von Ingo Hagel
Für eine künftige Bundesregierung schlägt der Siemens-Chef eine neue Art von Superminister vor:
„Wirtschafts- und Außenministerium sind so eng verzahnt, dass man die Aufgaben sogar zusammenlegen könnte“, sagt Kaeser.
Man darf annehmen, dass Joe Kaeser – als ein Repräsentant der deutschen Wirtschaft – es satt hat, dass die Politik (das Rechtsleben) – zum Beispiel mit diesen verheerenden Russland-Sanktionen – sich immer wieder in ein Gebiet einmischt, in das sie sich – solange es nicht die Angelegenheiten und Belange des Rechtslebens und der Rechtsverhältnisse der einzelnen Menschen angeht – niemals einmischen dürfte, also in das Wirtschaftsleben. Damals holte die gegenüber ihren „amerikanischen Freunden“ willfährige deutsche Politik zum Schlag gegen das eigene Wirtschaftsleben aus und pochte auf das Primat der Politik:
Offenbar hat Joe Kaeser von dieser Politik die Nase voll:
Anmerkung: So, wie man in vielen Bereichen von dieser Politik die Nase voll haben kann:
Deutsche Wirtschaft lehnt Frauenquote ab
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat den Vorstoß von Familienministerin Katarina Barley (SPD) für eine gesetzliche Frauenquote auch für Unternehmensvorstände zurückgewiesen.
Lasst doch das Wirtschaftsleben seine Wirtschaft alleine machen. Dafür braucht es kein Außenministerium, das ihm Vorschriften macht, was und mit wem es handeln darf und so weiter. Also nehmen wir das Außenministerium, damit es nicht noch mehr Schwachsinn in die Welt setzt, unter die Fittiche der Wirtschaft. – Joe Kaeser von Siemens machte mit Obigem also einen – prinzipiell – guten Vorschlag. Aber man muss doch etwas sortieren:
Selbstverständlich wäre es eine Katastrophe, wenn tatsächlich das einträte, was Joe Käser da vorschlägt,
dass nämlich das Außenministerium eine Unter- oder Nebenabteilung oder überhaupt eine Abteilung des Wirtschaftslebens werden soll. Selbstverständlich muss das Außenministerium immer eine eigenständige und souveräne und vom Wirtschaftsleben unabhängige Institution bleiben. Aber das Außenministerium gehen nur die Rechtsverhältnisse mit anderen Ländern etwas an, nicht die Interessens- und Aufgabenbereiche der Wirtschaft.
Man muss also auf das sehen, was Joe Kaeser – so chaotisch und ungeordnet es auch in diesem Interview von ihm vorgebracht wird – fordert: Nämlich die Unabhängigkeit des Wirtschaftslebens von irgendwelchen Forderungen der Politik (dem Rechtsleben), die mit Blick auf die Wirtschaft keine Berechtigung haben.
Anmerkung: Allerdings – wie gesagt – wird es durchaus Fälle geben, in denen das Rechtsleben (die Politik) in das Wirtschaftsleben eingreifen kann beziehungsweise muss, nämlich dann, wenn das Wirtschaftsleben in unzulässiger Weise in die Rechtsverhältnisse der Menschen untereinander eingreift: Sollte es der Autoindustrie also zum Beispiel einfallen, ihre Fahrzeuge künftig ohne Auspuff auszuliefern (weil billiger), dann würde durch eine solche wirtschaftliche Entscheidung in das Rechtsgebiet der Menschen in unzulässiger Weise (Ruhestörung, Gesundheitsstörungen durch Lärmbelästigung und so weiter) eingegriffen werden. An einem solchen Punkt könnte also durchaus der Gesetzgeber (die Politik, das Rechtsleben) der Industrie bestimmte Vorgaben machen.
Die vom Siemens-Chef gemachte Forderung ist daher durchaus bemerkenswert,
weil sie in all ihrem Wirrwarr – und nach ihrer entsprechenden Zurechtrückung und Einrenkung – dann doch als ein Impuls der Sozialen Dreigliederung (mehr dazu zum Beispiel hier und hier und hier – sowie an vielen anderen Stellen auf Umkreis-Online) aufzufassen ist, dass nämlich Wirtschaftsleben und Politik (Rechtsleben) zwei voneinander relativ unabhängige und souveräne Bereiche des sozialen Organismus sein müssen. Und es könnte dankbar begrüßt werden, wenn in diesem Sinne sich die deutsche Wirtschaft endlich auf die Hinterbeine stellen würde und die im Wahn des Einheitsstaates delirierende deutsche Politik auf den Pott setzen würde, auf dem sie ruhig sitzen darf,
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weil sie diese Angelegenheiten der Wirtschaft nichts angehen, da die Politik das Recht eben nur in Fragen der Rechtsverhältnisse von Mensch zu Mensch in einem sozialen Organismus zu vertreten hat.
Möge Joe Kaesers gestammelter Vorschlag zur Sozialen Dreigliederung nicht ungehört bleiben, sondern richtig verstanden werden.
100 Jahre nachdem Rudolf Steiner versuchte, die Soziale Dreigliederung in Deutschland zu inaugurieren, könnte es ja durchaus sein, dass – weil diese Soziale Dreigliederung eben „das unbewusste Wollen der europäischen Menschheit ausdrückt“ – dieses Wollen heute vielleicht nicht mehr ganz so unbewusst ist wie damals. Noch kommt es an vielen Stellen nur gebrochen, verworren und in Misstönen heraus. Je mehr Menschen in der Lage sein werden, den Kern, um den es geht, zu empfinden, zu erkennen und herauszuarbeiten, desto bessere Chancen wird es geben, dass dieser Impuls der Sozialen Dreigliederung 100 Jahre nach seinem ersten Auftreten heute im sozialen Geschehen der Gesellschaften in Europa die Bedeutung eingeräumt wird, die ihm zum Heile der Menschen zukommen muss.
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