von Webster Tarpley (Übersetzung: Ingo Hagel)
Washington DC, 9. Sept. 2011 – Spät am gestrigen Tag meldeten Beamte der Obama Regierung, sie besäßen eine „glaubwürdige aber unbestätigte“ Warnung mit Blick auf einen Terroranschlag um die Zeit des 10. Jahrestages von 9/11 am kommenden Sonntag.
Diese Ankündigung ist der krönende Abschluss einer Woche, in der zahlreiche Veteranen des verschleierten ursprünglichen 9/11-Terror-Anschlages unter falscher Flagge ausgiebig die Medien warnten, dass eine Wiederholung der blutigen Tragödie von vor zehn Jahren nur eine Frage der Zeit sei. Zu diesen Personen zählten der ehemalige New Yorker Bürgermeister Giuliani, die Vorsitzenden der 9/11 Kommission Hamilton und Kean sowie viele andere.
Gemäß der momentanen geheimdienstlichen Situation steigt die Wahrscheinlichkeit eines in den nächsten Wochen und Monaten stattfindenden groß angelegten Terroranschlages unter falscher Flagge. Und dies aus dem Grunde, weil ein solcher Terroranschlag – inklusive der Kriege, die er entfesseln könnte und der Verfügung des Kriegsrechtes, die im Zusammenhang damit in Europa und Nordamerika verhängt werden könnten – die Maßnahmen ermöglichen würde, welche die herrschenden Finanzoligarchen dieser Nationen für notwendig erachten für ihr kurzfristiges Überleben. Dieser Angriff unter falscher Flagge könnte Syrien, dem Iran, der Hisbollah, den Palästinensern oder einer Reihe von anderen angehängt werden.
Die Entschlusskraft zu einer solchen Tat könnte noch einmal erwachen bei diesem Schurken-Netzwerk, dieser unsichtbaren Regierung, Geheimregierung, Parallel-Regierung, Tiefen-Staat, Spezialkräften im Untergrund – wie immer man es nennen will – , die an dem Punkt existiert, an dem sich die Wege der Finanzbosse der Wall Street und der City of London kreuzen mit herrschenden Persönlichkeiten – ob noch im Dienst oder im Ruhestand – des anglo-amerikanischen Geheimdienst-Establishments.
Bevorstehende Banken-Panik bedeutet neue und größere Bailouts – verhängt unter Kriegsrecht
Der Hauptfaktor, der die Anglo-Amerikanische Machtelite in ein neues Terror-Abenteuer unter falscher Flagge zwingt, ist der nun schnell sich beschleunigende Zusammenbruchs des europäischen und des amerikanischen Bankensystems. Fast zwei Jahre einer anglo-amerikanischen finanziellen Kriegsführung gegen den Euro – gewöhnlich in Form von Credit Default Swaps (CDS) sowie Anschläge auf europäische Staatsanleihen – haben nun eine außergewöhnlich ernste Krise hervorgerufen. Im Moment gibt es einen Liste von mindestens einem Dutzend großer europäischer Banken, auf der jede einzelne Bank ein Kandidat ist, um die Rolle von Lehman Brothers zu übernehmen in der Auseinandersetzung, die für die nächsten zwei Monate erwartet werden kann – inklusive der Top-Banken in England. Diese Krise ist fast ausschließlich das Werk der City of London und der Wall Street, und die haben sie geschaffen, um den Druck auf den Dollar zu verringern, und um die Gefahr zu neutralisieren, die den Dollar als Weltleitwährung in der Zukunft gefährdet. In den vergangenen Tagen haben sich die anglo-amerikanischen Kommentatoren amüsiert, da der Dollar ein paar Pennies an Wert gegenüber dem Euro zulegte.
Das Problem der Anglo-Amerikaner ist, dass eine europäische Bankenpanik schnell zu einer amerikanischen Banken- und Dollarpanik werden wird. Institutionen wie die Bank of America, Citibank, Morgan Stanley und sogar die gepriesene Goldman Sachs, die seit 2008 nur aufgrund der Großzügigkeit der Regierung als Zombie-Banken existierten, zeigen nun sichere Anzeichen einer Lehman-ähnlichen Todesspirale. Um es kurz zu machen: wenn die europäischen Banken zugrundegehen, werden die Banken von London und New York gleich danach dran sein. Vielleicht hätten die Wall Street Genies der internationalen finanziellen Kriegsführung daran denken sollen, als sie ihre momentane aberwitzige Schulden-Abwälz-Kampagne gegen ihre Kollegen in Kontinentaleuropa begannen.
