Karotte und Zuckermais vorgestellt, die auf klassischer Populationszüchtung beruht und im Biolandbau unbestritten ist.“ Offenbar hat die Züchtungsstrategie der Sativa Rheinau AG, neue Sorten für den Ökolandbau aus Hybriden zu züchten, die Teilnehmer des Workshops nicht beunruhigt, da eine kritische Stellungnahme zu Ebners Vorgehen in diesem Artikel zu „Züchtung und Züchtungstechniken“ im ökologischen Landbau fehlt.

Statt Hybriden: Sorten aus Hybriden

Dass man nun aber auch bei Demeter und der biologisch-dynamischen Züchtung inklusive der gelderverteilenden Zukunftsstiftung Landwirtschaft zwar nicht auf Hybriden, aber auf aus Hybriden gezüchtete Sorten setzt, das dürfte nun vielen Menschen klar werden, indem diese Entwicklung mit oben angeführter Meldung des Demeter Intern Newsletters sowie des Infobriefes des Saatgutfonds einen öffentlichen und anerkennenden Stempel erhält.

Jedoch sind auch andere Ökoforscher bereits seit einigen Jahren dabei, aus Hybriden neue Sorten zu züchten. So berichteten beispielsweise die biologisch-dynamischen Züchter Matthes und Spieß: „Neues Zuchtmaterial wurde durch vier unterschiedlich gruppierte Anpaarungen von ausgewählten F1 Hybridsorten mit einzelnen „Idema“ Pflanzen gewonnen. Ziel dieses Ansatzes ist, das in den F1 Hybridsorten liegende Ertragspotenzial für die bereits vorhandenen Zuchtstämme zu nutzen.“ Auch bei Zuckermais wurde „die Züchtungsarbeit an Stämmen aus der Kreuzung „Challenger F1“ x „Golden Bantam“ … in der siebten Generation fortgeführt.“  und auch bei der Tomatenzüchtung sind Matthes und Spieß stolz auf den vor der Sortenanmeldung stehenden Zuchtstamm Q x M 4.9, denn wie die Ergebnisse des Sortenvergleichs 2006 zeigen „kann er sich hinsichtlich Ertrag und Phytophtora-Anfälligkeit mit der Sorte „Phantasia F1“ (eine Hybridsorte, Anmerkung IH) messen …“ (Jahresbericht 2006 des Forschungsrings, S. 35).

Auch die Zeitschrift bioland (Nr. 5/2010, S. 16-17) berichtete kürzlich von den Bemühungen des Biolandhofes Christiansen (der „eine besondere Auswahl höchster Qualität anzubieten“ hat), der – angeregt durch die Arbeiten des oben erwähnten Zuckermaiszüchters Friedemann Ebner –  nun ebenfalls aus Hybriden neue Sorten (für die Kulturen Brokkoli, Blumenkohl und Möhren) züchtet, „die den besonderen Ansprüchen des ökologischen Gemüsebaus gerecht werden.“ Als ob gerade für Möhren im Katalog der Bingenheimer Saatgut AG nicht genügend samenfeste Sorten angeboten würden. Dies zeigt, dass das Problem auf einer anderen Ebene liegt, denn in der Zeitschrift bioland heißt es weiter, damit seien „leistungsfähige Sorten, die den Konsumentenwünschen und den Vorgaben des Handels entsprechen“ gemeint. Und jetzt steht schon fest: „Die (biologisch-dynamische, Anmerkung IH) Bingenheimer Saatgut AG wird die neuen Sorten in den Verkehr bringen.“ – Gemäß einer Meldung in Bio-Markt.Info vom 29. Sept. 2010 hat der Christiansens Bioland-Hof zu diesem Projekt nun einen eigenen Saatgut Verein gegründet: Es ist allerdings ein unglückliches Signal für die biologisch-dynamische Züchtung, dass ausgerechnet die Bingenheimer Saatgut AG als zweites Mitglied die Bemühungen dieses Vereins und damit zur Züchtung von neuen Sorten aus Hybriden unterstützt.

Oberflächliches oder unehrliches Vorgehen?

