Unnütze Geisteswissenschaft?

 

von Ingo Hagel 

 

Geisteswissenschaft als das Ansinnen, sich leistungslos von anderen füttern zu lassen

Man muss mal hinter die Fassaden schauen. Ich hatte doch schon oft über Geisteswissenschaftler geschrieben, die promoviert sind, aber nie gelernt haben, ihren Lebensunterhalt selbst zu erwirtschaften, das auch nie vorhatten, und einfach erwarten, von der Gesellschaft durchgefüttert und unbefristet eingestellt zu werden – und damit sogar sicherer und besser versorgt als die, die wirklich arbeiten und den ganzen Quatsch finanzieren.

Der Autor nennt etliche Beispiele und hat in vielem Recht. Aber das Problem ist nicht neu.

Bereits Rudolf Steiner wies darauf hin, dass die produktive Gesellschaft diejenigen Überschüsse erarbeiten muss, die diese angehenden Doktoren zum Leben brauchen, um ihre merkwürdigen geisteswissenschaftlichen Werke zu schreiben. Zu diesen gehörten damals zum Beispiel Arbeiten darüber, in welcher päpstlichen Urkunde zum erstenmal der i-Punkt vorkommt  oder

über die Schimpfwörter bei Properz … , oder über die Parenthesen der griechischen Dramatiker und so weiter. Ich könnte Ihnen Unzähliges anführen.

Auch wies Rudolf Steiner bereits damals auf die problematische volkswirtschaftliche Bedeutung dieses Phänomens unnützer Dissertationen hin:

Ja, diese Dinge, die dürfen nicht weiter belletristisch behandelt werden, sondern diese Dinge müssen nach den Anforderungen unserer Zeit in eine volkswirtschaftliche Perspektive gerückt werden. Der junge Fuchs sitzt ein ganzes Jahr über seiner Dissertation, die über die Parenthese meinetwillen bei Homer handelt. Nicht wahr, er sitzt ein ganzes Jahr darüber. Es kann eine sogenannte fleißige, saubere Arbeit werden. Aber was bedeutet das? Das bedeutet, dass sich der Student ein Jahr damit beschäftigt und isst und trinkt und sich kleidet. Dasjenige, was er isst und trinkt und womit er sich kleidet, das muss gearbeitet werden von so und soviel Leuten. Da muss die soziale Struktur dazu da sein, dass wirkliche Arbeit, reelle Arbeit sich so umwandelt, dass dieser junge ochsende Student ein Jahr essen und trinken und sich bekleiden kann, um über die Schimpfwörter bei Properz oder über die Parenthese bei Homer zu schreiben.

 

Aber das Problem ist nicht nur auf die Geisteswissenschaften beschränkt. 

Nicht nur diese produzieren – damals wie heute – viel unnützes Zeug, sondern – und vermutlich in finanziell viel umfassenderem Maße – auch die Naturwissenschaften, vor allen Dingen auf dem Gebiet der sogenannten lebendigen Wissenschaften (Biologie und so weiter). Dabei ist nicht deren prinzipielle Arbeitsmethode ein Problem, sondern die Schlüsse und technischen Konsequenzen und Anwendungen, die die Menschen (Fachleute und Experten bis hinunter zum sogenannten kleinen Mann) daraus ziehen. Dazu kommt nicht nur das finanzielle Problem, sondern die Verödung der Seelen, die die Menschen erfahren, wenn sie aus nichts Anderem für dieses tote und oberflächliche Wissen einen Ausgleich erfahren können. Dabei ist es durchaus so, dass diese Naturwissenschaften großartige Beobachtungen liefern (siehe zum Beispiel hier). Dabei baumelt ihnen der Geist quasi vor der Nase herum, aber sie wollen ihn nicht erkennen und sich schon gar nicht damit beschäftigen. Und so schlittern wir auch auf dem Gebiet der Naturwissenschaften immer weiter in das Desaster rein, das in obigem Artikel angerissen wird.

 

Es wäre sicher interessant, sich einmal über die Folgekosten, 

die auf diesem Wege

Rudolf Steiner spricht von den „perversen wissenschaftlichen und sonstigen Auseinandersetzungen der letzten Jahrhunderte – und namentlich des letzten Jahrhunderts – des Bürgertums“

für die produktive Gesellschaft anfallen, einmal zu beziffern. Ich nenne hier – nur ein Beispiel von so vielen – die Themen der Genetik, mit deren fragwürdigen Produkten auf dem Gebiet der Nahrungspflanzen sich letztendlich die Menschen der Gesellschaft hautnah in der Verdauung auseinandersetzen müssen. Ich nenne – zum Beispiel – die chemisch-synthetische Unkrautbekämpfung im konventionellen Landbau durch Pestizide, mit deren Rückständen in der täglichen Nahrung sich die Menschen ebenfalls auseinandersetzen müssen – mit unbekannten gesundheitlichen Folgen und unbekannten finanziellen Folgekosten für die Gesellschaft. Mit Blick auf die Atomkraft hat es den politisch Verantwortlichen – nach einigem Widerstand aus der Bevölkerung – endlich auch gedämmert – aber vor allen Dingen wohl rein aus wahltaktischen Gründen – dass das wohl keine so gute Idee war, die man verfolgte – und nicht nur finanziell. Atommüll strahlt ja sehr, sehr, sehr lange. Dazu kommen dann die Bankenrettungen und so weiter und so fort. Weitere völlig unnütze Folgekosten – diesmal auf dem Gebiet des sogenannten Rechtsstaates selber – rechnete gerade Akif Pirinçci nach: 

