von Ingo Hagel
Wenn das Geistige an sich erscheinen soll, dann müssen Zerstörungsprozesse vor sich gehen. … Es muß überall erst Zerstörung da sein, wenn das Geistige erscheinen soll.
Viel ist seit längerem und ausgegebenem Anlass im Moment wieder in den unabhängigen Medien des Internets von der Dummheit oder Verdorbenheit der Politiker –
und selbstverständlich muss man mit Blick darauf dann auch noch die Wähler erwähnen, die diese Politiker ohne Aufwendung großer Bewusstseinsprozesse viele Jahrzehnte lang gewählt haben – Politiker, ob sie nun unfähig sind oder nicht, sind ja ohne Wähler, die sie legitimieren, nicht möglich –
und der dadurch angerichteten Zerstörung ganzer Volkswirtschaften – vor allen Dingen der Deutschlands – die Rede. Nur ein Lesebeispiel von so vielen siehe hier.
Das gibt – noch einmal – Veranlassung, auf diesen wichtigen und grundsätzlichen geisteswissenschaftlichen Themenkomplex zu den aufbauenden Kräften, die abgebaut werden müssen, soll Bewusstsein und Geistiges entstehen, hinzuweisen. Denn es ist eben so, wie zum Beispiel auf Seite 15 hier in der GA 162 beschrieben:
Indem du dich mit der geistigen Welt – ich sage jetzt ausdrücklich nicht mit der physischen Welt, sondern mit der geistigen Welt – in Beziehung setzest, mußt du, wenn du dir Vorstellungen machen willst, in dir etwas zerstören.
Aber nicht nur dann finden diese Prozesse Zerstörungsprozesse statt, wenn der Mensch sich auf das Geistige zielende Vorstellungen bildet, sondern auch im ganz normalen Sinnesleben (S. 16):
Man tut das auch, wenn man sich mit einer Blume, einem Tier in Verbindung setzt; nur weiß der Mensch es nicht im gewöhnlichen Verlauf des Lebens.
Und nicht zuletzt aus dem Grunde gibt dieser ganze Themenkomplex Veranlassung
zu seiner Erwähnung und Berücksichtigung, weil diese wichtige Frage einer Zurückdrängung der Leibesorganisation –
das heißt einer Zurückdrängung der aufbauenden organischen Prozesse im Denkprozess –
auch in der „Philosophie der Freiheit“ Rudolf Steiners erwähnt wird. –
Siehe dazu auch Kapitel 300 in diesem Inhaltsverzeichnis zu dieser Rubrik. –
Immer wieder hat Rudolf Steiner auf diese abbauenden Prozesse hingewiesen.
So handelt eben auch dieser Vortrag hier in der GA 162 von diesen Zerstörungsprozessen, die die Grundlage aller bewussten und geistigen Vorgänge sein müssen, da aufgrund der aufbauenden Vorgänge nur Schlaf und Traum und niemals Bewusstsein und geistiges Leben entstehen kann. So wichtig war Rudolf Steiner diese Sache –
die er oft auch in anderen Vorträgen versuchte, den Zuhörer nahezubringen –
dass er – was er nur ganz selten tat – die stenografische Mitschrift dieses Vortrages selber durchsah und „an einigen Stellen“ korrigierte (s. S. 285).
Man muss sich diesen Vortrag in der GA 162, von dem ich hier nur einen kleinen Absatz einfüge, in Gänze vor das seelische Auge stellen, um die entsprechenden Gedanken daran knüpfen zu können, die auch die Zukunft dieses vielgepriesenen Europas und Deutschlands umfassen, sollen diese sozialen Gemeinschaften nicht nur eine wirtschaftliche –
aber die werden sie auch nicht mehr haben – denn auch das Wirtschaftsleben ist im eminentesten Sinne von einem produktiven Geistesleben abhängig –
sondern eine geistige Zukunft haben, indem sie ein geistiges Leben entwickeln.