Die Erfahrung lehrt, dass wenn die Banken des New Yorker Geldzentrum sich einem drohenden Bankrott gegenübersehen, ihr erster Instinkt sie einen zweiten Bailout in Milliardenhöhe auf Kosten des amerikanischen Steuerzahlers fordern lassen wird. Das Problem dabei ist, dass der erste Bailout einen derartig bitteren Nachgeschmack hinterlassen hat, dass die nochmalige Genehmigung einer solch monströsen Unterstützung durch den amerikanischen Kongress eine reine Vermutung wäre. Daher stellt aus Sicht der Wall Street die Verfügung eines Kriegsrechtes eine sehr viel attraktivere Alternative dar als in der Vergangenheit. Unter der Wirkung eines großen Anschlages unter falscher Flagge könnte man neue Bailouts durch den Kongress bekommen, oder sogar genehmigt durch die Wall Street Marionette Obama in Form einer (später zu genehmigenden) Verfügung des Präsidenten. Diese Bailouts könnten sogar als notwendige Maßnahmen zur nationalen Verteidigung im Notfall angesehen werden. Deren Wirkung in Europa wäre ähnlich.
Ein als Reaktion auf eine Terrorattacke verfügtes Kriegsrecht würde automatisch genutzt werden können zur Unterdrückung der öffentlichen Proteste gegen die von den Zombie-Bankern und Hedgefonds-Hyänen dekretierten Bailouts und Sparmaßnahmen. Unabhängig von den Einzelheiten, Tricks und Feinheiten, eine neue Terror-Krise würde der Wall Street helfen, ihr Geld zu bekommen. Und es gibt nichts wie eine drohende Finanzpanik, um die anglo-amerikanische Finanzelite zum kollektiven Überschnappen zu bringen.
Die 12 Tyrannen der Sparpolitik bedrohen das Pentagon Budget
Ein zweites und damit zusammenhängendes Problem stellt sich dar in dem gestrigen ersten Treffen dieses außerhalb gesetzlicher Regelungen existierenden und pseudo-rechtlichen Organismus, den das amerikanische Volk immer häufiger als die 12 Tyrannen bezeichnet. Dies ist das infame Super Komitee oder Super Kongress, ein Gebilde, das eine klare Verletzung der Verfassung der USA darstellt. Falls – was wahrscheinlich ist – die 12 Tyrannen, der Kongress und Obama sich nicht auf ein gemeinsames Programm eines völkermörderischen Sparprogramms gegen das amerikanische Volk einigen können, wird um Weihnachten dieses Jahres eine automatische Budget-Guillotine niederfallen und wird beginnen, jedes Jahr 60 Milliarden Dollar aus dem Pentagon Budget zu streichen. Wie eine Anzahl Beobachter berichten, genügt allein schon diese Aussicht, um die Geheimdienstveteranen des Schurken-Netzwerkes ein heftiges neues Terror-Ereignis inszenieren zu lassen, das die momentane Höhe ihrer Finanzierung sichert. Wenn neue Terrorangriffe sich ereignen, wird es viel schwieriger sein, das Pentagon Budget zu kürzen. Wurde diesen kriegslüsternen Militaristen schon ihr Kalter Krieg vor 20 Jahren entwendet, so werden sie sich nun nicht ihren Ersatz dazu nehmen lassen, nämlich den globalen Krieg gegen den Terror, und sie sind bereit, alle Zurückhaltung fallen zu lassen, um sich selbst durchzusetzen.
Die Angst dieser Kreise wurde gesteigert durch Nachrichtenmeldungen, wonach die Präsenz der Amerikaner im Irak auf nur noch 3000 Soldaten heruntergeschraubt werden soll. Zu gleicher Zeit wächst der öffentliche Druck für einen frühen Ausstieg aus Afghanistan, während andere Stimmen nach einer Strategie für eine begrenzte Anzahl Spezialtruppen und Predator Drohnen (aber ohne große Zahlen an Infantry) rufen.