Ein weiteres Beispiel für die kompromisslerische Linie innerhalb der biologisch-dynamischen Institutionen war schon im Jahr 2009 zu beobachten. Zwar steht auf der Homepage der Bingenheimer Saatgut AG (Abschnitt: „Die Gründung der Aktiengesellschaft: dynamische Weiterentwicklung“) zu lesen: „Wir handeln nur samenfeste Sorten und bieten bewusst kein Hybridsaatgut,“ was ebenfalls den Eindruck erweckt, Hybridsaatgut sei unbedingt zu vermeiden. auf der Umschlagseite des Saatgutkataloges 2009 (vgl. die Abbildung mit der Darstellung auf S. 31 des Kataloges) ist jedoch die Tomatensorte KS-RS-01 in Großaufnahme zu sehen. „Für den Unterglasanbau empfehlen wir die neue Tomatensorte (KS-RS-01) aus der Züchtungsarbeit von Kultursaat e.V.“, bewarben Rossmanith und Boie, Vorstände der Saatgut AG das neue Produkt. (s. Editorial des Saatgutkataloges 2009, S. 2). Dass dieses aber aus einer Hybridsorte (Pannovy F1) gezüchtet worden war, wurde den Lesern des Kataloges (und potenziellen Käufern der Sorte) verschwiegen und geht nur aus einer von der Homepage des Vereins Kultursaat e.V. („Unter dem Dach von Kultursaat ist die biologisch-dynamische (on-farm) Gemüsezüchtung im deutschsprachigen Raum organisiert“ (Saatgutkatalog der Bingenheimer Saatgut AG 2010, S. 73)) abrufbaren Sortenbiografie (auf der Kultursaatseite den „Werdegang“ der Sorte Pilu herunterladen, oder direkt hier) hervor.

Zwar ist die Züchtung von biologisch-dynamischen Sorten aus Hybriden richtlinienkonform, (s. Anmerkung 4) aber was bedeutet schon ein politischer Konsens für den geistigen Wert einer Sache.

Anmerkung 4: In den Demeter-Richtlinien werden zwar folgende Zuchtmethoden grundsätzlich ausgeschlossen: Alle von den IFOAM-Richtlinien ausgeschlossenen Methoden, Hybridzüchtung (unabhängig vom Herstellungsweg) sowie Doppelhaploide bzw. Polyploidisierung, Sorten aus Proto- bzw. Cytoplastenfusion. Die Verwendung von Hybridsorten und Doppelhaploiden als Eltern für die Neuzüchtung einer biologisch-dynamisch gezüchteten Sorte ist dagegen zulässig! Die Demeter-Richtlinie ist von der Seite der Assoziation biologisch-dynamischer Pflanzenzüchter e.V. herunterzuladen.

Die oben genannten Beispiele zeigen, was auf den Verbraucher in nächster Zeit zukommt. Offenbar werden schleichend Fakten geschaffen. Denn die Art und Weise, wie zum Beispiel in der Pressemitteilung von Demeter einer offenen und kritischen Diskussion über aus Hybriden gezüchtete „biologisch-dynamische“ Sorten aus dem Wege gegangen wird, ist oberflächlich und könnte als unehrlich empfunden werden. Auch im Katalog der Bingenheimer Saatgut AG 2009 (S. 68 – 69) erschien ein fast zweiseitiges Interview mit Richard Specht, dem Züchter der oben erwähnten aus einer Hybridsorte gezüchteten (biologisch-dynamischen!) Tomatensorte KS-RS-01 (Pilu). Darin schildert Specht ausführlichst die beunruhigende Problematik der Hybriden im Ökolandbau, ohne mit einem Wort darauf einzugehen (oder dazu befragt zu werden), dass (und warum) die gefeierte neue Tomatensorte Pilu ausgerechnet aus einer Hybridsorte gezüchtet wurde. Warum beziehen Richard Specht und die Bingenheimer Saatgut AG hier nicht einfach eine klare Stellung: „JA, DIE SORTE PILU IST AUS EINER HYBRIDE GEZÜCHTET WORDEN!“

