Der Mensch ist ein Teil der Natur, er steht nicht über der Natur

 

von Ingo Hagel

 

Da gab es irgendwo in der schönen brandenburgischen Pampa in dem verfallenden Schloss Lieberose (siehe Foto zum „Hauptzugang“) eine „internationale Ausstellung“ (Hervorhebung IH):

Unsichtbare Bedrohungen, Naturbetrachtungen, Entwicklung neuer Kulturtechniken, Radioaktivität, Pandemie, Unbehagen und Klimawandel – die Ausstellung betrachte existenzielle Themen der Zeit, fasste die Kuratorin zusammen. Ihrer Ansicht nach bedenken Menschen durch Ängste etwa in Pandemie-Zeiten die Verantwortung für das eigene Handeln nicht, sondern projizierten diese auf die Natur und unsichtbare Gefahren. Die banale, aber auch gewaltige Erkenntnis daraus laute: «Der Mensch ist ein Teil der Natur, er steht nicht über der Natur.»

Nun ja, wenn ihr meint. Man kann das ja mal schnell so hinschreiben, denn wir haben heute ja noch ganz viel Anderes und bestimmt sehr viel Wichtigeres vor. Irgendwelche besinnungslosen Thesen zu irgendwelchen Kunst-Ausstellungen, die irgendwelche Idis in irgendwelchen „Kulturbüros“ sich ausgedacht haben, kopiert man auch sehr viel schneller in seine Artikel, als mühsam in sich die geistigen Voraussetzungen zu schaffen, das doch vielleicht auch ganz anders empfinden zu können. Aber das ist dann auch gleich richtig viel Arbeit. 

 

Sehr viel weniger Arbeit ist dagegen, das Naturwesen im Menschen –

das ja zweifellos vorhanden ist – 

einfach wuchern zu lassen, und den geistigen Teil des Menschen –

der ja bis jetzt ebenfalls vorhanden ist, noch, aber mal sehen, denn so wie die Dinge stehen, weiß man nicht so richtig, wie lange das überhaupt noch der Fall sein wird – siehe dazu auch hier auf Umkreis-Online die beliebten Rubriken zum Verfall des Verstandes und zur Barbarisierung der Kultur – 

verkümmern zu lassen. Dann darf sich dieser geistlose und verbolschewisierte „Teil der Natur„, den man vorher vielleicht noch „Mensch“ genannt hat, der aber jetzt gemäß der „gewaltigen Erkenntnis“ der Kuratorin der Ausstellung wohl nur noch aus Tradition und Gründen der allgemeinen Verständigung diesen Namen trägt, und der eigentlich etwas ganz anderes ist: 

denn: Der Mensch ist ein Teil der Natur, er steht nicht über der Natur.

zum Beispiel in der ehemaligen Schlossküche des verfallenden Schlosses Lieberose 

durch sieben Tonnen Sand zur Kunst des in Berlin lebenden Künstlers Michael Müller

bewegen.

 

Zwar könnte es sein, dass der aufmerksame Leser der oben angeführten Ankündigung dieser Ausstellung 

irgendwo in seinem Bauch das mulmige Gefühl nicht los wird, dieser obige Satz der Kuratorin der Ausstellung – 

der Mensch ist ein Teil der Natur, er steht nicht über der Natur –

stelle doch zweifellos das Ergebnis einer gar nicht natürlichen, sondern durchaus menschlichen Gedankenoperation dar. Auch dass die oben hingeworfene, verlotterte Behauptung zur besagten Position des Menschen in der Natur eine zwar

banale, aber auch gewaltige Erkenntnis

sei, könnte dem Leser solcher Artikel Anlass zu schweren Zweifeln am logischen Vermögen dieser Repräsentanten der heutigen sogenannten „Kulturszene“ sein, widersprechen sie sich doch selber: Denn die Natur erkennt nicht, nur der Mensch erkennt – er ist damit aber dann nicht mehr reine Natur, sondern etwas über dieser Stehendes. 

 

Aber bei derartigen Gedanken-Halluzinationen kann es sich doch wirklich nur um die letzten Reste 

eines völlig undemokratischen Klassenbewusstseins alter weißer Männer handeln, die glauben, sie seien etwas Besseres und stünden irgendwo darüber. Reißen wir uns also von diesem alten, humanistischen Dünkel los, entsagen der elitären Anmaßung eines Vorhandenseins von Geist und werfen uns einem wunderbaren neuen, reinen und geistlosen Naturdasein in die Arme. Das ist eigentlich ganz einfach und geht auch fast wie von selbst. Man muss nämlich nichts Anderes tun als einfach die Natur –

die zwar weise gestaltet ist und funktioniert, aber selber nicht denkt, denn das tut eben nur der Mensch – der dann aber in der Tat über der Natur steht – 

ungestört in sich walten lassen. Dann greift das Nicht-Denken immer weiter um sich. Denn Denken und Erkennen benötigen die volle Aktivität des Menschen. Fehlen diese, fehlen auch Denken und Erkennen – und der Mensch ist wirklich nur noch reines Naturobjekt: also schlafende Pflanze oder wildes Tier.

 

Und dann bewahrheitet sich auch mit der Zeit immer mehr dieser obige Satz der Kuratorin der Ausstellung – 

Der Mensch ist ein Teil der Natur, er steht nicht über der Natur. –

Wir dürfen dabei dann auch an der

banalen, aber auch gewaltigen Erkenntnis

teilhaben: Wir arbeiten mit an der Zukunft! Dann schließlich wird der Mensch nicht mehr hochmütig über die Natur stehen, weil er dann nämlich selber endlich ganz und vollständig in dieser Natur aufgegangen sein wird – das heißt aber, dass er nicht mehr Mensch ist, sondern Tier. Aber egal! 

Schrieb also neulich die Tagesleichenschau zu dem 

ARD-Dokumentarfilm: Zahl der Menschenaffen sinkt dramatisch, 

schrieb ich: Mal abwarten. Vielleicht titelt der nächste ARD-Dokumentarfilm: 

Zahl der Affenmenschen steigt dramatisch.

 

Der, dem das alles zu unmenschlich erscheint, der wird sich an anderen Stellen die Materialien suchen, 

die ihm helfen können, sich als erkennendem Menschen über die Natur erheben. Dazu gehört zum Beispiel das, was Rudolf Steiner in seiner Schrift „Wahrheit und Wissenschaft“ schrieb:

Der Mensch ist dem Weltlauf gegenüber nicht ein müßiger Zuschauer, der innerhalb seines Geistes das bildlich wiederholt, was sich ohne sein Zutun im Kosmos vollzieht, sondern der tätige Mitschöpfer des Weltprozesses; und das Erkennen ist das vollendetste Glied im Organismus des Universums. (Hervorhebung IH)  

Der Kampf um den Menschen ist voll entbrannt und wird noch ganz andere Formen annehmen. Und er wird auch ganz anders und ganz woanders entschieden werden als in irgendwelchen Parlamenten oder Ethikräten und so weiter. Die Entscheidung, was der Mensch ist, und ob er über oder unter der Natur steht, wird also nicht dekretiert, sondern realisiert werden, indem immer mehr Menschen die Erkenntnis einzelner, ihnen vorausgegangener erkennender Menschen in sich nachvollziehen – oder eben auch nicht. Der Mensch wäre eben kein freier Mensch, wenn nicht auch diese Möglichkeit des absoluten Scheiterns, das heißt des Zurücksinkens in die Natur des Tieres möglich wäre. 

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