Soll eine geistige Entwicklung und eine geistige Zukunft und ein geistiges Leben stattfinden,
dann muss eben abgebaut und zerstört werden. Wenn die Menschen immer nur wirtschaftlich aufbauen und aufbauen und aufbauen und niemals abbauen wollen, indem sie dazu zuerst in sich selber die Veranlassung geben, dann muss eben von außen abgebaut werden. Und in dieser Phase befinden wir uns, wie oben angemerkt – und wie es so einigen Leuten auffällt, ohne dass sie allerdings über diesen geistlosen Standpunkt des Nur-Aufbauen-Wollens hinaus kommen. Auch im sozialen Leben muss das abgebaut werden, was das Wirtschaftsleben aufbaut – und das wäre eben ein freies Geistesleben. –
Mehr zur Sozialen Dreigliederung hier. –
Hier also als Anregung und Leseeinstieg zum eigenen geistigen Studium und Abbau (GA 162 S. 20):
Ich habe in den letzten Zeiten oft betont, wie notwendig es ist, daß sich diejenigen, die der Geisteswissenschaft nahestehen, solche Vorstellungen aneignen, die aus dem bloß Gedanklichen ins Lebendige führen. Denken Sie, daß da ganz neue Seiten des Lebens sich erschließen, wenn wir nun wissen, daß das Bewusstsein in Abbau, in Zerstörung begründet ist, daß Zerstörung da sein muß, damit innerhalb des Physischen das Bewusstsein Werkzeuge haben kann. Denn wahrhaftig, ebensowenig, wie wir in der physischen Welt arbeiten können, ohne die Natur zu zerstören, ebensowenig können wir in uns bewusst werden, ohne daß die Wachstumsprozesse in uns zerstört werden. Hinschauen muß das Hellsehen auf diese fortdauernden Zerstörungsprozesse, rückhaltlos hinschauen auf sie, wie, man möchte sagen das ganze Leben hindurch ein sukzessiver Tod sich abspielt, damit Bewusstsein sein kann. Und die Initiation besteht ja darin, daß man im Bild wie konzentriert empfängt diesen sonst auf die ganze Zeit zwischen Geburt und Tod ausgedehnten Zerstörungsprozess. Aber im wirklichen physischen Tod ist er also konzentriert; und wenn der physische Tod nicht eintreten würde, so würden wir niemals ein Bewusstsein entwickeln können in der geistigen Welt nach dem Tode. Der Tod, das heißt die Zerstörung des physischen und des Ätherleibes, ist die Grundbedingung für die Entwickelung des Bewusstseins in der Zeit zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Wie die Pflanze nicht da sein kann, wenn die Wurzel nicht da ist, so könnte das Bewusstsein zwischen dem Tod und einer neuen Geburt nicht da sein, wenn es nicht herauswurzelte aus dem Todesprozesse. Wie wir uns in den ersten Jahren unseres physischen Lebens die Möglichkeit erringen müssen, seelisch zu zerstören die zuerst wachsenden, sprießenden Prozesse, und das Bewusstsein erst in dem Grade erwacht, wie wir Zerstörungsprozesse hineinbetten können in die Wachstumsprozesse, wie erst wenn diese Kraft der Zerstörungsprozesse einen genügenden Grad erlangt hat, ein Bewusstsein sich überhaupt bildet, so müssen wir den ganzen Leib zerstören, abwerfen; und die Tat, die wir damit tun, dieses Abwerfen zunächst des physischen, dann des Ätherleibes, diese Tat ist die Ausgangstat für das Bewusstsein zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Damit erwerben wir uns die Fähigkeit des Bewusstseins zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, daß wir – man darf schon sagen, denn es entspricht der Richtigkeit – uns sozusagen töten können, das heißt die Prozesse durchmachen können, die im Tode vor sich gehen.
Wie das Leben hier zwischen der Geburt und dem Tode seinen Ausgangspunkt hat zuerst in dem bloß pflanzlichen Kindesleben, so hat das Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt seinen Ausgangspunkt in dem Todesprozesse. Da sehen wir also auf radikale Zerstörungsprozesse hin. Und das ist eben wichtig, daß wir uns in einer solchen Weise aneignen die Möglichkeit eines Hineinlebens in den gesamten Verlauf der Natur und des ganzen, auch geistigen Weltenalls.
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