Anmerkung 5: Hier ein Auszug aus dem Interview mit Richard Specht: „Bei den Freilandgemüsearten Rosenkohl, Brokkoli und Blumenkohl werden fast ausnahmslos Hybriden für den Erwerbsgemüsebau empfohlen. … Ähnlich prekär sieht die Situation bei den wichtigsten im Gewächshaus angebauten Gemüsearten aus: Bei Tomate, Paprika, Gurke und Aubergine stehen kaum noch samenfeste Sorten zur Verfügung … rasante Zunahme bei den Hybridsorten … Mittlerweile ist nur noch jede fünfte in der EU zugelassene Tomatensorte samenfest … Das Gros der Gemüsebaubetriebe, die Tomaten für den Markt oder Handel anbauen, greift mittlerweile zu Hybriden. Auch in Ökobetrieben! … Wir möchten mit unserer Tomatenzüchtung, wie auch mit unseren anderen – zum Teil bereits vom Bundessortenamt anerkannten – Züchtungen einen Beitrag dazu leisten, dass für den ökologischen Gemüsebau wieder geeignete Sorten zur Verfügung stehen, bei denen schon während der Züchtung für den Öko-Landbau relevante Aspekte im Vordergrund stehen … Seit 2006 verzichten wir beim Tomatenanbau komplett auf zugekaufte Hybridsorten und bauen ausschließlich unsere eigenen Züchtungen an.“

Einen ebenso nebulösen Eindruck erwecken die Aussagen von Petra Boie (Vorstand der Bingenheimer Saatgut AG) im Alnatura Magazin (März 2010). Während intern aus Hybriden biologisch-dynamische Sorten gezüchtet (und verkauft) werden, erwecken ihre Äußerungen nach außen den (unzutreffenden) Eindruck, die Bingenheimer Saatgut AG lehne Hybriden völlig ab und mache darum einen weiten Bogen: „Wir sind der Überzeugung, dass nur samenfeste Sorten den Grundgedanken des Bio-Landbaus und dem Prinzip „Sorten sind Kulturgut“ gerecht werden. …. Die Zucht von Hybriden, die durch Kreuzung von Inzuchtlinien erfolgt, missachtet außerdem die Natur der Pflanzen und führt zu einem Verlust der genetischen Vielfalt und der Ernährungsqualität. …. Alte Sorten dienen als Basis für neue Züchtungen. Und: Viele moderne konventionelle Züchtungen sind bereits Hybridsorten, diese sind nicht für die ökologische Weiterzüchtung geeignet“ (Hervorhebung IH). Ob Hybriden für eine „ökologische Weiterzüchtung geeignet“ sind, das muss der Ökologische Landbau entscheiden. Ob sie jedoch als Grundlage für eine biologisch-dynamische Züchtung dienen können, das sollte diese bald entscheiden. Nicht akzeptabel ist es jedenfalls, beim Leser des Magazins ein bestimmtes problematisches Bild der Hybriden zu vermitteln – das aber in der internen Politik der Bingenheimer Saatgut AG ganz anders gesehen wird – um dann doch klammheimlich sogenannte „biologisch-dynamische“ Sorten aus Hybriden zu züchten und anzubieten.

Keine klare Linie bei Kultursaat

Auch der Verein Kultursaat, der für die Entwicklung neuer Sorten zuständig ist, die in der Bingenheimer Saatgut AG verkauft werden, kann sich in seinen Züchtungsmethoden nicht zu einer klaren Linie durchringen: „Auf diesem absolut ganzheitlichen Vorgehen ist für die biologisch-dynamische Züchtung jede Art von lebensfremder Manipulation ausgeschlossen. Alle Einflussnahmen auf Zellniveau – durch genetisch wirksame Substanzen oder Strahlungen, in-vitro Kultur, Gewebekulturen usw. – lehnen wir ab. Deshalb kommen weder Gentechnik noch das Hybridzuchtverfahren für die biologisch-dynamische Züchtung in Frage.“ Auch hier wird die Hybridzüchtung von der biologisch–dynamischen Züchtung einerseits strikt abgelehnt (man verfolgt ja ein „absolut ganzheitliches Vorgehen“, in dem „jede Art von lebensfremder Manipulation ausgeschlossen“ ist), sogar mit der Gentechnik in einem Atemzug genannt, aber aus Hybriden darf man neue Sorten züchten. Dieser Unterschied dürfte dem staunenden Publikum kaum zu vermitteln sein.