Republikanische Kriegstreiber posieren als Isolationisten
Der Abscheu der amerikanischen Bevölkerung vor den endlosen Kriegen der letzten 10 Jahre hat allmählich große Teile der republikanischen Partei aus einer selbsternannten Anhäufung von Kriegstreibern in eine angebliche Horde von Isolationisten mutieren lassen, wie die letzten Debatten zeigen. Natürlich ist für die meisten dieser Figuren diese täubchenartige Umwandlung reine Demagogie. Ein kräftiges Terrorereignis unter falscher Flagge würde diese Republikaner sicher eiligst in die kriegstreiberische Haltung zurückverwandleln, die sie schon von Natur aus geistverwandt finden.
Der anglo-amerikanische Anschlag auf Syrien schlägt fehl
Im Mittleren Osten hat die anglo-amerikanische Machtelite alles verwettet auf einen erfolgreichen Marsch der Farben-Revolutionen unterstützt von der militärischen Aggression der NATO, um die meisten der existierenden Regimes in der arabischen Welt zu stürzen. Syrien stellt bis jetzt den ernstesten Testfall für diese neue anglo-amerikanische Strategie-Doktrin dar. Bis jetzt war es relativ leicht für die Anglo-Amerikaner, die Regierungen von Tunesien und Ägypten zu destabilisieren und zu stürzen, da sich diese Staaten sowieso schon im anglo-amerikanischen Einflussbereich befanden.
Der große Drang der NATO, Syrien anzugreifen
Libyen dagegen erwies sich als eine viel härtere Nuss, und die NATO, trotz einer brutalen Anwendung völkermordender Gewalt, hat sie noch nicht geknackt. Aufgrund Gaddafis großer Kampfqualitäten scheint es, dass der lange Krieg in Libyen Syrien geschützt hat vor der nächsten geplanten Welle eines NATO-Angriffs. In der Zwischenzeit hat die syrische Armee erhebliche Fortschritte gemacht, die bewaffneten Aufstände niederzuschlagen, die durch Todesschwadronen und bewaffnete Banden initiiert wurden, die in Verbindung mit der Muslim Brotherhood stehen, die ihrerseits wiederum eine Schöpfung des britischen Geheimdienstes ist. Die beste Zeit, um in Syrien einzumarschieren wäre vor zwei Monaten gewesen, aber dies hat sich als unmöglich erwiesen, da so viele der streng begrenzten Militärbestände der NATO an der libyschen Front gebraucht wurden. Bald wird nur noch wenig von der Muslim-Brotherhood-Söldnertruppe in Syrien übrig sein, um von der NATO gerettet werden zu müssen.
Ein Terrorangriff unter falscher Flagge würde sofort diese Lage ändern, da sie politische Verhältnisse schaffen würde, in denen Obama erfolgreich dem Kongress eine Vergrößerung der Truppenbestände abpressen könnte – und von Europa einen direkten Angriff auf Syrien. Dieses wiederum würde wahrscheinlich die NATO in einen umfassenden Krieg nicht nur mit Syrien, sondern mit der Hisbollah und dem Iran verwickeln. Wenn man an einen Weltkrieg denkt, der sich gemäß der Linien des Dreißigjährigen Krieges in Europa (1618 – 1648) entwickelt, dann würde dies sehr stark anfangen, nach einem solchen Weltkrieg auszusehen.
Ein isoliertes Israel sieht sich der PLO Forderung nach Anerkennung eines eigenen Staates gegenüber sowie der Feindschaft der Türkei
Ein weiterer verschärfender Faktor ergibt sich aus der laufenden inneren politischen Krise und der zunehmenden internationalen Isolation Israels. Direkt nach dem Jahrestag zu 9/11 wird die Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York zusammenkommen. Hier wird dann ein entschlossener Versuch der Palästinenser unternommen werden, um deren Existenz als souveräner und unabhängiger Mitgliedsstaat der Vereinten Nationen anerkennen zu lassen. Dieses Gesuch wird die überwältigende Zustimmung der gesamten Welt erfahren. Es ist gut möglich, dass die Generalversammlung dem palästinensischen Gesuch stattgeben wird. Die USA werden sich der erniedrigenden Isolierung gegenübersehen, die ihre Blockierung dieser Staatlichkeit mit einem Solo-Veto im Sicherheitsrat bedeuten wird. Von Saudi Arabien gibt es offizielle Berichte, wonach ein solches Ergebnis eine Katastrophe für die US-saudischen Beziehungen bedeuten wird.
