Rudolf Steiner: Die Menschen haben vergessen, daß Gott die Welt geschaffen hat, und dass man in den Dingen der Welt die Spuren des göttlichen Schaffens überall finden kann.

 

(GA 218 S. 82) 

Aber das ist nicht so für den Menschen im allgemeinen, sondern das ändert sich von Zeitalter zu Zeitalter. Der Mensch ist eine ungemein feine Organisation; aber diese ist nicht immer gleich. Wenn wir nur ein paar Jahrhunderte zurückgehen – nicht wahr, für die Gesamtentwickelung sind ein paar Jahrhunderte nicht viel – da kommen wir zum Beispiel in die Zeit, in welcher das jetzige Zeitalter, die eigentliche Epoche der Bewußtseinsentwickelung begonnen hat. Wir kommen hinter das 15., 14., 13. Jahrhundert zurück in der nachchristlichen Zeit. Da ist es in der Tat so gewesen, daß gerade in der zivilisierten Welt – so grotesk das heute auch für die Menschen erscheint – ungefähr durch die ganze Zeit vom 4. Jahrhundert bis ins 14. Jahrhundert, die Nierentätigkeit das Wichtigste war; und seither ist es die Lebertätigkeit geworden für die Gesamtmenschennatur. 

Ich möchte sagen: die Anatomie und Physiologie des Menschen ändert sich eben im Laufe der Jahrhunderte, und namentlich der Jahrtausende, und man kann Geschichte nicht studieren, wenn man nicht auf die feine Struktur des Menschen eingeht und weiß, wie solche Umwandlungen der äußeren Zivilisationserscheinungen, wie die vom Mittelalter in die neue Zeit, auch verknüpft sind mit einer Umwandlung der ganzen Menschheitsorganisation. 

Zu solchen Dingen muß man wieder kommen, sonst bleibt immer auf der einen Seite die Wissenschaft stehen, die immer irreligiöser und antireligiöser wird, weil sie schließlich nur herumtappst mit dem Seziermesser und mit der Sonde und so weiter, und auf der anderen Seite das religiöse Leben, das gar nichts mehr über die Welt zu sagen hat, sondern sich nur noch an die egoistischen Instinkte des Menschen für das Leben nach dem Tode richtet. Die Dinge stehen nebeneinander da. Unsere heutige Religiosität hat ja ganz vergessen, daß Gott die Welt geschaffen hat. Sie spricht noch vom Göttlichen, aber sie hat vergessen, daß Gott die Welt geschaffen hat, und daß man in den Dingen der Welt die Spuren des göttlichen Schaffens überall finden kann. Man muß nicht nur reden von abstrakten wolkenkuckucksheimartigen Verwandlungen der Zivilisation in der Geschichte, sondern man muß wissen, wie gerade durch die zarte Menschenorganisation hindurch, durch dieses Abstimmen des unendlich feinen Uhrwerkes der menschlichen Organisation, die göttlichen Schöpferkräfte den Menschen umwandeln, wie dadurch, daß sie einmal, ich möchte sagen, die Saite der Nierentätigkeit etwas stärker anziehen, dann nachlassen, und dann die Saite der Lebertätigkeit anziehen, eine ganz andere Zivilisationsmusik herauskommt.

Nur wenn wir uns nicht darauf beschränken, einen abgesonderten Gott zu betrachten, sondern den Gott verfolgen bis in seine einzelne Tätigkeit hinein, haben wir dasjenige, was die Menschheit der Zukunft braucht; sonst wird sie endlich das Abstrakte ganz pflegen und zu der rein materialistischen Wissenschaft kommen. Einzig und allein wenn wir durchdringen können bis in die konkreten Einzelheiten der Stoffwirksamkeiten im göttlichen Schaffen, kommen wir dazu, Religion mit Wissenschaft zu durchdringen und Wissenschaft wiederum zur Religion zurückzuführen.

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