In der Tat: „Viele ErwerbsgärtnerInnen warten schon seit Jahren auf samenfeste Sorten, die mit guten Erträgen, guter Schalenfestigkeit, guter Gesundheit und gutem Geschmack den Anforderungen des Anbaus und der Biovermarktung gerecht werden“ (Rossmanith und Boie, Katalog der Bingenheimer Saatgut AG 2009, S. 2). Aber es warten sicher nicht alle auf samenfeste Sorten, die aus Hybriden gezüchtet wurden! Indem man aus Hybriden gezüchtete Sorten als „samenfeste Sorten“ anpreist – was ja keine Lüge ist, aber trotzdem die Wahrheit verschweigt – verspielt man seine Glaubwürdigkeit bei den Produzenten und Konsumenten, die von Demeter und der biologisch-dynamischen Züchtung mehr erwarten als für den Laien kaum zu durchschauende Winkelzüge (Produkte aus Sorten, die zwar „samenfest“ sind, aber aus (nicht samenfesten) Hybriden gezüchtet wurden).

Wie lange bleiben problematische Aspekte der Hybridzüchtung im Nachbau erhalten?

„Die Samen tragen die Qualitäten des letzten Jahres, und die Samen der samenfesten Sorten tragen den Strom der Vergangenheit weiter in die Zukunft.“ Rossmanith und Boie (Katalog der Bingenheimer Saatgut AG 2009, S. 2) steuern auf den richtigen Punkt zu. Aber warum sollte das nur für „die Samen der samenfesten Sorten“ zutreffen? Warum tragen nicht auch die aus Hybriden gezüchteten „samenfesten“ Sorten diesen „Strom der Vergangenheit weiter in die Zukunft“? Könnten nicht auch unerwünschte Eigenschaften der Hybriden in der neuen „samenfesten“ Sorte erhalten bleiben? Hier muss an die Versuche von Buchmann und Hiss (Lebendige Erde 4/2000, 46-47) erinnert werden. Sie bauten Stangenbohnensaatgut zweier Herkünfte (konventionelle und biologisch-dynamische Vermehrung) in erdeloser (Hydroponik) und in biologisch-dynamischer Kultur an. Während „die analytischen und auch sensorischen Unterschiede relativ gering“ ausfielen, zeigten sich „große Differenzen, die aus dem unterschiedlichen Saatgut resultieren“, … „wenn die grünen Bohnen oder die weißen Samen mit Methoden untersucht werden, welche die feinere Gestaltung der Substanz sichtbar machen können.“ Die Untersuchung mit bildschaffenden Methoden ergab, „dass nicht nur die Anbausysteme „Erdelos“ und „biologisch-dynamischer Anbau“ unterschiedliche Eindrücke in den grünen Bohnen hinterließen, sondern auch die Herkunft des Saatgutes … Im zweiten Jahr wurden die Resultate bestätigt, erwartungsgemäß vergrößerten sich die Unterschiede im Nachbau noch.“ – Auch Strube und Stolz fragten: „Wird konventionelles Saatgut nach zwei biologisch-dynamischen Anbauzyklen zu Demeter-Saatgut?“ und untersuchten die Samen aus diesen Versuchen (mittels Fluoreszenz-Anregungs-Spektroskopie. Ökologie und Landbau Nr. 4/2001, 37-39). Sie fanden, dass sich die Herkunft des Saatgutes auch nach zwei Generationen noch auswirkte, indem das konventionelle Saatgut „sich auch nach zweimaligem biologisch-dynamischen Anbau noch durch eine stärkere vegetative Prägung“ von biologisch-dynamischem Saatgut unterschied. Sie vermuteten daher, dass es drei oder vier Generationen eines biologischen Anbaus bedarf, bis aus konventionellem Saatgut Bio-Saatgut wird.

