Fällt der dritte Weltkrieg doch aus?

 

 

von Ingo Hagel 

 

 

Der 3. Weltkrieg fällt wohl aus

Brzezinskis Geopolitik hat sich überlebt. Ohne die Russen geht nichts mehr. Ohne die Chinesen werden USA und EU auch in Afrika scheitern. Russland muss die EU nicht mehr erobern, sie wird ihm zufallen.Viele Menschen fürchten, dass wir vor dem 3. Weltkrieg stehen. Die Provokationen des Imperiums gegen Russland im Baltikum, in der Ukraine, dem Kaukasus oder Syrien könnten ihn von Jetzt auf Gleich entfachen. Nur der Besonnenheit Putins sei es zu verdanken, dass es bisher nicht dazu kam. Letzteres ist sicher nicht falsch, aber zu kurz – und viel zu pessimistisch gedacht. Denn Putin begnügt sich nicht damit, das Imperium erfolgreich in seine militärischen Schranken zu weisen, sondern treibt gleichzeitig im Bund mit China die wirtschaftliche Entwicklung Russlands, Eurasiens, Lateinamerikas und Afrikas voran.  

Auch wenn man natürlich sagen kann: Der dritte Weltkrieg sei doch längst im Gange – der allerdings wenigstens hier in Deutschland noch nie so gemütlich ausfiel. Kann alles noch werden….  Aber dennoch: Endlich mal ein positiver Beitrag mit Blick auf das ganze unfruchtbare 3. Weltkriegsgeplärr, das an so vielen Stellen zu lesen ist und zu dem ich schrieb:

Der dritte Weltkrieg wird kommen, ja, ja, er steht unmittelbar bevor, tja, da könne man gar nichts machen, das sage auch der „Heilige“ Vater in Rom und der verstorbene Günter Grass. Und so wackeln alle schulterzuckend in den dritten Weltkrieg hinein. Wenn der Dritte Weltkrieg kommt, dann nur, weil hier zu viele Menschen gepennt haben. Weil es viel zu Wenige gibt, die sagen: Nein, wir wollen einen Dritten Weltkrieg nicht haben!!! Und wir wissen auch, was wir an der Stelle, an der wir stehen im Leben, dagegen tun können. Und wir wollen und werden es tun! Hinweg mit diesem Dritten Weltkriegsgeplärr, das nicht in der Lage ist, Auswege und Alternativen aufzuzeigen, und hinweg mit diesem Dritten Weltkrieg und denen, die ihn betreiben!

Doch sollte man sich nicht zu sicher sein. Die positiven Bemühungen Putins bieten nur einen Aufschub – und auch nur vielleicht. Diese Zeit muss genutzt werden. Jede wirtschaftliche Konsolidierung, mit der Putin und die BRICS-Staaten ihre Existenz unabhängig von dem Imperium der USA sichern, ist zu begrüßen. Aber auch dort muss gesehen werden, dass jede zukünftige Entwicklung, von der man glaubt, sie allein auf die Wirtschaft gründen zu können, zum Scheitern verurteilt ist. Was kommen muss, ist eben das, was ich immer wieder hier als Soziale Dreigliederung beschreibe (siehe zum Beispiel hier und hier und hier): Zu einem selbstständigen Wirtschaftsleben muss ein souveränes Rechtsleben (Politik) sowie ein wirklich freies Geistesleben, das heißt freie Schulen, Forschung, Ausbildung und so weiter kommen, sonst wird auch diese aufkeimende wirtschaftliche Entwicklung des Ostens zum Niedergang verurteilt sein. Und Putin hat diese Forderung nach einer Sozialen Dreigliederung ja bereits angemahnt.

Man sollte sich nicht der Täuschung hingeben, dieses Deutschland, Europa oder die Welt würden nun von Putin oder dieser positiven Entwicklung der BRICS-Staaten gerettet werden können. Ganz im Gegenteil: Der Aufschub, den Putin dem Westen beziehungsweise der Welt gnadenhalber gewährt, muss von diesem Mitteleuropa genutzt werden, um hier die Soziale Dreigliederung zu begründen. Diese Entwicklung wird nur von Deutschland aus erfolgen können. Dann wird sie auch in den Osten getragen werden können. Der Osten wird sie nicht alleine entwickeln können.

Die Leute, die glauben, der alte, miserable Kapitalismus des Westens, der – vielleicht – seinem Ende entgegengeht, könnte durch einen guten Kapitalismus des Ostens gerettet werden (am besten geführt von einem Putin, der dann wohl so alt werden muss wie der liebe Gott ….) die täuschen sich.

Vor einer Weile diskutierte eine Gruppe um Ken Jebsen zu dem Thema „Ethik oder Etat – Sind unsere Werte nur Börsenwerte?“. 

