von Ingo Hagel
In den nächsten Jahren soll der Nahe Osten seine Probleme selbst regeln. Die Vereinigten Staaten, die ihm seit dem Zweiten Weltkrieg ihren Willen aufgezwungen haben, und Russland, das gegen die Dschihadisten in Syrien gekämpft hat, wollen dort nicht mehr die Hauptrolle spielen. Die Völker der Region, die Jahrhunderte lang von den Kolonialmächten entmündigt und gegeneinander aufgebracht wurden, sollen sich jetzt nach Art der Erwachsenen betragen. Die beiden Großen sind gleichzeitig Opfer schwerwiegender wirtschaftlicher Probleme. ….. Das Einzige, was Russland noch in der Region hält, ist die Notwendigkeit – für die Vereinigten Staaten ebenso wie für Russland – Präsident Erdoğan zu stürzen, ehe seine Herrenmenschen-Politik und seine Instrumentalisierung des Terrorismus eine globale Katastrophe auslösen.
Was von der ganzen Angelegenheit zu halten ist, dass der Nahe Osten angeblich sich selbst überlassen werden soll, kann man sich auch unter dem Gesichtspunkt überlegen, der hier angesprochen wurde:
Erst kürzlich kündigte Großbritannien an, es beabsichtige, seine Interessen „östlich von Suez“ wieder voll und ganz durchzusetzen.
Wie weit geht „östlich von Suez“? Bis nach Syrien, Irak, Iran, bis in die Türkei? Könnte es also nicht eher so sein, dass man nun die Dinge für genügend vorbereitet hält? Die Lunte an den Nahen Osten ist gelegt und brennt, und man kann nun ruhig zusehen, wie sich alles entwickelt, indem sich die Akteure „östlich von Suez“ selbst zerfleischen sollen.
Dass Amerika nicht „boots on the ground“ haben muss, um ein Land oder eine Region zu besetzen, hat bereits George Friedman gesagt. Dass man über Sanktionen, zu deren Durchsetzung man auch Deutschland und Europa zwingt, selbst ein großes Land wie Russland schwer ans Keuchen bringen kann, hat sich auch gezeigt. Und dann fielen auch noch die Ölpreise von einstmals 100 Dollar je Barrel auf 30 Dollar. Na sowas aber auch.
Paul Craig Roberts: Um Russland zu destabilisieren, benötigt Washington einen festeren Griff innerhalb Russlands. Um diesen festeren Griff zu erreichen, hat Washington mit den Megabanken in New York und den Saudis zusammengearbeitet, um den Ölpreis von über $ 100 das Barrel auf $ 30 herunterzutreiben. Dies hat die russischen Finanzen und den Rubel unter Druck gesetzt.
Und wenn das schlafende Deutschland sich nicht noch in letzter Minute den TTIP-Wünschen der Amerikaner verweigert, wird auch dieses Land vollends zu einer Kolonie der USA – alles ganz ohne „soldiers“. Und so weiter und so fort.
Ich glaube daher nicht, Anglo-Amerika wird sich so einfach die Löffel aus der Hand nehmen lassen wie die beiden netten Kumpels hier ihre Maschinenpistole sowie die letzte Gelegenheit zum Abdrücken:
Update 27. April:
Und da tickern auch schon die ersten Meldungen zu dem „Rückzug der Großmächte“ ein:
Anmerkung: Das wäre natürlich alles nicht nötig und rausgeworfenes Geld, wenn Washington nicht von „dramatisch steigenden Verteidigungsherausforderungen“ ausgehen würde, das heißt, dass da nächstens in der Region ein größeres Ding steigen könnte.
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