von Ingo Hagel
Prof. Max Otte bringt es in den Deutschen Mittelstands Nachrichten auf den Punkt. Was sich auf dem globalen Finanzsektor abspielt, ist ein „Wirtschaftskrieg, das haben unsere vertrottelten Politiker und unsere Öffentlichkeit gar nicht richtig begriffen.“
Natürlich führt nicht Europa diesen Krieg gegen Amerika, sondern das anglo-amerikanische Finanzsystem führt diesen Krieg gegen Europa. Ich hatte hier, sowie hier und hier auf Umkreis-Online bereits darauf hingewiesen.
Hervorgerufen wurde die Möglichkeit dieser Kriegführung durch die langfristig geplanten Lockerungen der globalen aber vor allem der anglo-amerikanischen Finanzmärkte, indem sich diese von den beschränkten Möglichkeiten einer Geldwirtschaft, die nur auf den Einlagen der Sparer bei den Banken beruhte, unabhängig machten. Schließlich konnte in einer krebsartigen Wucherung aus dem Nichts heraus Geld generiert werden. Dieses wurde allerdings nicht für eine produktive Wirtschaft sondern für eine völlig unseriöse Spekulation mit Zertifikaten, Derivaten, Credit Default Swaps etc. eingesetzt. Dieser letztlich kriminelle Zertifikatehandel hatte in 2010 mit 601 Billionen Dollar schließlich ein Volumen erreicht, das das der normalen, realen, produktiven Weltwirtschaft mit 63 Billionen Dollar um das 10fache überstieg.
Abbildung: Volumen der verschiedenen in 2010 getätigten Finanzgeschäfte (in Billionen Dollar) im Vergleich zum dem Wert aller auf der Welt produzierten Güter und Dienstleistungen BIP (eigene Grafik nach einer Abbildung aus Spiegel 2011 Nr. 34)
Daher wird es auch nicht möglich sein, dass die im Vergleich dazu kleine produktive Weltwirtschaft diese Schulden, die aus diesen Zockerspielen entstanden sind, jemals wird zurückzahlen können.
Die einzige sinnvolle Möglichkeit ist die, dass die Banken, die diese Spielchen mitgemacht haben, eben insolvent gehen müssen beziehungsweise (zeitweise) verstaatlicht werden. Das wurde mit der Commerzbank so gemacht und könnte mit anderen Banken ebenso durchgeführt werden. Die Einlagen der Bevölkerung bei diesen Banken würden bei dieser geordneten Insolvenz gemäß dem Bankeneinlagensicherungsgesetz gerettet.
Daher halte ich die Perspektive, der die europäischen Politiker letztlich vermutlich nachgeben werden – nämlich das ungehemmte Drucken von Geld durch die EZB – der eigentlichen Ursache dieses anglo-amerikanischen Finanzkrieges für nicht angemessen. Zudem würden über eine dadurch hervorgerufene Inflation die Vermögen aller Europäer vernichtet beziehungsweise reduziert würden. Nein, man muss eben ganz klar sehen, um was es sich handelt, eben um einen Krieg der anglo-amerikanischen Geldeliten mit finanziellen Mitteln. Dieses Vorhaben und die Art und Weise seiner Durchführung müssen erkannt werden, um diese Geschwulst herausschneiden zu können. Darauf weist diese klare Aussage von Max Otte hin.
Stattdessen versuchen Merkel, Sarkozy, Schäuble etc., die Verträge von Lissabon zu ändern. Max Otte (Hervorhebungen IH):
Ach, das ist weiter diese undemokratische EU. Das ist so ein Trauerspiel, dass ich am liebsten nichts mehr kommentieren möchte. 1998 habe ich in den USA eine Rede über die Probleme des Euro gehalten, die spätestens 10 Jahre später eintreten sollten, also 2008. Damals hab ich gedacht, wenn es so weit kommt, das diese Probleme, die absolut absehbar waren, deutlich zutage treten, dann wird endlich eine Reform der EU ausgehandelt werden und sie wird demokratischer. Und das Gegenteil passiert jetzt. Die Völker Europas werden unter die Quote des Finanzkapitals gezwungen. Diese Sparprogramme sind so einseitig und unüberlegt. Damit kommt man nie aus der Krise heraus. So läuft man immer denjenigen, die erpressen, den großen Investmentbanken und Ratingagenturen hinterher und das auch noch undemokratisch.
Von Merkel, Sarkozy, Schäuble etc., muss man daher den Eindruck gewinnen, dass sie selber nur Agenten dieses anglo-amerikanischen Finanzsystems sind. Merkel und Schäuble fordern die Preisgabe der Souveränität Deutschlands. Und Schäuble wünscht sich sogar eine Krise zur Durchführung einer Fiskalunion innerhalb Europas.
Gegen dieses „Trauerspiel“ – und für die Freiheit Deutschlands und Europas – muss gekämpft werden, indem man scharf ins Auge fasst, was im Moment eigentlich los ist. Denn wir haben zwar Schulden, aber keine Schuldenkrise. Und wir haben einen Wirtschaftskrieg, den das anglo-amerikanische Finanzsystem gegen Europa führt, um sich selbst, zu retten. Max Otte weist ja darauf hin. Jeder kann zu diesem Kampf beitragen, indem er mit seinen Freunden darüber spricht. Es gibt Auswege aus diesem Dilemma, wenn bei möglichst vielen Menschen Klarheit über die Hintergründe dieses Finanzkrieges herrscht. Gegen diese „vertrottelten“ und betrügerischen Politiker in diesem Wirtschaftskrieg muss der geistige Widerstand der Zivilgesellschaft erwachen und mobilmachen.