Rudolf Steiner: Ohne geisteswissenschaftliche Impulse wird die halbe Menschheit zu Heloten, die andere Menschheit zu Benutzern dieser Heloten

 

Aus Nr. 191 der Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Seite 249 (Hervorhebungen IH):

Wir können heute sagen: Wenn nicht geisteswissenschaftliche Impulse sich in der Welt ausbreiten, würden von Westen herüber nur geltend gemacht werden wirtschaftliche Wahrheiten, die ja aus ihrem Schoße manches andere auch hervorbringen können. Aber das wirtschaftliche Denken, die wirtschaftlichen Vorstellungen würden das Wesentliche sein. Es würde vom Osten herüber dasjenige kommen, was im wesentlichen geistige Wahrheiten wären. Asien wird immer mehr und mehr, wenn auch vielleicht auf sehr dekadente, so doch auf geistige Wahrheiten sich beschränken. Mitteleuropa würde mehr das intellektuelle Gebiet pflegen. Und das würde sich ja ganz besonders geltend machen, verbunden mit etwas Tradition von alten Zeiten her, verbunden mit dem, was herüberweht aus dem Westen von wirtschaftlichen Wahrheiten, und was herüberweht aus dem Osten von geistigen Wahrheiten. Die Menschen aber, die über diese drei Haupttypen der Erdengliederung hin leben würden, würden sich immer mehr und mehr nach dieser Richtung spezifizieren. Die Tendenz unserer Gegenwart zielt durchaus darauf hin, diese Spezifizierung der Menschheit tatsächlich zur Herrschaft zu bringen. Man kann sagen, und ich bitte, das recht, recht ernst zu nehmen: Würde nicht ein geisteswissenschaftlicher Einschlag die Welt durchsetzen, so würde der Osten allmählich ganz unfähig werden, eine eigene Wirtschaft zu treiben, wirtschaftliches Denken zu entwickeln. Der Osten würde nur in die Lage kommen zu produzieren, das heißt, unmittelbar den Boden zu bebauen, unmittelbar Naturprodukte zu verarbeiten mit den Werkzeugen, die geliefert werden von dem Westen. Aber alles dasjenige, was von der menschlichen Vernunft aus wirtschaftet, würde sich im Westen entwickeln. Und von diesem Gesichtspunkte aus angesehen, ist die eben abgelaufene Weltkriegskatastrophe nichts anderes als der Anfang zu der Tendenz – ich will in einem beliebten Ausdruck sprechen -, den Osten von dem Westen aus wirtschaftlich zu durchdringen; das heißt, den Osten zu einem Gebiet zu machen, in dem die Leute arbeiten, und den Westen zu einem Gebiet zu machen, in dem gewirtschaftet wird mit demjenigen, was der Osten aus der Natur heraus arbeitet. – Wo dabei die Grenze zwischen dem Osten und dem Westen ist, das braucht nicht festgesetzt zu werden, denn das ist etwas Variables. 

Ginge die heute herrschende Tendenz weiter, würde sie nicht geistig durchsetzt, so würde ganz zweifellos – man braucht es nur hypothetisch auszusprechen – das entstehen müssen, dass der ganze Osten wirtschaftlich ein Ausbeutungsobjekt würde für den Westen. Und man würde diesen Gang der Entwickelung für dasjenige ansehen, was das Gegebene für die Erdenmenschheit ist. Man würde es als das ganz Gerechte und Selbstverständliche ansehen. Es gibt kein anderes Mittel, in diese Tendenz das hineinzubringen, was nicht die halbe Menschheit zu Heloten, die andere Menschheit zu Benutzern dieser Heloten macht, als die Erde mit der wiederum zu erringenden gemeinsamen Geistigkeit zu durchdringen. 

Wenn man diese Dinge ausspricht, so stößt sie der heutige Mensch noch gern von sich weg. Der heutige Mensch ist nur zu geneigt, diese Dinge mit einer Handbewegung von sich zu schieben, aus dem einfachen Grunde, weil es ihm äußerlich unbequem ist, sich der wahren Wirklichkeit heute gegenüberzustellen. Der Mensch sagt sich: Nun, wenn auch die wirtschaftliche Durchdringung des Ostens geschieht, so schnell wird es ja doch nicht gehen, dass ich es noch erlebe. – Diejenigen, die Kinder haben, die denken zwar dann schon etwas ernster für ihre Kinder, aber sie benebeln sich ja dann doch am liebsten ein bisschen damit, dass vielleicht wieder bessere Zeiten kommen und dergleichen. Aber darauf im Innersten einzugehen: dass es kein anderes Mittel gibt, die Zukunft der Menschheit menschenwürdig zu gestalten, als die Erde nicht nur wirtschaftlich, sondern auch geistig zu durchdringen – diesen Gedanken machen sich aus einer gewissen Bequemlichkeit heraus doch die allerwenigsten Menschen. Man kann sagen, dass von drei Seiten her die Menschheit die gegenwärtige Konfiguration ihres Kulturlebens erhalten hat. Und es ist außerordentlich interessant, gerade diese drei Seiten des irdischen Kulturlebens einmal ins Auge zu fassen, besonders für unsere Aufgabe, die wir uns in diesen Vorträgen jetzt stellen wollen. 

 

 

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