Wird die Türkei die Rolle einer anglo-amerkanischen Kamikaze-Puppe ablehnen?
Eine weitere Komplikation betrifft die Türkei. Gemäß dem anglo-amerikanischen Wunsch-Szenario hätte die Türkei mittlerweile Syrien unter dem Vorwand, den Flüchtlingsstrom über die gemeinsamen Grenzen beider Länder zu stoppen, angegriffen. Für eine Weile sah es so aus, als ob die Türken in der Tat die Rolle einer Kamikaze-Puppe gegen Syrien im Dienst von London und New York akzeptieren würden. Aber im Moment sieht es so aus, als ob das Ganze ruht. Anstatt in Syrien einzumarschieren, ist die Türkei in einem hochkarätigen diplomatischen Zusammenstoß mit den Israelis verwickelt, der sehr viel mehr Sinn macht aus Sicht der türkischen Interessen und der inneren Politik, und der den Druck auf die Desperados des Netanjahu-Regimes erhöht. All dies findet in dem Moment statt, in dem eine halbe Million Israelis auf den Straßen demonstriert, um den Militarismus und die Sparmaßnahmen Netanjahus zurückzuweisen.
Eine türkisch-ägyptische Allianz?
Es gibt sogar Berichte über eine mögliche Allianz zwischen Ägypten und der Türkei. So etwas wäre höchst unwillkommen für die Vereinigten Staaten, England und Israel. Die Ägypter Ihrerseits haben sich zu weniger dienstbaren Nachbarn der Israelis auf dem Sinai entwickelt, besonders nachdem einige ägyptischen Soldaten durch einen israelischen Bombenanschlag auf Gaza getötet wurden.
Iran: Busher geht online
Im Hintergrund entwickelt sich das iranische Atomprogramm ruhig weiter. Das Kernkraftwerk in Busher ging online und produziert Strom für Irans nationales Stromnetz. Die Washington Post zitiert einen Bericht vom September der Internationalen Atom Energie Behörde in Wien, und behauptet, das iranische Nuklearprogramm stelle eine „unverminderte Gefahr“ dar. In einem Editorial vom 6. September behauptet die Zeitung, der Iran hätte begonnen, neue und höher entwickeltere Zentrifugen zur Anreicherung von Uran zu benutzen, und dass schneller Fortschritt gemacht würde, um die existierenden Zentrifugen in große unterirdische Plätze in einem Berg in der Nähe von Qom aufzustellen, was sie so gut wie unverletzlich für einen Militärangriff machen würde. Die ausgedehnte Kampagne von Morden an iranischen Atomwissenschaftlern, so scheint es, hat diesen Prozess nicht gestoppt. In den fiebrigen Vorstellungen der imperialistischen Militärplaner könnten wir daher bald einen Point of No Return erreichen für einen Angriff auf den Iran.
Der Neocon Petraeus leitet nun die CIA
Ab diesem Dienstag hat General Petraeus die Kontrolle über die Central Intelligence Agency der USA übernommen. Petraeus war lange als der bevorzugte Kandidat der Neocons angesehen worden, und als ihr ausgesuchtes Mittel, damit alle zusammen wieder an die Macht kommen. Petraeus stellt eine Personalunion des Pentagon und der CIA dar, die zwei Säulen seiner angestrebten zukünftigen autoritären Präsidentschaft. Falls die herrschende Klasse der Vereinigten Staaten sich entscheiden sollte, Obama über Bord zu werfen, wird Petraeus Stern steigen auf Kosten des „Haufens von Sonderlingen“, die das republikanische Feld bevölkern, welches „das schwächste ist seit 1940“ – so die Worte von John Weaver vom Huntsman Camp.
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