Zum Film „Avatar“, Peer Gynt und den Kampf um den Menschen

 

von Ingo Hagel 

 

Als der Film Avatar von James Cameron in der Advents- und Weihnachtszeit 2009 weltweit startete, hatte ich ihn mir nicht angeschaut, und das blieb so bis heute. Zu groß war, trotz der ansehnlichen visuellen Effekte, mein Abscheu vor dieser Thematik, dass ein Mensch (Jake, querschnittsgelähmter amerikanischer Soldat) in die körperliche Hülle eines tierischen Wesens mit Schwanz –

dazu tierische Ohren, blauer Hautfarbe und so in etwa gestreift wie ein Zebra –

schlüpfte,

einer humanoiden Spezies namens Na’vi

auch wenn er dadurch wieder gehen konnte.

Avatar spielte weltweit über 2,78 Milliarden US-Dollar ein und ist damit Stand 2018 der erfolgreichste Film weltweit nach Einspielergebnis.

Vor kurzem hatte ich Gelegenheit, diesen Film – trotz und entgegen meiner erwähnten Abscheu – wenigstens in Abschnitten zu sehen. Ich besprach das Thema mit einem Freund, und die Ergebnisse dieser Diskussion möchte ich dann doch hier in geraffter Form zur Verfügung stellen. Das Filmereignis ist zwar lange her, die angesprochene Thematik eines Kampfes um den Menschen jedoch noch lange nicht.

 

Wie erwähnt, wird in dem Film die Seele und der Geist des querschnittsgelähmten Soldaten Jake 

in den gesunden Körper  dieser „humanoiden Spezies“ versetzt. Immer wieder spielt in dem Film dieses Schweifen und Herumwedeln dieser Schwänze eine große visuelle Rolle, so auch hier in dieser Szene, als der Soldat Jake in seinem neuen Leib und „Zuhause“ seines Geistes erwacht: 

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Der Film Avatar möchte Sympathie erwecken für ein Heruntersinken des Menschen auf eine tierische Daseins- oder Evolutionstufe (u.a. mit Schwanz).

Davon zeugt unter anderem diese unappetitliche Liebeszene zwischen dem Soldaten Jake (in einem fremden Körper) mit einer weiblichen Kollegin derselben humanoiden Spezies. Nicht seelisch-geistiges Erfassen und Umfassen der geliebten Persönlichkeit wird hier dargestellt –

gesprochen wird in dieser Szene sowieso nichts –

sondern quallenartiges körperliches Vereinigen irgendwelcher Tentakeln, diesmal nicht des Schwanzes, sondern der Haare (bei 0:15):  

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Mein Freund verwies auf jene Szene im Stück Peer Gynt von Henrik Ibsen, 

jenem großartigen Theaterstück, dass auch als das nordische Gegenstück von Goethes Faust bezeichnet werden kann.

Wie gerne erinnere ich mich an die lange vergangene Zeit, in der wir als junge Menschen dieses Stück am englischen anthroposophischen Emerson-College –

eines der schönsten Jahre in meinem Leben verbrachte ich dort als junger biologisch-dynamischer Forscher mit einem ersten Forschungsauftrag –

mit unserer geliebten Schauspiellehrerin Dawn Langman einstudierten und aufführten. Unvergessen ist mir die Szene, in der der Knopfgießer –

großartig von einem jungen Londoner mit schwerstem Cockney-Dialekt gespielt – ja, das ging sehr gut!

das Wesen des Peer Gynt nach all seinem Versagen wieder in den unindividuellen Brei der allgemeinen Weltenmasse einschmelzen will, aber schließlich durch die Liebe Solveigs gerettet wird (hier nachzulesen). Erlebnisse dieser Art gehören zu denen in meinem Leben, an die ich gerne zurückdenke, und die mir für zukünftige Zeiten Kraft gaben.

Der Held, Peer Gynt, ist in das Reich und in die große Halle der Hoftrolle, Erdgeister und Kobolde sowie deren Königs, des Dovre-Alten, gelangt, dessen Tochter er in seiner Umnachtung zur Frau haben möchte. Der Troll-König knüpft an diesen Wunsch aber einige Bedingungen, die hier sehr schön nachzulesen sind, und wovon ich nur diesen Ausschnitt hier zitiere, der auch dieses Thema des Verlustes des Mensch-Seins verfolgt, indem dieser zum Tier heruntersinkt und einen Schwanz (Wedel) erhalten muss:

Der Dovre-Alte

Sodann musst Du Deine Christentracht abwerfen;

Denn dies lass zu Dovres Ehren Dir einschärfen:

Hier ist nichts von jenseits der Felsenscheide,

Außer hinten am Wedel die Schleife von Seide.

