Aus Nr. 161 der Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Seite 240 (Hervorhebungen IH):
Worin besteht das gewöhnliche Denken der Menschen vom Aufwachen bis zum Einschlafen? Worin besteht es? Nun, der grobmaterialistische Denker meint: es besteht darinnen, dass der Mensch ein Gehirn mit außerordentlich feiner Struktur hat, dass in diesem Gehirn Prozesse vor sich gehen, und dass, weil diese Prozesse vor sich gehen, das Denken eintritt. Das Denken ist eine Konsequenz dieser Gehirnprozesse – meint er.
Ich habe Sie schon darauf aufmerksam gemacht, dass das so ist, wie wenn jemand sagte: Ich gehe über die Straße; da sind Fuß- und Räderspuren. Woher sind diese Räderspuren gekommen? Die Erde unten, die hat das wohl gemacht, die Erde hat die Fuß- und Räderspuren selbst hervorgetrieben. – Logisch ganz auf derselben Stufe steht der, welcher denkt, das Gehirn macht durch sich selber solche Eindrücke. Ganz dasselbe ist es, wenn einer auf der Straße geht, auf der Straße allerlei Spuren sieht und dann sagt: Aha, da ist diese Erde da, die ist innerlich mit allerlei Kräften fein durchzogen, mit Kräften, die solche Spuren machen. – Ganz dasselbe ist es, wenn der Physiologe kommt und das menschliche Gehirn anschaut und darin alle möglichen Vorgänge konstatiert und sagt: Das macht alles das Gehirn. – So wenig diese Spuren am Erdboden bewirkt werden durch den Erdboden selber, sondern durch die Menschen und Wagen, die sich auf dem Wege fortbewegen, so wenig wird das, was der Anatom und der Physiologe entdecken, bewirkt durch das Gehirn, sondern vielmehr durch die Kräfte (des Denkens; Anmerkung IH), die sich im Ätherleibe bewegen.
Dadurch werden Sie darauf kommen, worin die Täuschung des Materialismus besteht. Es gibt nichts im alltäglichen Leben, was nicht auf das Gehirn einen Eindruck machte. Geradeso wie jeder Schritt einen Eindruck in die Erde macht, und wie Sie nachweisen können, dass jeder Ihrer Schritte einen Eindruck erzeugt hat, so können Sie nachweisen, dass das, was da gewollt und gedacht wird, einen Eindruck, eine Wirkung auf das Gehirn ausübt. Aber das ist nur die Spur davon, das ist nur das, was zurückgelassen ist von dem Denken. Das Denken geht nämlich im Ätherleibe vor sich, und in Wahrheit ist alles das, was Sie als Denken empfinden, nichts als innere Tätigkeit des Ätherleibes.
Anmerkung IH: Aber natürlich ausgestopft mit den Dingen der Sinneswelt. Man erlebt nicht das Denken, sondern die Dinge der Sinneswelt.
Solange wir im physischen Leibe sind, brauchen wir den physischen Leib für das Denken. Auch das ist sehr leicht einzusehen, warum der Materialist auf die Wahrheit nicht kommt. Der Materialist sagt: Um Gottes willen, da siehst du ja doch, dass du ein Gehirn haben musst, sonst kannst du ja nicht denken! Also siehst du auch, dass dein Gehirn eigentlich das Denken macht. – Dieser Schluss ist gerade so gescheit, wie wenn einer sagte: Ich kann dir beweisen, dass diese Spur da auf dem Wege von dem Boden selber gemacht worden ist. Ich werde ein Stück von dem Boden wegräumen, und du wirst sehen, dass du ohne ihn nicht gehen kannst. – Der Boden ist notwendig; so ist es auch notwendig, dass wir ein Gehirn haben, damit wir im physischen Leibe denken können.
Es ist notwendig, dass man sich diese Dinge klarmacht, denn man lernt da erst erkennen, unter welchen ungeheuren Irrtümern das Denken der Gegenwart leidet, mit welcher Summe von Irrtümern sich dieses Denken der Gegenwart selber narrt, und wie eine Gesundung stattfinden muss durch jenes schwierigere Wissen, welches nicht etwa keine Rücksicht nimmt auf den physischen Leib: Wenn wir mit dem physischen Leibe gehen, müssen wir den Boden unter unseren Füßen haben; wenn wir in der physischen Welt denken, so müssen wir eine Widerlage als Boden für das Denken haben: das Nervensystem. Wenn wir aber unsere Denkarbeit zurückverlegen in unseren astralischen Leib, dann wird für uns der Ätherleib dasselbe, was dann, wenn wir im Ätherleibe denken, der physische Leib ist.
Schreiten wir zum imaginativen Denken fort, dann denken wir im astralischen Leibe, und der ätherische Leib behält dann die Spuren, wie sonst, wenn im Ätherleibe gedacht wird, der physische Leib die Spuren behält. Und wenn wir nach dem Tode außerhalb des physischen Leibes sind und auch den Ätherleib abgelegt haben, wie das oftmals beschrieben worden ist, dann ist unsere Widerlage der äußere Lebensäther, dann schreiben wir dasjenige, was der Astralleib und später das Ich entwickelt, in den ganzen Weltenäther ein.
So also ist der Vorgang, den wir durchmachen bei dem, was man die erste Stufe der Initiation nennt. Dieser Vorgang ist der, dass wir unser Denken zurückverlegen – es bleibt nicht Denken, es ist nur die Tätigkeit des Denkens -, dass wir unser Denken zurückverlegen vom Ätherleib in den Astralleib, und die Aufbewahrung der Spuren, die früher dem physischen Leibe obgelegen hat, dem flüchtigeren Ätherleibe auferlegen. Das ist das Wesentliche des ersten Schrittes der Initiation: die Zurückverlegung dieser Tätigkeit, die vorher der Ätherleib ausgeführt hat, auf den astralischen Leib.
So sehen wir, dass wir, während wir in imaginativen Erkenntnissen leben, uns gewissermaßen zurückziehen von dem physischen Leibe auf den Ätherleib, und dann keine weiteren Spuren in den physischen Leib eingraben. Dadurch geschieht es, dass für den, der diese ersten Schritte der Initiation durchmacht, dieser physische Leib, von dem er sich zurückzieht, objektiv wird, dass er ihn jetzt außerhalb seines astralischen Leibes und Ichs hat. Früher hat er darinnen gesteckt; jetzt ist er außerhalb. Er denkt, fühlt und will im astralischen Leibe. Den Ätherleib beeinflusst er, macht Spuren darin; aber den physischen Leib beeinflusst er nicht mehr, den sieht er jetzt wie etwas Äußeres.
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