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Nicht nur die Geisteswissenschaften sind also das Problem, 

sondern dass man sich davor drückt – und zwar auf allen Gebieten der Wissenschaft – des realen Geistes überhaupt habhaft werden zu wollen. Überall will man nur an der Oberfläche der Dinge, nur an den sinnlichen Erscheinungen herumkratzen und diese in Technik umsetzen. Das Problem unnützer Doktorarbeiten wird nicht dadurch gelöst werden, dass man die dummen Geisteswissenschaften verbietet, sondern dass man überhaupt die Wissenschaften und die Universitäten geistig erneuert. Auch darauf hatte Rudolf Steiner damals hingewiesen, indem er ausführte, dass man auf diesem Wege einer Umwandlung der kaputten sozialen Verhältnisse hin zu einem dreigliedrigen sozialen Organismus (mehr zur Sozialen Dreigliederung zum Beispiel hier und hier und hier – sowie an vielen anderen Stellen auf Umkreis-Online) gerade auf diesem Gebiete des freien Geisteslebens durchaus radikal vorgehen kann, indem

vor allen Dingen die Universitäten ausgekehrt werden müssten.

Alles andere, also Wirtschaftsleben und Staatsleben (Politik, Rechtsleben) müsste erst einmal durch eine Reihe von Provisorien gehen:

Nur auf dem ersten Gliede kann man heute radikal vorgehen; das andere muss umgewandelt werden in eine Reihe von Provisorien. Und das geistige Leben ist dasjenige, was unmittelbar angegriffen werden müsste. Das dritte Glied, das ist dasjenige, wobei angefangen werden müsste. Und wenn jemand darauf kommen würde, dass dann vor allen Dingen die Universitäten ausgekehrt werden müssten, und das nicht will, dann, dann ist eben auf diesem Gebiete mit ihm nicht zu reden. Allerdings müssen die zuerst ausgekehrt werden! 

Noch ein ganz aktuelles Beispiel zu den unnützen Leistungen der Universitäten? Bitte sehr:

Uni-Studie bestätigt: Deutsche Tageszeitungen wurden 2015 zur Lügenpresse

Gottseidank, dass wir unsere gesegneten Universitäten haben! Sie kriechen Jahre später aus dem Bombenkrater und folgern messerscharf, das es an dieser Stelle mächtig gerummst haben muss. – Ach ja, und weiter als nur bis zum Jahr 2015 sind diese Universitäten in ihrer Urteilsfindung noch nicht gediehen.

 

Überhaupt ist eine fruchtbare soziale Zukunft nicht nur auf diesem Gebiet nicht zu erwarten, 

wenn nicht ein von der Wirtschaft und der Politik unabhängiges freies Geistesleben realisiert wird. Solange die Wissenschaft genutzt wird, um gruppenegoistische Partikularinteressen der Politik oder der Wirtschaft in der Gesellschaft –

alles natürlich fein wissenschaftlich begründet wie der sogenannte Klimawandel, an den ich natürlich glaube, nur weder daran, dass er von Menschen gemacht ist noch groß beeinflusst werden kann –

durchzusetzen, solange die Wissenschaft nur ein vom Staat und der Wirtschaft bezahltes und unfreies aber daher willfähriges Objekt dieser Institutionen ist, solange wird man auf diesem Gebiete keine Besserung fordern können. Und diese wird schon gar nicht eintreten, indem nun der alte Einheitsstaat, die Politik, endlich ein Machtwort spricht – weil die Missstände immer eklatanter und offenbar werden – und die Geisteswissenschaften wieder auf Vordermann bringt, indem es diese – vielleicht – verbietet. Sondern dieses Problem wird nur gelöst werden können, indem es das freie Geistesleben selber ist, dass geistig so gesund wird in sich selber, dass es unnütze Projekte, wie die oben kritisierten, erst gar nicht mehr verfolgen lässt.

Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Denn – wie ich immer sage – die sozialen Angelegenheiten sind heute beim Volk angekommen. Dieses wird sich darum kümmern müssen, weil es die Regierenden niemals für sie in einer sozial heilsamen Weise tun werden. Für das Volk, für das heutige Bürgertum gibt es jedoch nichts, was es noch unnützer empfindet als das Geistesleben – und schon gar nicht ein freies Geistesleben. Und so leben wir eben immer weiter in den sich – auch daraus – ergebenden Konsequenzen.

 

 

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