Aber damit ist ja nicht gesagt, dass die in diesen Arbeiten mit diesen Methoden gefunden Differenzierungen die einzigen Unterschiede und damit der Weisheit letzter Schluss sind? Auch dürfte der Züchtungshintergrund einer Hybridsorte einen tieferen Eingriff in das Lebensgefüge einer Pflanze darstellen als die oben geprüfte Herkunft von Saatgut (einer Sorte) aus biologisch-dynamischem oder konventionellem Anbau. Es ist anzunehmen, dass aus Hybriden gezüchtete Sorten bei geeigneter Wahrnehmungsmethode durchaus Unterschiede und qualitative Mängel mit Blick auf die Ernährungsqualität offenbaren. Die Versuche von Strube und Stolz sind sehr interessant, da sie auf ein Problem hinweisen und es analytisch veranschaulichen. Um jedoch entscheiden zu können, wie viele Generationen Nachbau die Nivellierung des qualitätsmindernden Einflusses einer Verwendung von Hybriden in Züchtungsprojekten benötigt, müsste zuerst die Frage geklärt werden, ob denn ein Laborversuch darüber überhaupt schlüssig und erschöpfend Auskunft geben kann.

Letztlich muss aber auch geklärt werden, ob denn ein hoher Ertrag (ob er nun mit oder ohne Hybriden erzielt wird), der ja der Hauptgrund für deren Integration in die biologisch-dynamische Züchtung ist, überhaupt den Qualitätsgesichtspunkten des biologisch-dynamischen Landbaus entspricht. (vgl. dazu: Hagel, I. (1992): Warum Lebensmittel in Demeter-Qualität? – Ein Beitrag zum Problem der mineralischen Stickstoffdüngung im Hinblick auf die Ernährungsqualität der erzeugten Produkte.)

Züchtung aus Hybriden ist nicht biologisch-dynamisch

Gleichgültig ob bestimmte Eigenschaften der Hybriden nach vier, acht oder sechzehn Generationen eventuell nicht mehr mit irgendeiner Methode festzustellen sind: Eine Züchtung von „samenfesten“ Sorten aus Hybriden ist meines Erachtens schon vom Ansatz her mit Blick auf konstitutionelle Aspekte des Menschen nicht als biologisch-dynamisch zu bezeichnen (vgl. dazu: Zur Anbauwürdigkeit von Hybriden im biologisch-dynamischen LandbauKosmische und irdische Aspekte zur Entwicklung eines menschenkundlich orientierten Leitbildes zur Nahrungsqualität, Zwischen Kosmos und Erde. 1. Nahrungserzeugung und menschliche Entwicklung, Zwischen Kosmos und Erde. 2. Verlust an Nahrungsqualität durch Hybridsaatgut). Innerhalb des biologisch-dynamischen Landbaus sollte man dafür ein Gespür entwickeln. Es ist inkonsequent, wenn Demeter einerseits in Selbstdarstellungen, Pressemitteilungen und Richtlinien vorgibt, dem Anbau von Hybriden nach außen kritisch gegenübersteht, andererseits aber eine Züchtung aus Hybriden unproblematisch findet und ihr den Weg ebnet. Es wäre sicher ehrlicher, dann doch gleich die Verwendung von Hybridsaatgut zu legitimieren – in der Praxis des ökologischen und biologisch-dynamischen Gemüsebau ist der Anbau von Hybriden sowieso seit langem gang und gäbe – statt solche spitzfindigen Umwege einer Züchtung von samenfesten Sorten aus Hybriden zu gehen. Auch wäre es dem Geist des biologisch-dynamischen Landbaus angemessener, andere Wege zu gehen, um Variabilität und Plastizität in die alten Pflanzenformen hineinzubekommen anstatt sich auf die (spirituell einfallslosen) konventionellen Züchtungsverfahren (deren Ziel es ist, aus einem vorhanden alten „genetischen Material“ durch Kreuzung und Selektion etwas Passendes zusammenzubasteln (rekombinieren) – es wird weder grundsätzlich Neues geschaffen noch angestrebt) und deren -produkte (Hybridsorten) zu stützen.