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Weitere Informationen

 

 

Siehe dazu auch hier:

Zur Sendung KenFM Positionen: Ethik oder Etat

Nachdem fast drei Stunden lang die diversen Geschwüre des westlichen Werte-, Wirtschafts- und Gesellschaftssystems seziert worden waren (ich habe gar nichts dagegen einzuwenden, ich hoffe, möglichst viele Menschen sehen sich dieses Gespräch an, aus dem man sehr viel lernen kann), fragte man sich natürlich, wo denn die positiven Aspekte und Auswege aus diesem Dilemma sich abzeichnen. Peter Koenig brachte (bei 2:06:10) einen Beitrag dazu. Er sieht einen „Funken Hoffnung“ im Finanzmarkt.

Peter König verwies darauf, dass die Dominanz des Petrodollars, der 1971 von George Bush mit den Saudis vereinbart worden war, von den BRICS-Staaten unter der Führung Russlands und Chinas aufgebrochen wird. Diese beiden Länder – und ein paar andere, es werden immer mehr werden – handeln Öl und Erdgas nicht mehr in Dollar sondern in Rubel und Yuan. Die Nachfrage nach dem Dollar wird also immer weiter reduziert werden. Wenn die Nachfrage nach dem Dollar als Reservewährung einmal unter 50 Prozent fällt, kann angenommen werden, dass es eine Flucht aus dem Dollar ausgegeben wird. Diese muss vorbereitet werden, weil sonst das ganze kapitalistische System zusammenfällt. Peter König hält das, was Russland und China planen, für sehr gut, denn der Westen wird in Zukunft ein Markt sein für den Osten.

Peter König möchte also nach rein wirtschaftlichen Prinzipien das sinkende kapitalistische Schiff des Westens an den neuen und aufstrebenden kapitalistischen Keim des Ostens andocken und dadurch retten.

Peter Koenig unterscheidet (bei 2:10:40) zwar zwischen dem neoliberalen Kapitalismus, den er ökonomischen Faschismus nennt (Einverstanden!), und einem Kapitalismus, der „noch menschlich ist“ und mit dem Europa nach dem Zweiten Weltkrieg großgeworden ist. Und zu dem er ganz offensichtlich zurück will. Das aber ist nichts als eine große Illusion. Denn dieser Weg ist aus gutem Grund versperrt, da sich die geistige Entwicklung der Menschheit – ohne dass diese Schaden nimmt – nicht zu halbbewussten Zuständen zurückdrehen lässt.

Ich halte Peter Königs Beitrag an dieser Stelle einfach deshalb für bemerkenswert, weil er in beschämender Weise demonstriert, dass der von ihm erwähnte „Funken Hoffnung“ nicht in Europa liegt, nicht aus Deutschland kommt, sondern aus Russland und China. Deutschland und Europa „haben fertig“. Traurig aber bezeichnend für den geistigen Zustand Deutschlands und Europas. Eine bemerkenswerte Signatur des Verfalls, der Dekadenz und des Niedergangs sowie der geistigen Unfruchtbarkeit, die aus diesem fast dreistündigen Gespräch der Experten herauskommt – und die natürlich auch Putin vor kurzem angesprochen hat! Die dreistündige Leichenschau ergab, dass das leiblich noch recht wohlgenährte Deutschland geistig nichts beizutragen hat zu dem Guten und Positiven. Der „Funken Hoffnung“, den Peter König im Auge hat, glüht nicht hier in Deutschland, sondern in Russland! Das ist erbärmlich.

Peter König hat Recht, wenn er sagen will: Wenn es bis jetzt gelungen ist, die Welt vor einem Dritten Weltkrieg zu bewahren, dann ist das nicht das Verdienst des Westens, sondern Russlands Verdienst –

obwohl ich trotzdem immer wieder das Gefühl habe, dass es auch noch einige vernünftige und einflussreiche Gruppierungen hinter den amerikanischen politischen Kulissen gibt, die (noch) immer wieder das Schlimmste verhindern konnten.

Und es ist fast witzig: Ich erinnere mich an das Schild, das ein Demonstrant bei einer der PEGIDA-Demonstrationen getragen hat, auf dem stand: „Putin hilf uns.“

Erstaunlich, der böse Putin muss helfen, denn Deutschland versagt auf ganzer Linie.

Bei 2:10:27 fragt Ken Jebsen nach, ob denn dann dieser neue Osten – wie der Westen vor ihm – nicht ebenfalls kapitalistisch produzieren werde? Ein aufmerksamer Einwand. Diese immerwährende Angst bestimmter linker Richtungen vor dem bösen Kapitalismus ist erstaunlich aber weit verbreitet. Hier habe ich etwas dazu geschrieben:

Ungerechtfertigte Kapitalismuskritik – Nicht der Kapitalismus, sondern dessen schädliche Auswirkungen müssen verhindert werden, sonst vernichtet man die Gesellschaft

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