Wir nennen, seitdem wir beginnen, geisteswissenschaftlich die Welt zu betrachten, die vier Glieder unserer Menschennatur: physischen Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich. Und wir wissen, daß das Ich oder vielmehr dasjenige in der menschlichen Wesenheit, das wir Ich benennen, durch das wir das Ich ausdrücken, das jüngste, aber auch für uns bedeutsamste Glied der menschlichen Wesenheit ist. Denn wäre der Mensch durch die Folge von Saturn-, Sonnen- und Mondenzeit nur bestehend aus physischem Leib, Ätherleib und Astralleib, so wäre er eben nicht Mensch. Der Mensch ist Mensch dadurch, daß er während der Erdenzeit durch die Geister der höheren Hierarchien sein Ich erhalten hat und daß er nun während der Erdenzeit dieses Ich sich im Laufe der aufeinanderfolgenden Inkarnationen weiter entwickelt durch verschiedene Menschengemeinschaften, durch Völker und Zeiträume hindurch, bis die Erde am Ziel ihrer Entwickelung angelangt sein wird und bis der Mensch dadurch, daß er sein Ich vollständig entwickelt haben wird, sein Erdenziel auch erreicht haben wird. Nun wissen wir aber auch, daß es höhere geistige Wesenheiten gibt – wir gebrauchen dafür das Wort «höhere» -, die höheren Hierarchien angehören, die gewissermaßen über dem Menschen stehen. Wir sprechen von der Hierarchie der Engel, Angeloi, von der Hierarchie der Erzengel, Archangeloi, der Archai oder Zeitgeister und so weiter nach aufwärts steigend. Wir bezeichnen sie durch diese Namen, wir könnten ebensogut andere Namen gebrauchen, aber die Namen sind einmal im Abendlande eingeführt.
Wir wollen uns nun einmal vor die Seele führen, wie wir uns denn eigentlich diese geistigen Wesenheiten der höheren Hierarchien im Verhältnis zu dem, was der Mensch hier auf der Erde ist, vorstellen können. Wir gehen davon aus, was der Mensch hier auf der Erde in seinem Umkreis hat. Wir wissen, es ist das Mineralreich, das Pflanzenreich und das Tierreich, und der Mensch muß sich selber nach alledem, was er beobachten kann, wie er sich findet, das Menschenreich selbst als das höchste Reich betrachten. So daß wir sagen können: Wenn wir die sichtbaren Reiche auf der Erde hier nehmen, so haben wir als solche das Mineralreich, das Pflanzenreich, das Tierreich und das Menschenreich. Über diesen Reichen, gewissermaßen wie eine Fortsetzung nach oben, erscheint das Reich der Angeloi, der Archangeloi, der Archai und so weiter. Wir können uns einfach vorstellen, daß die Reiche mit dem Menschenreich nicht abgeschlossen sind, sondern sich auch nach oben weiter erstrecken, nur daß die höheren Reiche nicht gesehen werden können mit den Sinnen, welche die äußeren Sinne sind.
Allein es könnte auffällig erscheinen, daß, wenn wir hinaufgehen vom Mineral-, Pflanzen- und Tierreich zum Menschenreich, dann auf einmal über dem Menschenreich die Unsichtbarkeit beginnt. Es wird das aber nur so lange auffällig sein, als man nicht bedenkt, daß die Tiere – für den ist das ganz klar, der sich ganz in das tierische Anschauungsvermögen versetzen kann – den Menschen nicht so sehen, wie der eine Mensch den andern sieht. Wenn die Tiere reden könnten, würden sie von sichtbaren Reichen nur sprechen als von Mineral-, Pflanzen- und Tierreich; sie würden sich selber als das höchste sichtbare Reich betrachten. Daß die Tiere den Menschen so sehen, wie ein Mensch den andern, ist nur ein Vorurteil. Für die Tiere sind wir Menschen wirklich von einem übersinnlichen, gespensterhaften Dasein; und wenn die Tiere nur solche Wahrnehmungen hätten, wie wir sie haben, so würden sie die Menschen nicht sehen, sondern sie wären für sie so unsichtbar wie für die Menschen das Reich der Engel. Nur weil sie eine gewisse Art von traumhaftem Hellsehen haben, so sehen die Tiere den Menschen als Gespenst, als ein übersinnliches Wesen. Von dem Bild, das ein Tier vom Menschen hat, kann sich der Mensch als solcher unmittelbar keine Vorstellung machen. Dafür allerdings sehen die Tiere auch nach unten etwas, oder besser gesagt, nehmen nach unten etwas wahr, was der Mensch nach unten nicht mehr wahrnimmt. Nämlich die Tiere nehmen nicht nur so wahr, wie der Mensch die mineralische Welt wahrnimmt, sondern sie nehmen noch – besonders stark die niederen Tiere – etwas ganz anderes wahr. Wenn ein Tier, ich will sagen, eine Schnecke über den Boden kriecht, dann nimmt sie die ganze Eigentümlichkeit des Bodens wahr. Das würde den Menschen fortwährend stören, wenn er, indem er über den Erdboden geht, diesen so wahrnehmen würde wie eine Schnecke oder selbst eine Schildkröte. Mit den höheren Tieren, die warmes Blut haben, ist es etwas anderes, aber gerade die niederen Tiere nehmen wirklich die ganze Eigentümlichkeit des Bodens wahr, auf dem sie kriechen. Sie nehmen die ganze Eigentümlichkeit der Luft wahr, sie nehmen alles, was um sie herum ist, in einer ganz andern Weise wahr als der Mensch. Das Tier weiß, ob es sich über einen Boden, der Moorboden ist, oder ob es sich über einen Sandboden hinbewegt, denn es nimmt die ganze Eigentümlichkeit des Bodens in sich wahr. Und zwar ist das so ähnlich, wie wir die Dinge in unserer Umgebung hören. Alle mineralische Welt ist in einem feinen Erzittern von Kräften durchsetzt, die der Mensch nicht wahrnimmt. Dieses feine Erzittern, diese Kräfte nimmt das Tier so wahr, daß es das eine als sympathisch empfindet, das andere nicht. Wenn das Tier zum Beispiel von einer Bodenart zur andern umkehrt, so ist es nicht so, daß das Tier es sieht wie der Mensch, sondern weil ihm etwas schmerzlich ist, weil die feinen Bewegungen in ihm nachklingen, weil es sich wie dazugehörig fühlt. Das ist eine Art von instinktivem Hören, wie ein Mithören dessen, was in dem Boden vorgeht, oder das ist wie ein Riechen. So daß wir sagen können: Das Tier nimmt ein Elementarreich wahr und läßt vom Menschen an schon eine höhere Hierarchie gelten. – Wir sind also mitten hineingestellt in die Welt, die wir als die äußere Sinnenwelt, die äußeren Reiche der Sinnenwelt kennen, und die Welt der höheren Hierarchien. Die niederen sichtbaren Hierarchien nennen wir die Naturreiche, die unsichtbaren nennen wir die höheren Hierarchien.
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