Anmerkung 6: Immer wieder wird von biologisch-dynamischer Seite als Argument für die Einkreuzung von Hybriden die zurückgehende Verfügbarkeit samenfester Sorten genannt, auf deren Vererbungsmerkmale sich der biologisch-dynamische Züchter in seiner Arbeit stützen kann. Und da die konventionelle Züchtung fast nur noch Hybridsorten herausbringt, fänden Fortschritte (womit neben den Resistenzen wohl meistens der Ertrag gemeint ist) eben auch nur auf dem Gebiet der Hybriden statt. Da zudem die aus den Genbanken zu beziehenden alten Sorten nicht die Merkmale (wahrscheinlich meint man auch hier wieder den Ertrag) aufwiesen, die heute am Markt gefragt seien, könne der Züchter nicht auf diese zurückgreifen. Wenn dem wirklich so wäre, dann dürften getrost alle Genbankprojekte, um die in der Presse immer viel Wirbel gemacht wird, geschlossen werden, da sie dann überflüssig sind. Dies träfe dann natürlich auch für das Projekt des Vereins Kultursaat e.V. zum Aufbau einer Erhaltungszuchtbank für samenfeste Gemüsesorten „als Basis für Züchtungsarbeit“ zu.

Mehr als das Vorgehen und die Argumentationen vieler heutiger sogenannter biologisch-dynamischer Pflanzenzüchter hat mich im Hinblick darauf zum Beispiel der Ansatz von Martin und Georg Wilhelm Schmidt beeindruckt, aus dem Umkreis herein die pflanzenbildenden Kräfte zu handhaben. Ausführlich beschreibt Beckmann in seinem Buch „Die Gene sind nicht alles“ (hier eine Buchbesprechung dazuderen Vorgehen, durch zum Beispiel Wechsel im Anbaustandort (Bodenwechsel: mehr kalk- oder kieselhaltige Böden; Landschaftswechsel: mehr Tal oder Berglagen; Lagenwechsel: West-/Südwesthang oder Süd-/Südosthang; Klimazonenwechsel: Seeklima (maritim), Bergklima (kontinental)) sowie Anbauwechseln in der Zeit (sommernah/winternah, Abendsaat/Morgensaat, vor Vollmond/vor Neumond) die Pflanze anzuregen, neue Formen zu bilden. Diese Methode ist im Zuge der Verintellektualisierung des biologisch-dynamischen Landbaus in Verruf geraten (da „unwissenschaftlich“), verdient aber mehr Beachtung.

 

Grundsatzentscheidung steht an

Es steht also eine bewusste Grundsatzentscheidung an: Lassen es die Richtlinien von Demeter (und der Assoziation biologisch-dynamischer Pflanzenzüchter) weiterhin zu, dass biologisch-dynamische Sorten aus Hybridsorten gezüchtet werden dürfen? Lässt es der Verein Kultursaat – dessen Arbeit und Sorten bis jetzt ein hohes Anliegen mit entsprechender   Qualität erwarten ließ – weiterhin zu, dass diese Sorten im Saatgut-Katalog der Bingenheimer Saatgut AG als „aus biologisch-dynamischer Züchtung“ stammend und „mit dem Zeichen von Kultursaat e.V. gekennzeichnet“ werden? (vgl. S. 2 des Kataloges der Bingenheimer Saatgut AG von 2010). Sollte man sich aus allen möglichen Rücksichtnahmen heraus nicht zu einem Ausschluss durchringen können, wäre es wenigstens fairer und transparenter, diesen Sorten das Kultursaatlogo zu verweigern und sie im Saatgut-Katalog deutlich als „aus Hybridsorten gezüchtet“ zu kennzeichnen. Dann könnte jeder Landwirt und Gärtner frei entscheiden, ob er diese Sorten anbauen will oder nicht. Diese Reservierung des Kultursaatlogos für ausschließlich aus samenfesten Sorten gezüchtete Sorten würde (bei entsprechender Verwendung des Zeichens) im Lebensmitteleinzelhandel dann auch den Verbrauchern helfen, im Einkauf diese Produkte zu bevorzugen und auf Erzeugnisse zu verzichten, die aus „aus Hybriden gezüchteten Sorten“ stammen. Letztlich würde Kultursaat e.V. (Untertitel des Vereins: „Verein für Züchtungsforschung und Kulturpflanzenerhaltung auf biologisch-dynamischer Grundlage“) allerdings durch die Zulassung von aus Hybriden gezüchteten Sorten eine Aushöhlung seiner geistigen Substanz demonstrieren – und vermutlich auf Dauer mangels darstellbarer Alternativen auf dem ökologischen Saatgutmarkt überflüssig werden.