Peer Gynt (zornig)

Ich hab‘ keinen Wedel!

Der Dovre-Alte 

Geduld‘ Dich, Mann!

Hoftroll, bind‘ ihm meinen Sonntagsschwanz an.

Peer Gynt

Wenn Du’s versuchst –! Das geht über den Scherz!

Der Dovre-Alte

Du freist um meine Tochter mit nackichtem Sterz?

Peer Gynt

Einen Menschen zum Tier machen!

Der Dovre-Alte

Freund, Du irrst;

Ich mach‘ Dich nur zu einem höfischen Freier.

Die brandgelbe Schleif‘, die Du kriegen wirst,

Die trägt man hier sonst nur zur höchsten Feier.

Peer Gynt(nachdenklich)

Wie heißt’s doch! Ein Mensch ist nicht mehr als ein Hauch.

Und man muss sich wohl finden in Schick und in Brauch.

Bind‘ an denn!

Der Dovre-Alte

Du bist ein umgänglicher Gesell.

Der Hoftroll

Und nun versuch‘ mal recht fein zu wedeln!

Peer Gynt (gereizt)

He, wollt Ihr mich nun noch weiter veredeln?

Heischt Ihr auch noch meinen Christenglauben?

Der Dovre-Alte

Nein, nein, den wollen wir Dir nicht rauben.

Der Glauben ist frei; darauf liegt hier kein Zoll.

Am Schnitt und am Schritt erkennt man den Troll.

Wenn uns nur Tracht und Gehaben nicht trennen,

Nenn‘ immer Glauben, was Furcht wir nennen.

Peer Gynt

Du bist doch, trotz all der schlimmen Gebräuch‘,

Ein netterer Kerl, als man sollte meinen.

Der Dovre-Alte

Mein Sohn, wir Trolle sind besser als wir scheinen,

Das ist auch ein Unterschied zwischen uns und Euch. –

Doch, lasst uns dem Ernst ein Ende nun setzen.

Auf, auf, zur Freude für Aug‘ und für Ohr,

Lass, Spielmaid, nun Deine Harf‘ uns ergetzen!

Spring‘, Tanzmaid, uns den Dovretanz vor!

(Spiel und Tanz.)

 

Während Peer Gynt und seine Menschlichkeit aus den Niederungen seines suchenden Weges 

dann aber doch durch die Liebe einer Frau (Solveig) zu ihm gerettet und erlöst wird, sinkt im Film Avatar Seele und Geist des Soldaten Jake endgültig – und freiwillig – in den Leib dieser humanoiden Spezies hinunter. Der Soldat Jake

verlässt mithilfe des „neuronalen Netzwerkes“ Pandoras seinen menschlichen Körper und wird, endgültig mit seinem Avatar vereint, ein Na’vi.

 

Heute geht es jedoch nicht um eine Hinunterentwicklung des Menschen –

diese wird sich schon von ganz alleine vollziehen, wenn der Mensch nicht kräftig gegensteuert –

sondern um eine Höherentwicklung. Rudolf Steiner hat diese immer wieder angesprochen. Eine Vergeistigung nicht nur der niederen Triebe, Begierden, Instinkte und Leidenschaften des Menschen muss angestrebt werden. Gegen diese Triebe usw. ist erstmal nichts einzuwenden. Sie sind Bestandteil des Wesens und der Entwicklung des Menschen. Aber wo diese Vergeistigung nicht angestrebt wird oder nicht gelingt, weil der Mensch geistig zu schwach ist und den Gesetzen des Körperlichen verfällt, droht er auf die Stufe des Tieres hinabzusinken. Kräftigung seines Seelisch-Geistigen erfährt der Mensch zum Beispiel aus der Philosophie der Freiheit Rudolf Steiners. In der Anstrengung, die ein Verständnis dieser Schrift erfordert, liegen genau die Kräfte, die der Mensch heute dringend nötig hat, um sich vor einem Herabsinken von seiner Menschheitsstufe zu bewahren – und um sich in vollem Bewusstsein die ersten Schritte dieser geistigen Höherentwicklung zu erarbeiten.

 

 

 

 

 

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