Rudolf Steiner zu der Beziehung zwischen seiner “Philosophie der Freiheit” und einem modernen Hellsehen

 

Aus Nr. 217 der Rudolf Steiner Gesamtausgabe, S. 125 (Hervorhebungen IH):

 

In dem, was ich anthroposophische Geisteswissenschaft nenne, schon in meinem Vorwort zu der «Philosophie der Freiheit», tritt Ihnen etwas entgegen, was Sie nicht erfassen können, wenn Sie sich nur jenem passiven Denken hingeben, das man heute besonders liebt, jenem gottverlassenen Denken, dem sich die meisten Menschen hingeben, und das schon im vorigen Leben gottverlassen war; sondern Sie können es nur erfassen, wenn Sie in Freiheit den inneren Impuls entwickeln, Aktivität in das Denken hineinzubringen. Sie kommen eben mit demjenigen, was in der Geisteswissenschaft lebt, nicht mit, wenn nicht jener Funke, jener Blitz hineinschlägt, durch den das Denken voller Aktivität wird. Durch diese Aktivität müssen wir uns auch wieder die Göttlichkeit des Denkens erobern. 

Da ist die anthroposophische Literatur und macht Anspruch darauf, dass man aktiv denken soll. Die meisten können nur passiv denken und meinen, aktiv zu denken sei nicht möglich. Es lässt sich dabei weder schlafen noch intellektualistisch träumen. Man muss mit, man muss das Denken in Bewegung setzen; in dem Augenblicke, wo man das tut, kommt man mit. Da hört auf dasjenige, was ich modernes Hellsehen nennen möchte, etwas Wunderbares zu sein. Dass das immer noch als etwas besonders Wunderbares erscheint, kommt daher, dass die Menschen noch nicht die Energie entwickeln wollen, Aktivität in das Denken hineinzutragen. Es ist oft zum Verzweifeln in dieser Beziehung. Man fühlt manchmal, wenn man diese Forderung der Aktivität an das Denken stellt, dass es dem Betreffenden zumute ist wie einem Manne, der im Straßengraben lag, seine Hände und Beine nicht bewegte, nicht einmal seine Augenlider aufmachte, und von einem Vorübergehenden gefragt wurde: Warum sind Sie so traurig? – Er antwortete: Weil ich nichts tun möchte. – Der Fragende war erstaunt darüber, denn der Liegende tat anscheinend schon seit langer Zeit nichts. Aber er wollte noch mehr «nichts tun»! Da sagte der Fragende: Ja, Sie tun ja wirklich nichts! – Darauf bekam er die Antwort: Ich muss ja die Umdrehung der Erde mitmachen, und ich möchte selbst das nicht tun. 

So kommen einem diejenigen vor, die durchaus nicht Aktivität in das Denken hineintragen möchten, die Kraft, die allein aus dem Menschen heraus wiederum einen Zusammenhang bringen kann zwischen der Menschenseele und dem göttlich-geistigen Weltinhalt. Viele von Ihnen haben das Denken verachten gelernt, weil es Ihnen nur als passives Denken entgegengetreten ist. Das gilt aber nur vom Kopfdenken, bei dem das Herz des Menschen nicht dabei ist. Aber versuchen Sie es einmal mit einem aktiven Denken, dann werden Sie sehen, wie dabei das Herz engagiert wird. Am intensivsten kommt der Mensch unserer Epoche in die geistige Welt hinein, wenn es ihm gelingt, das aktive Denken zu entwickeln. Denn durch das aktive Denken kommen wir dazu, in den Gedanken wiederum herzhafte Kräfte zu haben. 

Wenn Sie nicht den Geist auf dem Gedankenwege suchen, der herzhaft gegangen werden muss, obwohl das schwer ist, wenn Sie nicht auf diesem Wege das Geistesleben suchen, das von Urbeginn durch die Menschheit geflossen ist, so sind Sie wie der Säugling, der glaubt, sich aus sich selbst heraus ernähren zu können und nicht aus der Mutterbrust. Nur dann kommen Sie zu einer inhaltsvollen Bewegung, wenn Sie das Geheimnis finden, eine solche Aktivität in Ihrem Inneren zu entwickeln, dass sie Sie saugen lässt aus dem Weltendasein wiederum wirkliche Geistesnahrung, wirklichen geistigen Trank. Das aber ist zunächst ein Willensproblem, ein gefühlsmäßig zu erlebendes Willensproblem. Ungeheuer viel hängt heute ab von dem guten Willen, von dem energischen Willen, und kein Theoretisches wird dasjenige lösen, was wir heute suchen, sondern einzig und allein der mutige Wille, der starke Wille wird die Lösung bringen. 

 

 

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