Zusätzlich sollte in nächster Zeit geklärt werden, was eine biologisch-dynamische Züchtung ausmacht, und inwiefern sich die verschiedenen Institutionen diesem Ansatz nicht nur verbal verpflichtet fühlen. Die Ansätze und Ziele in diesem Bereich sind sehr verschieden und werden im Moment (noch) alle in einen Topf geworfen – was auf Dauer nicht zum Nutzen der biologisch-dynamischen Bewegung sein dürfte. Auch Petra Boie, Vorstand der Bingenheimer Saatgut AG, spricht im oben erwähnten Interview (Alnatura Magazin März 2010) mit Blick auf die Arbeit ihrer Firma immer nur von ökologischer (nicht biologisch-dynamischer) Züchtung: „Eine ökologische Züchtung findet – wie die Vermehrung – unter ökologischen Anbaubedingungen und mit Methoden statt, die zum Bio-Landbau passen.“ Sie erwähnt nicht, dass diese Firma von Menschen mit einem biologisch-dynamischen Anliegen gegründet wurde. In den 80er Jahren setzte man sich in der angesprochenen Initiative beziehungsweise der „Gruppe engagierter Gärtner“ sicher nicht mit „Bio-Saatgut“ auseinander sondern mit der Frage von biologisch-dynamischem Saatgut. Nicht umsonst wird ja im Katalog der Bingenheimer Saatgut AG 2010 (S. 79) – auf dessen beiden Umschlagseiten nur das Logo von Demeter zu finden ist – noch heute von dem „Initiativkreis für Gemüsesaatgut aus biologisch-dynamischem Anbau“ gesprochen. Von den dort (S. 65-69) aufgeführten ca. 80 „Vermehrungsbetrieben des Initiativkreises für Gemüsesaatgut aus biologisch-dynamischem Anbau“ gehören mittlerweile zwar 25 nicht Demeter sondern anderen Anbauverbänden an. Jedoch werden – wie bereits erwähnt – im Katalog der Bingenheimer Saatgut AG entsprechende Sorten als „aus biologisch-dynamischer Züchtung“ stammend bezeichnet und „mit dem Zeichen von Kultursaat e.V. gekennzeichnet“ (S. 2). Warum stellt Petra Boie im Alnatura Magazin dann nicht auch die Anliegen einer biologisch-dynamischen Züchtung heraus? Das Interview stellt daher leider eine weitere verpasste Chance dar, diese der Leserschaft darzustellen.

Biologisch-dynamische Selbstdemontage

In diesem Zusammenhang der Neigung biologisch-dynamischer (und anthroposophischer) Institutionen zur Selbstdemontage sei auf folgenden Absatz eines Buches von Karen Swassjan hingewiesen: „In der Schlussrunde einer öffentlichen Podiumsdiskussion in Basel zum Thema „Anthroposophie“, die vor einigen Jahren stattgefunden hat, zeigte sich die einzige nichtanthroposopische Teilnehmerin (eine Privatdozentin für Philosophie der Basler Universität) erstaunt darüber, dass ihr bekannte zentrale Elemente der Anthroposophie mit keinem Wort zur Sprache gekommen waren. Die Diskutanten hatten sich stattdessen bemüht, beim Publikum einen möglichst unauffällig-sympathischen Eindruck zu hinterlassen. Die Philosophin empfahl den Anthroposophen dringend Mut zur „Profilierung“, um nicht ununterscheidbar im heute allgegenwärtigen „Esoterik“-Brei aufzugehen“ (Karen Swassjan: Aufgearbeitete Anthroposophie – Bilanz einer Geisterfahrt. Verlag am Goetheanum, Auflage 2007, S. 128).